5.1 Kirchen
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So erfolgreich die Kirchenreformen der frühen Karolingerzeit zum Teil waren, so
sicher ist auch, dass die organisatorische Stärkung der Bischofskirchen mit dem
forcierten Erwerb von Kirchen nur von begrenzter Dauer war. Die Entwicklung
von der frühkarolingischen Diözesanstruktur mit Taufkirchen bis zur späteren
Pfarrorganisation, wie sie sich seit dem hohen Mittelalter herauskristallisierte und
die Grundlage für die Kirchenorganisation bis mindestens 1803, in Teilen auch bis
heute bildete, verlief nicht geradlinig, und es gab, wie Helmut Stahleder nach-
weisen konnte, im Laufe der Zeit viele Veränderungen. Auch wenn die meisten
der in karolingischer und agilolfingischer Zeit nachgewiesenen Kirchen bis heute -
zumeist in Nachfolgebauten - bestehen, so ist doch deutlich, dass die spätmittel-
alterliche Pfarrorganisation nicht allein auf diesen alten Kirchen beruhte, ja, dass
auch von den als frühmittelalterliche Tauf- oder Parochialkirchen bekannten
Kirchen im späten Mittelalter in Freising lediglich ein Drittel und in Salzburg die
Hälfte Pfarrkirchen warerPA Allerdings ist diese Rate noch wesentlich höher als
für die Gesamtheit der karolingischen Kirchen in Bayern, von denen lediglich etwa
ein Neuntel zur Pfarrkirche wurde. Diese Differenz muss jedoch nicht auf
Kontinuitäten beruhen, sondern kann auch durch die Zentralität und Größe
einzelner Kirchen bzw. der Orte verursacht sein, die eine hervorgehobene Stellung
mit sich brachten. Auch die Tatsache, dass 40 Prozent der Kirchen, für die ein früh-
mittelalterliches Patronat bekannt ist, zwischen der Ersterwähnung und der
späteren Zeit den Patron wechselten, deutet auf Diskontinuitäten und Brüche
hirPA Diese wurden zum Teil sicherlich von offensichtlichen gewaltsamen Ein-
griffen wie den Ungarneinfällen in den letzten Jahren des 9. und im ersten Drittel
des 10. Jahrhunderts verursacht^, vermutlich aber auch durch die zunehmende
Vergabe von Kirchen durch die Bischöfe.
Diese begannen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts Kirchen - auch Tauf- und
Parochialkirchen - regelmäßig wieder aus der Hand zu geben, und zwar nicht wie
in den Jahrzehnten zuvor lediglich als bcnc/zczMüi, sondern auch als Eigenbesitz. In
der Regensburger Diözese begann die Vergabe von Kirchen bereits um 837 und
erweckt fast den Eindruck, dass die Regensburger Bischöfe planmäßig Kirchen
tauschten, um an Grundbesitz zu gelangen^. Obwohl für Kirchen insbesondere in
den 820/30er Jahren bei Traditionen an die Bischofskirchen immer wieder
Weiterverleihungsverbote in die Urkunden aufgenommen wurden, wie etwa an
der Amper in VierkircherPA wurden sie nun grundsätzlich zu einem Gut wie
223 STAHLEDER, Eigenkirchen 1181, dort auch zum Folgenden.
224 Ebd.11,67.
225 Die Zerstörung von Kirchen a mah's pagawis, vermutlich die Magyaren, sind in einer Frei-
singer Predigt aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts erwähnt (Eine Freisinger
Synodalpredigt des 10. Jahrhunderts, hg. und übersetzt v. Josef Maß, in: Beiträge zur
altbayerischen Kirchengeschichte 47 2003,17-31, hier 25, c.14).
226 Zunächst in TR 28 (837.08.28), dann 30 (ca. 840/46.09.02), 40, 41 (beide 863/4?), 46 (ca. 863/82),
75 (ca. 871/6), 79 (ca. 875/85), 92 (879), 96 (882/5), 125 (888?), 126 (888), 138,141 (beide 889/91),
184 (901.02.11) - die Bischofskirche erhielt zwar eine Kirche als Gegengabe, gab dafür aber
eine Kirche mit Zehnt.
227 TF 484 (823.02.16), ähnlich 338 (815.05.10), TR 14 (814.10.29/11.20).
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So erfolgreich die Kirchenreformen der frühen Karolingerzeit zum Teil waren, so
sicher ist auch, dass die organisatorische Stärkung der Bischofskirchen mit dem
forcierten Erwerb von Kirchen nur von begrenzter Dauer war. Die Entwicklung
von der frühkarolingischen Diözesanstruktur mit Taufkirchen bis zur späteren
Pfarrorganisation, wie sie sich seit dem hohen Mittelalter herauskristallisierte und
die Grundlage für die Kirchenorganisation bis mindestens 1803, in Teilen auch bis
heute bildete, verlief nicht geradlinig, und es gab, wie Helmut Stahleder nach-
weisen konnte, im Laufe der Zeit viele Veränderungen. Auch wenn die meisten
der in karolingischer und agilolfingischer Zeit nachgewiesenen Kirchen bis heute -
zumeist in Nachfolgebauten - bestehen, so ist doch deutlich, dass die spätmittel-
alterliche Pfarrorganisation nicht allein auf diesen alten Kirchen beruhte, ja, dass
auch von den als frühmittelalterliche Tauf- oder Parochialkirchen bekannten
Kirchen im späten Mittelalter in Freising lediglich ein Drittel und in Salzburg die
Hälfte Pfarrkirchen warerPA Allerdings ist diese Rate noch wesentlich höher als
für die Gesamtheit der karolingischen Kirchen in Bayern, von denen lediglich etwa
ein Neuntel zur Pfarrkirche wurde. Diese Differenz muss jedoch nicht auf
Kontinuitäten beruhen, sondern kann auch durch die Zentralität und Größe
einzelner Kirchen bzw. der Orte verursacht sein, die eine hervorgehobene Stellung
mit sich brachten. Auch die Tatsache, dass 40 Prozent der Kirchen, für die ein früh-
mittelalterliches Patronat bekannt ist, zwischen der Ersterwähnung und der
späteren Zeit den Patron wechselten, deutet auf Diskontinuitäten und Brüche
hirPA Diese wurden zum Teil sicherlich von offensichtlichen gewaltsamen Ein-
griffen wie den Ungarneinfällen in den letzten Jahren des 9. und im ersten Drittel
des 10. Jahrhunderts verursacht^, vermutlich aber auch durch die zunehmende
Vergabe von Kirchen durch die Bischöfe.
Diese begannen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts Kirchen - auch Tauf- und
Parochialkirchen - regelmäßig wieder aus der Hand zu geben, und zwar nicht wie
in den Jahrzehnten zuvor lediglich als bcnc/zczMüi, sondern auch als Eigenbesitz. In
der Regensburger Diözese begann die Vergabe von Kirchen bereits um 837 und
erweckt fast den Eindruck, dass die Regensburger Bischöfe planmäßig Kirchen
tauschten, um an Grundbesitz zu gelangen^. Obwohl für Kirchen insbesondere in
den 820/30er Jahren bei Traditionen an die Bischofskirchen immer wieder
Weiterverleihungsverbote in die Urkunden aufgenommen wurden, wie etwa an
der Amper in VierkircherPA wurden sie nun grundsätzlich zu einem Gut wie
223 STAHLEDER, Eigenkirchen 1181, dort auch zum Folgenden.
224 Ebd.11,67.
225 Die Zerstörung von Kirchen a mah's pagawis, vermutlich die Magyaren, sind in einer Frei-
singer Predigt aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts erwähnt (Eine Freisinger
Synodalpredigt des 10. Jahrhunderts, hg. und übersetzt v. Josef Maß, in: Beiträge zur
altbayerischen Kirchengeschichte 47 2003,17-31, hier 25, c.14).
226 Zunächst in TR 28 (837.08.28), dann 30 (ca. 840/46.09.02), 40, 41 (beide 863/4?), 46 (ca. 863/82),
75 (ca. 871/6), 79 (ca. 875/85), 92 (879), 96 (882/5), 125 (888?), 126 (888), 138,141 (beide 889/91),
184 (901.02.11) - die Bischofskirche erhielt zwar eine Kirche als Gegengabe, gab dafür aber
eine Kirche mit Zehnt.
227 TF 484 (823.02.16), ähnlich 338 (815.05.10), TR 14 (814.10.29/11.20).