Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0053

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52

1. Einleitung

zahlreiche Fehlannahmen beseitigt^'", Probleme bleiben aber dennoch bestehen^.
In vielen Fällen ist eine sichere Identifikation methodisch unmöglich.

L6.2 D;'p BdZd/'c&mHgdHyüir Rdump

Die vorliegende Arbeit geht von Siedlungen sowie von größeren und kleineren
Räumen aus. Bevor die zeitgenössischen Begriffe für sie betrachtet werden, soll
zunächst der Sprachgebrauch dieser Untersuchung erläutert werden.
Eine kleine, nichtstädtische Siedlung soll hier grundsätzlich als Dorf be-
zeichnet werden, obwohl in der Mittelalterforschung die Auffassung verbreitet
war und ist, dass ,echte' Dörfer, also solche mit einer rechtsfähigen verfassten
Dorfgemeinde, frühestens seit dem hohen Mittelalter existieren^. Davon soll aus
zwei Gründen abgewichen werden. Der erste ist praktischer Natur: Es wäre
umständlich und unschön, statt von Dörfern von ,ländlichen Siedlungen geringer
Größe' oder ähnlichem zu sprechen. Der zweite, wichtigere Grund ist, dass es
nicht angemessen scheint, die kleineren Orte des frühen Mittelalters als zufällige
Ansammlung mehr oder weniger nahe beieinanderliegender Höfe zu werten, wie
in dieser Arbeit gezeigt werden so! PN Eine Beschränkung des Dorfbegriffs auf die
mittel- und westeuropäischen Siedlungen zwischen Hochmittelalter und Früher
Neuzeit wäre irreführend und entspräche auch nicht dem Sprachgebrauch der
geographischen Forschung^'. Neben dem Dorf wird für Siedlungen in dieser
Untersuchung auch der Begriff ,Weiler' verwendet, wenn die - vermutlich - sehr
geringe Größe einer Siedlung betont werden soll. Dass es dabei keine feste
Abgrenzung nach Einwohnerzahlen oder der Existenz von zentralen Ein-

237 Für Freising: WALLNER, Beiträge; Romuald BAUERREISS OSB, Korrekturen zu den Orts-
bestimmungen von Th. Bitteraufs „Traditionen des Hochstifts Freising", in: Beiträge zur
altbayerischen Kirchengeschichte 22,2 1962, 45-51. Korrekturen aus diesen Werken werden
im Folgenden zumeist nicht gesondert vermerkt. Zum Amperraum Anton HUBER, Die
Ortsnamen des Fandkreises Freising (Materialien zur Geschichte des bayerischen
Schwaben 11), Augsburg 1988; zum Raum an der Isen: Cornelia BAUMANN, Der Altlandkreis
Erding (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern - Oberbayern 3), München 1989, im
Folgenden zitiert als HONB Erding; Helmut SPERBER, Ortsnamen des Fandkreises Mühldorf
am Inn. Frühe Namensformen und Deutungsversuche, in: Das Mühlrad 18 1976, 5M0; zum
Wallersee Althochdeutsches Namenbuch. Die Überlieferung der Ortsnamen in Österreich
und Südtirol von den Anfängen bis 1200, bearb. v. Isolde Hausner, Elisabeth Schuster, Wien
1989-2004. Allgemein zu den Ortsnamen in Bayern HAUBRICHS, Baiern.
238 Dazu u. die Beispiele in 1.7.3.
239 BADER, Rechtsgeschichte, s. auch o. 1.3.1.
240 S.u.3.1.
241 Zu den allgemeinen Problemen einer Dorfdefinition Werner TROSSBACH, Clemens ZlMMER-
MANN, Die Geschichte des Dorfes. Von den Anfängen im Frankenreich bis zur
bundesdeutschen Gegenwart, Stuttgart 2006, 9-16. Auch Walter SCHLESINGER, Archäologie
des Mittelalters in der Sicht des Historikers, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 2
1974, 7-31, hier 12, und SCHWIND, Dorf 444f. wenden den Dorfbegriff auf das frühe Mittel-
alter an, s. auch Helmut JÄGER, Art. Dorf I: Geographisch-Historisch, in: Reallexikon für ger-
manische Altertumskunde,Bd. VI, Berlin H986, 82-88.
 
Annotationen