8. Schluss
8.1 Bayern und seine Regionen im Frankenreich
Am Ende dieser Untersuchung steht die Frage nach der Einordnung der Unter-
suchungsregionen einerseits und ganz Bayerns andererseits in den Kontext des
fränkischen Europa. Wie unterscheidet sich die bayerische ländliche Gesellschaft
von der Gesellschaft anderer Regionen des fränkischen Reichs? Waren sie
ähnlichen Veränderungen unterworfen? Was waren bayerische Besonderheiten,
und was war in anderen Gebieten ähnlich? Und inwiefern bestanden Unterschiede
innerhalb des bayerischen Raums?
Die letzte Frage, die in den vergangenen Jahrzehnten für ausführliche Dis-
kussionen sorgte, soll hier zuerst behandelt werden. Ausgelöst durch die
gründliche und detaillierte Arbeit Gertrud Diepolders über die frühen Orts-
nennungen in Bayern* formulierte Friedrich Prinz 1962 - vereinfacht gesagt - die
These eines zweigeteilten Bayerns, in dem die Herzoge bereits im 8. Jahrhundert
kaum noch Besitz und Einfluss im westlichen Raum, der von karolingernahen
Adligen beherrscht gewesen sei, gehabt hätten. Die Machtbasis der Herzoge habe
im Osten gelegen, wo es mehr Fiskalgut gegeben habe^. Andreas Kraus wider-
sprach dieser Betrachtung, indem er Herzogsgut im Westen und privaten Besitz
im Osten nachwies^. In der jüngeren Literatur scheint sich seine Auffassung
weitgehend durchgesetzt zu habend Die Untersuchungsgebiete sind natürlich
nicht dazu geeignet, verallgemeinernd auf den gesamten west- (Isen, Amper) oder
ostbayerischen (Wallersee) Raum zu schließen. In der Untersuchung wurde zwar
deutlich, dass an der Amper kein Fiskalgut verlässlich nachzuweisen ist, während
es an der Isen und am Wallersee sicher existierte - in der Umgebung des
Amperraums gab es dagegen durchaus Herzogsgüter, wie Joachim Jahn
nachweisen konntet Es zeigte sich auch, dass eine landschaftliche Komponente in
die Betrachtung mit einbezogen werden muss: Die Salzburger Quellen erwähnen
mehr Fiskalland, weil der dortigen Kirche mehr übertragen wurde als den Kirchen
von Freising und Regensburg. Vermutlich lag dies aber auch daran, dass es in den
Berggebieten um Salzburg herum, in denen große Wälder und Seen hegen, mehr
Fiskalgut gab als in den für die Landwirtschaft günstigen Gebieten um Freising. In
den marginalen Räumen Westbayerns finden sich ebenfalls häufig große
herrschaftliche Ländereien, die Forste, so etwa am südlichen Rand des Isengebiets
der Königsforst SMzn&lm, der wahrscheinlich am Rande des zunehmend auf-
1 DlEPOLDER, Orts- und „in-pago"-Nennungen.
2 PRINZ, Herzog.
3 KRAUS, Zweiteilung.
4 S. etwa JAHN, Urkunde 48 (der allerdings Kraus-Schüler war).
5 S. die Karte bei JAHN, Ducatus 378f.
8.1 Bayern und seine Regionen im Frankenreich
Am Ende dieser Untersuchung steht die Frage nach der Einordnung der Unter-
suchungsregionen einerseits und ganz Bayerns andererseits in den Kontext des
fränkischen Europa. Wie unterscheidet sich die bayerische ländliche Gesellschaft
von der Gesellschaft anderer Regionen des fränkischen Reichs? Waren sie
ähnlichen Veränderungen unterworfen? Was waren bayerische Besonderheiten,
und was war in anderen Gebieten ähnlich? Und inwiefern bestanden Unterschiede
innerhalb des bayerischen Raums?
Die letzte Frage, die in den vergangenen Jahrzehnten für ausführliche Dis-
kussionen sorgte, soll hier zuerst behandelt werden. Ausgelöst durch die
gründliche und detaillierte Arbeit Gertrud Diepolders über die frühen Orts-
nennungen in Bayern* formulierte Friedrich Prinz 1962 - vereinfacht gesagt - die
These eines zweigeteilten Bayerns, in dem die Herzoge bereits im 8. Jahrhundert
kaum noch Besitz und Einfluss im westlichen Raum, der von karolingernahen
Adligen beherrscht gewesen sei, gehabt hätten. Die Machtbasis der Herzoge habe
im Osten gelegen, wo es mehr Fiskalgut gegeben habe^. Andreas Kraus wider-
sprach dieser Betrachtung, indem er Herzogsgut im Westen und privaten Besitz
im Osten nachwies^. In der jüngeren Literatur scheint sich seine Auffassung
weitgehend durchgesetzt zu habend Die Untersuchungsgebiete sind natürlich
nicht dazu geeignet, verallgemeinernd auf den gesamten west- (Isen, Amper) oder
ostbayerischen (Wallersee) Raum zu schließen. In der Untersuchung wurde zwar
deutlich, dass an der Amper kein Fiskalgut verlässlich nachzuweisen ist, während
es an der Isen und am Wallersee sicher existierte - in der Umgebung des
Amperraums gab es dagegen durchaus Herzogsgüter, wie Joachim Jahn
nachweisen konntet Es zeigte sich auch, dass eine landschaftliche Komponente in
die Betrachtung mit einbezogen werden muss: Die Salzburger Quellen erwähnen
mehr Fiskalland, weil der dortigen Kirche mehr übertragen wurde als den Kirchen
von Freising und Regensburg. Vermutlich lag dies aber auch daran, dass es in den
Berggebieten um Salzburg herum, in denen große Wälder und Seen hegen, mehr
Fiskalgut gab als in den für die Landwirtschaft günstigen Gebieten um Freising. In
den marginalen Räumen Westbayerns finden sich ebenfalls häufig große
herrschaftliche Ländereien, die Forste, so etwa am südlichen Rand des Isengebiets
der Königsforst SMzn&lm, der wahrscheinlich am Rande des zunehmend auf-
1 DlEPOLDER, Orts- und „in-pago"-Nennungen.
2 PRINZ, Herzog.
3 KRAUS, Zweiteilung.
4 S. etwa JAHN, Urkunde 48 (der allerdings Kraus-Schüler war).
5 S. die Karte bei JAHN, Ducatus 378f.