3.1 Siedlungen als Gemeinschaften
127
Dorfforschung als Anzeichen für die Existenz einer verfassten Dorfgemeinde
gesehen wircD, ist also schon lange vor dem 12. Jahrhundert nachzuweisen.
Ähnlich muss auch die Formulierung verstanden werden, ein neuer Besitzer
habe cozNZNMNzo in zttztzr/zzsA Eine Urkunde, die um 930 entstand, unterscheidet
zwischen proprzzza sz/vzs coNZNZMNzJzzzs - auch am gleichen Ort gab es also
unterschiedliche Eigentumsformen am Waid A während um 977 einmal das Recht,
Schweine in einem Wald zu weiden und dort Brennholz zu schneiden, mit 20 Joch
Wald abgegolten wurdet Um die gleiche Zeit wird einmal neben Wald-
nutzungsrechten in sz/uzz Ec/dam (wohl bei Velden an der Vils) ein Stück Wald ZN
ztzcdz'zzztz EcMazvzzzzzddc, also im gleichen Wald verschenkt^.
Allmenden in Wald und Feld waren also im bayerischen Frühmittelalter ein
normaler Bestandteil des lokalen Lebens. Sie unterlagen sicherlich gewissen
Spielregeln^ und erforderten die Koordination und Abgrenzung gegenüber
anderen, nicht-lokalen Gruppen, wenn auch nicht in Gestalt einer ausgeprägten
Markgenossenschaft, wie sie sich im späteren Mittelalter entwickelte.
3.L3
Zur Beschreibung der Zugehörigkeit zu einem Ort mit bestimmten Rechten
existierten verschiedene Begriffe: Die Lex Baiuvariorum erwähnt cozzzzzzzzrczzNz' und
den czz/zzsNeo^, und zumindest erstere lassen sich vereinzelt in den Urkunden
finden, wie auch die eben erwähnten czucs^. Daneben finden sich dort die Begriffe
(coN)uzczNz^ und (coNj/zNzfzNz^ für Dorfbewohner und Nachbarn. Es ist auffällig,
dass sie in fast allen Fällen in Verbindung mit Begriffen benutzt werden, die aus
dem Bereich der Familie stammen. Beispielsweise ist die Rede von proxzzNz zttzf
zzzczNz, pzzrcNfcs zzd proxzzNz zttzf uzcmz^ oder uzczNz cf coyNzzfz'Ü die einer Tradition
36 Vgl. den Überblick in TROSSBACH/ZlMMERMANN, Dorf 37f., mit Belegen aus dem 12. und
13. Jahrhundert.
37 TF 1119 (948), ähnlich 1092a (937/57).
38 TF 1086 (926/37).
39 TF 1251 (um 977): porcorzzm SHgzzMfzoMem gc/bcarM IzgzM zzzczdcMzlH.
40 TF 1237 (972/6), ähnlich auch 1117 (937/57), wo szMgzzlHn fcrwdno cf commzzzN verschenkt wird.
41 S. dazu u. 7.3.1.
42 Tit. 17,2, 22,11: commarcHMZZS (...), ^zzcm cdasMCO zFczmzzs. Es wäre also auch möglich, den
adHSMeo als dörflichen Amtsinhaber oder Leihenehmer vom Besitzer zu verstehen. Der Be-
griff kommt nicht wieder vor, lediglich in TF 550a (827.12.21) findet man die Aussage: frcbo
(...) zu ozMMzTzzs cdHSZNS cf zu fcrmzzNS. GzlHSMZZS bedeutet hier offenbar etwas Ähnliches wie
fermzmzs, also das nicht intensiv bewirtschaftete Randgebiet einer Siedlung, möglicherweise
eine Allmende, s. dazu VON OLBERG, Bezeichnungen 152-55.
43 TF 142 (791.09.20), 446 (821.03.10).
44 TF 91 (778.09.18), 92 (778.09.26), 324 (814.09.18), 358 (816.04.13), 477 (822.09.16), 634 (839.
12.10), TR 16 (819.12.14), 205 (975/80), BN 8,6,14,40, s. auch c.12 des Concilium Baiuwaricum
(MGF1 Conc 11,1, Nr. 7, 53) und c.3 des Concilium Neuchingense (ebd. Nr. 16,100).
45 TF 19 (763.06.29), 39 (770.09.26), 72b (776.08.12).
46 TF 92 (778.09.26), 324 (814.09.18).
47 TF 634 (839.12.10), vgl. auch die uz'c;'?!; cf parczzfcs in c.12 des Concilium Baiuwaricum (MGF1
Conc 11,1, Nr. 7, 53 von ca. 740/50), die die Aufgabe hatten, mögliche Ehehindernisse zu
untersuchen.
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Dorfforschung als Anzeichen für die Existenz einer verfassten Dorfgemeinde
gesehen wircD, ist also schon lange vor dem 12. Jahrhundert nachzuweisen.
Ähnlich muss auch die Formulierung verstanden werden, ein neuer Besitzer
habe cozNZNMNzo in zttztzr/zzsA Eine Urkunde, die um 930 entstand, unterscheidet
zwischen proprzzza sz/vzs coNZNZMNzJzzzs - auch am gleichen Ort gab es also
unterschiedliche Eigentumsformen am Waid A während um 977 einmal das Recht,
Schweine in einem Wald zu weiden und dort Brennholz zu schneiden, mit 20 Joch
Wald abgegolten wurdet Um die gleiche Zeit wird einmal neben Wald-
nutzungsrechten in sz/uzz Ec/dam (wohl bei Velden an der Vils) ein Stück Wald ZN
ztzcdz'zzztz EcMazvzzzzzddc, also im gleichen Wald verschenkt^.
Allmenden in Wald und Feld waren also im bayerischen Frühmittelalter ein
normaler Bestandteil des lokalen Lebens. Sie unterlagen sicherlich gewissen
Spielregeln^ und erforderten die Koordination und Abgrenzung gegenüber
anderen, nicht-lokalen Gruppen, wenn auch nicht in Gestalt einer ausgeprägten
Markgenossenschaft, wie sie sich im späteren Mittelalter entwickelte.
3.L3
Zur Beschreibung der Zugehörigkeit zu einem Ort mit bestimmten Rechten
existierten verschiedene Begriffe: Die Lex Baiuvariorum erwähnt cozzzzzzzzrczzNz' und
den czz/zzsNeo^, und zumindest erstere lassen sich vereinzelt in den Urkunden
finden, wie auch die eben erwähnten czucs^. Daneben finden sich dort die Begriffe
(coN)uzczNz^ und (coNj/zNzfzNz^ für Dorfbewohner und Nachbarn. Es ist auffällig,
dass sie in fast allen Fällen in Verbindung mit Begriffen benutzt werden, die aus
dem Bereich der Familie stammen. Beispielsweise ist die Rede von proxzzNz zttzf
zzzczNz, pzzrcNfcs zzd proxzzNz zttzf uzcmz^ oder uzczNz cf coyNzzfz'Ü die einer Tradition
36 Vgl. den Überblick in TROSSBACH/ZlMMERMANN, Dorf 37f., mit Belegen aus dem 12. und
13. Jahrhundert.
37 TF 1119 (948), ähnlich 1092a (937/57).
38 TF 1086 (926/37).
39 TF 1251 (um 977): porcorzzm SHgzzMfzoMem gc/bcarM IzgzM zzzczdcMzlH.
40 TF 1237 (972/6), ähnlich auch 1117 (937/57), wo szMgzzlHn fcrwdno cf commzzzN verschenkt wird.
41 S. dazu u. 7.3.1.
42 Tit. 17,2, 22,11: commarcHMZZS (...), ^zzcm cdasMCO zFczmzzs. Es wäre also auch möglich, den
adHSMeo als dörflichen Amtsinhaber oder Leihenehmer vom Besitzer zu verstehen. Der Be-
griff kommt nicht wieder vor, lediglich in TF 550a (827.12.21) findet man die Aussage: frcbo
(...) zu ozMMzTzzs cdHSZNS cf zu fcrmzzNS. GzlHSMZZS bedeutet hier offenbar etwas Ähnliches wie
fermzmzs, also das nicht intensiv bewirtschaftete Randgebiet einer Siedlung, möglicherweise
eine Allmende, s. dazu VON OLBERG, Bezeichnungen 152-55.
43 TF 142 (791.09.20), 446 (821.03.10).
44 TF 91 (778.09.18), 92 (778.09.26), 324 (814.09.18), 358 (816.04.13), 477 (822.09.16), 634 (839.
12.10), TR 16 (819.12.14), 205 (975/80), BN 8,6,14,40, s. auch c.12 des Concilium Baiuwaricum
(MGF1 Conc 11,1, Nr. 7, 53) und c.3 des Concilium Neuchingense (ebd. Nr. 16,100).
45 TF 19 (763.06.29), 39 (770.09.26), 72b (776.08.12).
46 TF 92 (778.09.26), 324 (814.09.18).
47 TF 634 (839.12.10), vgl. auch die uz'c;'?!; cf parczzfcs in c.12 des Concilium Baiuwaricum (MGF1
Conc 11,1, Nr. 7, 53 von ca. 740/50), die die Aufgabe hatten, mögliche Ehehindernisse zu
untersuchen.