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7. Landwirtschaft und Grundherrschaft
Frondiensten zusammen. Was die Stelleninhaber - Freie, Minderfreie oder Unfreie
- dort anbauten, ist nur durch die seltene Erwähnung von Vorräten und
Naturalzinsen in Urbaren und Urkunden zu ermitteln. Dabei erscheinen Dinkel
und das Futtergetreide Hafer am häufigsten in den Quellen, Gerste und Weizen
bzw. Roggen etwas seltener. Seit dem 10. Jahrhundert gibt es Zeugnisse für eine
Dreizelgenwirtschaft. Daneben wurde, wie die gleichen Quellen berichten, Vieh-
wirtschaft betrieben, bei der offenbar die Schweinezucht die wichtigste Rolle
spielte. In den Pertinenzformeln sind in Sonderkulturen angebaute Nutzpflanzen
wie Obstbäume, Hopfen für die Bierherstellung und Wein erwähnt. Dort
erscheinen auch die anderen unabdingbaren Bestandteile einer Bauernwirtschaft
wie Gebäude, Wegrechte und Wasserläufe.
Wohl vor allem aufgrund der besonders geeigneten Topographie Bayerns
erscheinen außerordentlich viele Mühlen in den bayerischen Quellen. Fast in jeder
größeren Siedlung an geeigneten Wasserläufen dürfte es eine Mühle gegeben
haben, an der Amper liegen die Mühlen zum Teil weniger als einen Kilometer
voneinander entfernt. Die hohe Anzahl von Mühlen in den Quellen der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts dürfte aber auch ein besonderes Interesse der Bischöfe
dieser Zeit an diesen für das ländliche Leben zentralen und gesetzlich besonders
geschützten Einrichtungen reflektieren.
In der gleichen Zeit erwarben die Bischöfe vor allem im Tausch mit Ackerland
und CM7Tz/er% vermehrt Waldgebiete. Dabei verfolgten sie offenbar eine Strategie,
nach der als Ersatz für ausbleibende Schenkungen Rodungsarbeiten vorangetrie-
ben wurden, um den Besitzumfang der Kirchen erweitern und abrunden zu kön-
nen. In der Untersuchungszeit wurde das Siedlungsland aber durch die Rodungen
anderer Träger erweitert. Zu ihnen gehörten neben den Klöstern die Könige und
Herzoge sowie große und kleine private Grundbesitzer. Ihr Anteil ist allerdings
kaum einzuschätzen. Allerdings scheint der Landesausbau um die Wende vom 9.
zum 10. Jahrhundert durch Kriege und möglicherweise durch eine Kältephase
unterbrochen worden zu sein, bis er seit etwa 930 wieder fortgesetzt wurde.
Wald war aber weit mehr als nur potentielles Rodungsland; er war integraler
Bestandteil des mittelalterlichen Wirtschaftssystems. Hier gewann man nicht nur
Bau- und Brennholz, hier weidete man auch Schweine. Deshalb unterschied man
fruchtbare Wälder von unfruchtbaren Wäldern. Dabei ist der Wald die einzige
Besitzform, die regelmäßig nicht nur als Privatbesitz, sondern auch als Allmende
erscheint. Wie die Nutzung des Gemeinschaftswalds geregelt wurde, ist allerdings
nicht zu ermitteln.
Wälder waren auch Jagdgebiete, wobei die allermeisten Erwähnungen von
Jagdrechten einen Bezug zu Königen und Herzogen aufweisen. Häufiger, weil für
die Kirchen bedeutender, erscheinen Fischereirechte in den zahlreichen Flüssen
und Seen des Voralpenraums in den Quellen. Auch sie waren von den Königen
bzw. Herzogen an die Bischofskirchen und Klöster verliehen worden, die so ihren
Bedarf an der Fastenspeise decken konnten. Um die Rechte in einigen Seen, die
zum Teil sehr genau festgelegt waren, kam es zu Konflikten zwischen ver-
schiedenen Kirchen.
7. Landwirtschaft und Grundherrschaft
Frondiensten zusammen. Was die Stelleninhaber - Freie, Minderfreie oder Unfreie
- dort anbauten, ist nur durch die seltene Erwähnung von Vorräten und
Naturalzinsen in Urbaren und Urkunden zu ermitteln. Dabei erscheinen Dinkel
und das Futtergetreide Hafer am häufigsten in den Quellen, Gerste und Weizen
bzw. Roggen etwas seltener. Seit dem 10. Jahrhundert gibt es Zeugnisse für eine
Dreizelgenwirtschaft. Daneben wurde, wie die gleichen Quellen berichten, Vieh-
wirtschaft betrieben, bei der offenbar die Schweinezucht die wichtigste Rolle
spielte. In den Pertinenzformeln sind in Sonderkulturen angebaute Nutzpflanzen
wie Obstbäume, Hopfen für die Bierherstellung und Wein erwähnt. Dort
erscheinen auch die anderen unabdingbaren Bestandteile einer Bauernwirtschaft
wie Gebäude, Wegrechte und Wasserläufe.
Wohl vor allem aufgrund der besonders geeigneten Topographie Bayerns
erscheinen außerordentlich viele Mühlen in den bayerischen Quellen. Fast in jeder
größeren Siedlung an geeigneten Wasserläufen dürfte es eine Mühle gegeben
haben, an der Amper liegen die Mühlen zum Teil weniger als einen Kilometer
voneinander entfernt. Die hohe Anzahl von Mühlen in den Quellen der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts dürfte aber auch ein besonderes Interesse der Bischöfe
dieser Zeit an diesen für das ländliche Leben zentralen und gesetzlich besonders
geschützten Einrichtungen reflektieren.
In der gleichen Zeit erwarben die Bischöfe vor allem im Tausch mit Ackerland
und CM7Tz/er% vermehrt Waldgebiete. Dabei verfolgten sie offenbar eine Strategie,
nach der als Ersatz für ausbleibende Schenkungen Rodungsarbeiten vorangetrie-
ben wurden, um den Besitzumfang der Kirchen erweitern und abrunden zu kön-
nen. In der Untersuchungszeit wurde das Siedlungsland aber durch die Rodungen
anderer Träger erweitert. Zu ihnen gehörten neben den Klöstern die Könige und
Herzoge sowie große und kleine private Grundbesitzer. Ihr Anteil ist allerdings
kaum einzuschätzen. Allerdings scheint der Landesausbau um die Wende vom 9.
zum 10. Jahrhundert durch Kriege und möglicherweise durch eine Kältephase
unterbrochen worden zu sein, bis er seit etwa 930 wieder fortgesetzt wurde.
Wald war aber weit mehr als nur potentielles Rodungsland; er war integraler
Bestandteil des mittelalterlichen Wirtschaftssystems. Hier gewann man nicht nur
Bau- und Brennholz, hier weidete man auch Schweine. Deshalb unterschied man
fruchtbare Wälder von unfruchtbaren Wäldern. Dabei ist der Wald die einzige
Besitzform, die regelmäßig nicht nur als Privatbesitz, sondern auch als Allmende
erscheint. Wie die Nutzung des Gemeinschaftswalds geregelt wurde, ist allerdings
nicht zu ermitteln.
Wälder waren auch Jagdgebiete, wobei die allermeisten Erwähnungen von
Jagdrechten einen Bezug zu Königen und Herzogen aufweisen. Häufiger, weil für
die Kirchen bedeutender, erscheinen Fischereirechte in den zahlreichen Flüssen
und Seen des Voralpenraums in den Quellen. Auch sie waren von den Königen
bzw. Herzogen an die Bischofskirchen und Klöster verliehen worden, die so ihren
Bedarf an der Fastenspeise decken konnten. Um die Rechte in einigen Seen, die
zum Teil sehr genau festgelegt waren, kam es zu Konflikten zwischen ver-
schiedenen Kirchen.