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4. Familie
zeichneten Angehörigen der de A/&ÜM ist dies möglich; sie verhielten
sich nach den knappen Zeugnissen nicht anders als andere Familien mit größerem
Grundbesitz^!.
Die Ministerialen, deren sozialer Aufstieg im 10. Jahrhundert in den Quellen
sichtbar wird, verhielten sich wie ihre freien Zeitgenossen: Wie die Zeugennamen
zeigen, blieben Angehörige der gleichen Familie durch das 10. Jahrhundert hin-
durch in wichtigen Positionen am Hof des Bischofs vertreten, Stellungen wurden
also weitervererbPA Über die Kontinuität von Benefizien und Allod der
ministerialischen Familien lässt sich kaum etwas sagen, da dies in den
Tauschgeschäften schlecht zu erkennen ist; zudem erscheinen Verwandtschafts-
bezeichnungen noch seltener als bei den Freien^. Ein deutliches Zeichen für ihre
Aufwertung ist, dass sie, die servz, selbst ihre eigenen Unfreien in die Zensualität
freilassen konnten^.
4.6 Familien
Die Rolle der Familien der Freien und Unfreien veränderte sich in der
Untersuchungszeit wesentlich. Zentrum des familiären Wirtschaftens blieb aber
im Großen und Ganzen die gesamte Untersuchungszeit hindurch die Kernfamilie
aus Eltern und Kindern. Dies gilt sowohl für die Unfreienfamilien auf den cokwMC
an der Würm um 770/80 als auch für die Familie des Salzburger Erzbischofs
Oadalbert im 10. Jahrhundert.
Für die Unfreien lässt sich allerdings eine Entwicklung erkennen, die es nach
und nach ihrer überwiegenden Mehrheit erlaubte, mit oder ohne Zustimmung
ihrer Herren auch über Besitzgrenzen hinweg Familien zu gründen und
wirtschaftlich auf der eigenen Bauernstelle mehr oder minder autonom zu sein.
Diese Veränderungen wurden durch die Entwicklung in der Wirtschaftsstruktur
hin zu weniger Salland und mehr in Hufen ausgegebenem Land sowie die
Aufwertung der Ehe verursacht.
Für die freien Schichten, bei denen sich nur die oberen Besitzerschichten, die
häufiger in den Urkunden erscheinen, gut untersuchen lassen, ließen sich eine
Reihe von Strategien im Umgang mit dem Besitz der Kernfamilien erkennen. So
achteten viele Tradenten darauf, ihren Kindern ausreichende Besitzanteile zu
vererben, und machten nur kleinere Schenkungen. Größere Traditionen waren
häufig mit einer Kinderlosigkeit der Schenker verbunden, bei denen das Seelenheil
der Tradenten wichtiger war als die Versorgung entfernter Verwandter. In
anderen Fällen waren Traditionen an die Kirche ein Mittel, in einer prekären
Situation die Nachkommen zu unterstützen und in eine bessere Ausgangslage zu
bringen, wie etwa im Falle der Kepahoh-Fehde, aber auch bei unfreien Kindern
mit einem freien Eltern teil.
231 BN 3 und 8. Wie sich die Bezeichnung als seru; auf die möglichen Eheverbindungen der Fa-
milie auswirkte, ist unklar, zu ihnen o. 1.5.1.
232 Zu Freising FLOHRSCHÜTZ, Dienstmannen 29-33, 35-40.
233 Ein Nachklang der unfreien ,Familienlosigkeit'?
234 TF1315f (957/94).
4. Familie
zeichneten Angehörigen der de A/&ÜM ist dies möglich; sie verhielten
sich nach den knappen Zeugnissen nicht anders als andere Familien mit größerem
Grundbesitz^!.
Die Ministerialen, deren sozialer Aufstieg im 10. Jahrhundert in den Quellen
sichtbar wird, verhielten sich wie ihre freien Zeitgenossen: Wie die Zeugennamen
zeigen, blieben Angehörige der gleichen Familie durch das 10. Jahrhundert hin-
durch in wichtigen Positionen am Hof des Bischofs vertreten, Stellungen wurden
also weitervererbPA Über die Kontinuität von Benefizien und Allod der
ministerialischen Familien lässt sich kaum etwas sagen, da dies in den
Tauschgeschäften schlecht zu erkennen ist; zudem erscheinen Verwandtschafts-
bezeichnungen noch seltener als bei den Freien^. Ein deutliches Zeichen für ihre
Aufwertung ist, dass sie, die servz, selbst ihre eigenen Unfreien in die Zensualität
freilassen konnten^.
4.6 Familien
Die Rolle der Familien der Freien und Unfreien veränderte sich in der
Untersuchungszeit wesentlich. Zentrum des familiären Wirtschaftens blieb aber
im Großen und Ganzen die gesamte Untersuchungszeit hindurch die Kernfamilie
aus Eltern und Kindern. Dies gilt sowohl für die Unfreienfamilien auf den cokwMC
an der Würm um 770/80 als auch für die Familie des Salzburger Erzbischofs
Oadalbert im 10. Jahrhundert.
Für die Unfreien lässt sich allerdings eine Entwicklung erkennen, die es nach
und nach ihrer überwiegenden Mehrheit erlaubte, mit oder ohne Zustimmung
ihrer Herren auch über Besitzgrenzen hinweg Familien zu gründen und
wirtschaftlich auf der eigenen Bauernstelle mehr oder minder autonom zu sein.
Diese Veränderungen wurden durch die Entwicklung in der Wirtschaftsstruktur
hin zu weniger Salland und mehr in Hufen ausgegebenem Land sowie die
Aufwertung der Ehe verursacht.
Für die freien Schichten, bei denen sich nur die oberen Besitzerschichten, die
häufiger in den Urkunden erscheinen, gut untersuchen lassen, ließen sich eine
Reihe von Strategien im Umgang mit dem Besitz der Kernfamilien erkennen. So
achteten viele Tradenten darauf, ihren Kindern ausreichende Besitzanteile zu
vererben, und machten nur kleinere Schenkungen. Größere Traditionen waren
häufig mit einer Kinderlosigkeit der Schenker verbunden, bei denen das Seelenheil
der Tradenten wichtiger war als die Versorgung entfernter Verwandter. In
anderen Fällen waren Traditionen an die Kirche ein Mittel, in einer prekären
Situation die Nachkommen zu unterstützen und in eine bessere Ausgangslage zu
bringen, wie etwa im Falle der Kepahoh-Fehde, aber auch bei unfreien Kindern
mit einem freien Eltern teil.
231 BN 3 und 8. Wie sich die Bezeichnung als seru; auf die möglichen Eheverbindungen der Fa-
milie auswirkte, ist unklar, zu ihnen o. 1.5.1.
232 Zu Freising FLOHRSCHÜTZ, Dienstmannen 29-33, 35-40.
233 Ein Nachklang der unfreien ,Familienlosigkeit'?
234 TF1315f (957/94).