342
7. Landwirtschaft und Grundherrschaft
umzäunte Wiesen vor, doch scheint dies eine Besonderheit gewesen zu sein, die in
die Quelle aufgenommen wurde'U
7.L4
Was auf den Feldern angebaut wurde, ist nur selten erwähnt. Am auffälligsten ist
dabei, dass Weizen kein einziges Mal sicher in den Quellen erscheint. Wichtigstes
Brotgetreide war offenbar der verwandte Dinkel (spc/(%), der - wie das Futter-
getreide Hafer"3 - viermal in den Quellen erscheint"^. Dies bedeutet, dass die
Mehlherstellung relativ aufwändig war, da Dinkel vor der Vermahlung entspelzt
werden muss. Für die hohe Bedeutung des Dinkels spricht auch, dass die Lex
Baiuvariorum von Scheunen ohne Wände berichtet"^. In solchen Lagern wäre
Nacktweizen schnell verdorben, nicht aber DinkeLA Wahrscheinlich wurde als
Zins geschuldeter Dinkel mit Spelzen abgegeben, da er so haltbarer war.
Roggen oder Weizen"^ und Gerste"^ erscheinen nur je zweimal. Allerdings ist
nicht sicher, dass mit dem lateinischen Quellenwort tatsächlich auch das Getreide
gemeint war, das wir heute darunter verstehen"^ Paläobotanische Unter-
suchungen aus Bayern bestätigen jedoch die wichtige Rolle des Dinkels, der für
das frühe Mittelalter so häufig wie kein anderes Getreide nachgewiesen wurde.
Gerste und Roggen wurden nur unwesentlich seltener gefunden. Dagegen fanden
sich (Nackt)Weizen, Emmer, Einkorn und Hafer in etwas geringerem Maße, wie
auch verschiedene Hirsesorten, die schriftlich überhaupt nicht erwähnt sind 'A
Häufiger sind unspezifiziertes Getreide (ymm/m) oder Mehl (/an'na) als Zins
erwähnt, es scheint also selbstverständlich oder gleichgültig gewesen zu sein,
welcher Art es war'A Andere Getreideprodukte, deren Abgabe gefordert wurde.
112 TF 1134 (948/57): dedff (...) praffs (?Mod semper CMm sepe cfaMdffMr ef de afds praffs in eodem campo
iaceMfdws iMgera XXI ef de sdua iMgera XV. „Gute" Wiesen (prafa Fona) in TF 309b (813.09.28).
113 TF 195 (804.02), 461 (822.03.10), 523 (825.04.30), 1087 (937/57).
114 TF 195 (804.02), 522 (825.04.30), TP 75 (818/38.02.08), TF 652 (842), 747 (855.11.13?).
115 Tit. 10,2. Dort ist auch ein parcd, also Darrhaus erwähnt.
116 Hansjörg KÜSTER, Umwelt und Pflanzenanbau, in: Die Bajuwaren 185-91, hier 189.
117 TF 652 (842), 747 (855.11.13?).
118 TF 523 (825.04.30), 652 (842).
119 S. allgemein dazu auch Georges COMET, Les Cereales du Bas-Empire au Moyen Age, in: The
Making of Feudal Agricultures?, hg. v. Miquel Barcelo, Francois Sigaut (Transformation of
the Roman World 14), Leiden 2004,131-76, hier 134—37, der jedoch ebd. 137 behauptet, dass
bei speifa/Dinkel, ordcHWi/Gerste und aueiia/Hafer keine Zweifel bestünden.
120 Bauern in Bayern 63. Die dortige Tabelle beruht für das frühe Mittelalter auf zehn Unter-
suchungen. Weitere so nachgewiesene Nutzpflanzen sind Schlafmohn, Hanf, Flachs, Sellerie
sowie möglicherweise Linsen und Ackerbohnen. Schon DOLLINGER, Bauerstand 159 und 162,
bemerkte, dass Hirse vermutlich viel häufiger war, als es die spärlichen Quellenbelege bis
zum 12. Jahrhundert vermuten lassen.
121 Getreide: TF 177 (799.10.28), TP 40 (791/804), TF 620 (836.11.23), 910 (871.08.20). Dass Gerste
nicht das Standardgetreide war, zeigt TF 523 (825.04.30): LfMelima?!, Cozpald, UHald/vr araMf
sicMf supra cf secaMf cf dMCMMf in dorrea cf reddaMf modios XV ex ins frcs de ordea. Abgaben von
Mehl in TF 351 (815.10.02), 469 (822.05.11), 613 (836.07.28), 614 (836), 910 (871.08.20), TR 136
(889.02.23). Dazu auch Etienne CHAMPION, Moulins et meuniers Carolingien dans les polyp-
tyques entre Loire et Rhin, Paris 1996 59, der zeigt, dass bei Abgaben von Mühlen im frän-
7. Landwirtschaft und Grundherrschaft
umzäunte Wiesen vor, doch scheint dies eine Besonderheit gewesen zu sein, die in
die Quelle aufgenommen wurde'U
7.L4
Was auf den Feldern angebaut wurde, ist nur selten erwähnt. Am auffälligsten ist
dabei, dass Weizen kein einziges Mal sicher in den Quellen erscheint. Wichtigstes
Brotgetreide war offenbar der verwandte Dinkel (spc/(%), der - wie das Futter-
getreide Hafer"3 - viermal in den Quellen erscheint"^. Dies bedeutet, dass die
Mehlherstellung relativ aufwändig war, da Dinkel vor der Vermahlung entspelzt
werden muss. Für die hohe Bedeutung des Dinkels spricht auch, dass die Lex
Baiuvariorum von Scheunen ohne Wände berichtet"^. In solchen Lagern wäre
Nacktweizen schnell verdorben, nicht aber DinkeLA Wahrscheinlich wurde als
Zins geschuldeter Dinkel mit Spelzen abgegeben, da er so haltbarer war.
Roggen oder Weizen"^ und Gerste"^ erscheinen nur je zweimal. Allerdings ist
nicht sicher, dass mit dem lateinischen Quellenwort tatsächlich auch das Getreide
gemeint war, das wir heute darunter verstehen"^ Paläobotanische Unter-
suchungen aus Bayern bestätigen jedoch die wichtige Rolle des Dinkels, der für
das frühe Mittelalter so häufig wie kein anderes Getreide nachgewiesen wurde.
Gerste und Roggen wurden nur unwesentlich seltener gefunden. Dagegen fanden
sich (Nackt)Weizen, Emmer, Einkorn und Hafer in etwas geringerem Maße, wie
auch verschiedene Hirsesorten, die schriftlich überhaupt nicht erwähnt sind 'A
Häufiger sind unspezifiziertes Getreide (ymm/m) oder Mehl (/an'na) als Zins
erwähnt, es scheint also selbstverständlich oder gleichgültig gewesen zu sein,
welcher Art es war'A Andere Getreideprodukte, deren Abgabe gefordert wurde.
112 TF 1134 (948/57): dedff (...) praffs (?Mod semper CMm sepe cfaMdffMr ef de afds praffs in eodem campo
iaceMfdws iMgera XXI ef de sdua iMgera XV. „Gute" Wiesen (prafa Fona) in TF 309b (813.09.28).
113 TF 195 (804.02), 461 (822.03.10), 523 (825.04.30), 1087 (937/57).
114 TF 195 (804.02), 522 (825.04.30), TP 75 (818/38.02.08), TF 652 (842), 747 (855.11.13?).
115 Tit. 10,2. Dort ist auch ein parcd, also Darrhaus erwähnt.
116 Hansjörg KÜSTER, Umwelt und Pflanzenanbau, in: Die Bajuwaren 185-91, hier 189.
117 TF 652 (842), 747 (855.11.13?).
118 TF 523 (825.04.30), 652 (842).
119 S. allgemein dazu auch Georges COMET, Les Cereales du Bas-Empire au Moyen Age, in: The
Making of Feudal Agricultures?, hg. v. Miquel Barcelo, Francois Sigaut (Transformation of
the Roman World 14), Leiden 2004,131-76, hier 134—37, der jedoch ebd. 137 behauptet, dass
bei speifa/Dinkel, ordcHWi/Gerste und aueiia/Hafer keine Zweifel bestünden.
120 Bauern in Bayern 63. Die dortige Tabelle beruht für das frühe Mittelalter auf zehn Unter-
suchungen. Weitere so nachgewiesene Nutzpflanzen sind Schlafmohn, Hanf, Flachs, Sellerie
sowie möglicherweise Linsen und Ackerbohnen. Schon DOLLINGER, Bauerstand 159 und 162,
bemerkte, dass Hirse vermutlich viel häufiger war, als es die spärlichen Quellenbelege bis
zum 12. Jahrhundert vermuten lassen.
121 Getreide: TF 177 (799.10.28), TP 40 (791/804), TF 620 (836.11.23), 910 (871.08.20). Dass Gerste
nicht das Standardgetreide war, zeigt TF 523 (825.04.30): LfMelima?!, Cozpald, UHald/vr araMf
sicMf supra cf secaMf cf dMCMMf in dorrea cf reddaMf modios XV ex ins frcs de ordea. Abgaben von
Mehl in TF 351 (815.10.02), 469 (822.05.11), 613 (836.07.28), 614 (836), 910 (871.08.20), TR 136
(889.02.23). Dazu auch Etienne CHAMPION, Moulins et meuniers Carolingien dans les polyp-
tyques entre Loire et Rhin, Paris 1996 59, der zeigt, dass bei Abgaben von Mühlen im frän-