162
4. Familie
nen vergleichsweise häufig nur mandpM tradierten. Möglicherweise wurden an
Töchter als Erbinnen oder Ehefrauen im Rahmen von zMshfd und dos, also dem
vom Ehemann an seine Frau gegebenen Eigengut, bevorzugt mobile Güter
vergebe rü'.
Die Strategien, mit denen die Familien den oben genannten Heraus-
forderungen begegneten, konnten sehr unterschiedlich sein. Sie mussten auch
flexibel genug sein, um mit dem mehr oder minder plötzlichen Tod von
Familienangehörigen, mit Wiederverheiratung und anderen Entwicklungen um-
gehen zu können. Die möglichen HandlungsVarianten blieben in der sich
wandelnden Umwelt nicht durch die gesamte Untersuchungszeit hindurch gleich.
Dies lag an politischen Veränderungen im Verlauf der Jahrhunderte, aber auch an
der sozio-kulturellen Wandlung, die in den Oberschichten hin zu den patri-
linearen, rechtlich abgegrenzten und lokal-territorial denkenden hochmittel-
alterlichen Adelsfamilien führte^. In den unteren Schichten kam es in der gleichen
Zeit zu einer Annäherung von freien und unfreien Gruppen und es entstand bis
zum 11. Jahrhundert ein von außen relativ homogen erscheinender Bauernstand^.
Ein Teil der unfreien Familien stieg auch in die neue Gruppe der Ministerialen auf,
die sich in den folgenden Jahrhunderten dem Adel annähern sollte.
Verschiedene freie Familien aus den Untersuchungsgebieten und ihre Stra-
tegien werden im Folgenden vorgestellt, anschließend werden im Überblick noch
die unfreien Familien betrachtet.
4.2 Der Amperraum
4.2.2
807 oder 808 entschied sich ein Altman, sein Eigentum in Arzbach und Pfettrach
(ca. 15 km nördlich von Freising) an die heilige Maria in Freising zu schenken. Er
gab aber nicht seinen gesamten Besitz, sondern nur seinen Anteil des Erbguts,
nachdem er ihn mit seinen Söhnen geteilt hattet Die Bestimmung der Lex Baiu-
variorum zur Teilung mit den Erbberechtigten vor der Schenkung an eine Kirche
wurde also beachtet. Dies zeigen auch zahlreiche andere Beispiele in der
geschuldet und daher zufällig sein. Am Mittelrhein ist für die Zeit bis ca. 850 (danach fehlt
die Dokumentation) mit einem Frauenanteil von etwas über zehn Prozent zu rechnen (David
HERLIHY, Land, Family and Women in Continental Europe, 701-1200, in: Traditio 18 1962,
89-120 (wieder in: Women in Medieval Society, hg. v. Susan M. Stuard, Philadelphia 1976,
13-45, hier 108), zu einem Beispiel KOHL, Dienheim 67; für die St. Galler Überlieferung ca.
700-920 kommt HELLMUTH, Frauen 153, auf einen Anteil von 10,8%.
21 Etwa TF 279 (808.06.28), 453 (821), 525 (825.03.15?), 578 (828), 595 (830.07.01), 689 (847.09.09).
Allerdings war die vom Ehemann an die Frau gegebene iMSÜÜH der Frau nicht wie bei den
Alemannen notwendigerweise mobil (BÜHRER-THIERRY, Femmes donatrices 334—38).
22 SCHMID, Problematik.
23 Klassisch bei Friedrich LÜTGE, Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Ein Überblick,
Berlin u.a. d 976, 68-70 u.ö.
24 TF 265a (807/8.04.19).
4. Familie
nen vergleichsweise häufig nur mandpM tradierten. Möglicherweise wurden an
Töchter als Erbinnen oder Ehefrauen im Rahmen von zMshfd und dos, also dem
vom Ehemann an seine Frau gegebenen Eigengut, bevorzugt mobile Güter
vergebe rü'.
Die Strategien, mit denen die Familien den oben genannten Heraus-
forderungen begegneten, konnten sehr unterschiedlich sein. Sie mussten auch
flexibel genug sein, um mit dem mehr oder minder plötzlichen Tod von
Familienangehörigen, mit Wiederverheiratung und anderen Entwicklungen um-
gehen zu können. Die möglichen HandlungsVarianten blieben in der sich
wandelnden Umwelt nicht durch die gesamte Untersuchungszeit hindurch gleich.
Dies lag an politischen Veränderungen im Verlauf der Jahrhunderte, aber auch an
der sozio-kulturellen Wandlung, die in den Oberschichten hin zu den patri-
linearen, rechtlich abgegrenzten und lokal-territorial denkenden hochmittel-
alterlichen Adelsfamilien führte^. In den unteren Schichten kam es in der gleichen
Zeit zu einer Annäherung von freien und unfreien Gruppen und es entstand bis
zum 11. Jahrhundert ein von außen relativ homogen erscheinender Bauernstand^.
Ein Teil der unfreien Familien stieg auch in die neue Gruppe der Ministerialen auf,
die sich in den folgenden Jahrhunderten dem Adel annähern sollte.
Verschiedene freie Familien aus den Untersuchungsgebieten und ihre Stra-
tegien werden im Folgenden vorgestellt, anschließend werden im Überblick noch
die unfreien Familien betrachtet.
4.2 Der Amperraum
4.2.2
807 oder 808 entschied sich ein Altman, sein Eigentum in Arzbach und Pfettrach
(ca. 15 km nördlich von Freising) an die heilige Maria in Freising zu schenken. Er
gab aber nicht seinen gesamten Besitz, sondern nur seinen Anteil des Erbguts,
nachdem er ihn mit seinen Söhnen geteilt hattet Die Bestimmung der Lex Baiu-
variorum zur Teilung mit den Erbberechtigten vor der Schenkung an eine Kirche
wurde also beachtet. Dies zeigen auch zahlreiche andere Beispiele in der
geschuldet und daher zufällig sein. Am Mittelrhein ist für die Zeit bis ca. 850 (danach fehlt
die Dokumentation) mit einem Frauenanteil von etwas über zehn Prozent zu rechnen (David
HERLIHY, Land, Family and Women in Continental Europe, 701-1200, in: Traditio 18 1962,
89-120 (wieder in: Women in Medieval Society, hg. v. Susan M. Stuard, Philadelphia 1976,
13-45, hier 108), zu einem Beispiel KOHL, Dienheim 67; für die St. Galler Überlieferung ca.
700-920 kommt HELLMUTH, Frauen 153, auf einen Anteil von 10,8%.
21 Etwa TF 279 (808.06.28), 453 (821), 525 (825.03.15?), 578 (828), 595 (830.07.01), 689 (847.09.09).
Allerdings war die vom Ehemann an die Frau gegebene iMSÜÜH der Frau nicht wie bei den
Alemannen notwendigerweise mobil (BÜHRER-THIERRY, Femmes donatrices 334—38).
22 SCHMID, Problematik.
23 Klassisch bei Friedrich LÜTGE, Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Ein Überblick,
Berlin u.a. d 976, 68-70 u.ö.
24 TF 265a (807/8.04.19).