8.4 Die Veränderungen in der Untersuchungszeit
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ist als für jeden anderen Ort nördlich der Alpen in dieser Zeit, war der Sitz des
bayerischen Erzbischofs seit 798 Salzburg^.
8.4 Die Veränderungen in der Untersuchungszeit
In den drei fahr hunderten, die die vorliegende Untersuchung behandelt, gab es
gewichtige Veränderungen auf allen Ebenen und in allen Bereichen.
Eine deutliche Entwicklung in der (onyt/c dt/rA, die vor der Untersuchungszeit
beginnt und bis in hohe Mittelalter reicht, ist beim Siedlungsausbau festzustellen,
der von den in der Spätantike lediglich spärlich besiedelten Flussläufen der großen
Flüsse Inn, Isar, Salzach und Donau ausging. Seit dem 6. Jahrhundert drangen die
Siedlungen nach und nach durch die Aufsiedlung der Täler kleinerer Flüsse
immer weiter vor, bis am Ende des Hochmittelalters auch solche Gebiete - etwa im
bayerischen Wald und in den Alpen - besiedelt waren, die sich in der Folgezeit als
nicht tragfähig erwiesen und wieder auf gegeben wurden. Diese Prozesse ließen
sich für die Untersuchungszeit an Isen und Amper gut zeigen. Wie das Fehlen von
Reihengräberfeldern zeigt, wurden die Täler dieser kleinen Flüsse vermutlich erst
im 7. Jahrhundert besiedelt. Damit rückt der Beginn der Überlieferung bis auf
etwa 100 Jahre an den Siedlungsbeginn heran. Wie an den Beispielen der ver-
schiedenen Dörfer und Weiler gezeigt werden konnte, die erst nach und nach
namentlich differenziert wurden, waren in der dokumentierten Zeit vor allem an
den Nebenbächen der Isen weiterhin Besiedlungsprozesse in GangA Auch an der
Amper gibt es Hinweise auf einen Ausbau der Siedlungen^. Wie die Rodungs-
aktivitäten der Bischöfe im späten 9. Jahrhundert zeigten, ging der Siedlungs-
ausbau auch in dieser Zeit weiter, wobei die Bischöfe offenbar eher bestehende
Siedlungen ausbauten als neue Orte zu gründen. Ein Rückgang der
Siedlungsfläche fand dagegen im frühen 10. Jahrhundert statt, einer Zeit, in der
sich Berichte über verlassene und zerstörte Siedlungen finden. Offenbar führte die
politische Krise des späten Karolingerreichs mit den Ungarneinfällen auch zu
einer wirtschaftlichen und demographischen Krise, die erst in der Mitte des
10. Jahrhunderts endete. Seit dieser Zeit finden sich Wiederbesiedlungsversuche in
den Quellen. Daneben stehen, was hier nicht behandelt werden konnte, gegen
Ende des Jahrhunderts die Verleihungen von Zoll-, Markt- und Münzrechten an
die BischofskirchenA die auf einen klaren Aufschwung der Handelstätigkeit hin-
weisen - demographische und wirtschaftliche Entwicklung scheinen also ähnlich
55 Weshalb unter diesen Bedingungen Salzburg und nicht Regenburg Sitz des bayerischen
Metropoliten wurde, hat wahrscheinlich mehrere Ursachen: die überaus reiche Ausstattung
Salzburgs im Vergleich zu allen anderen Bistümern, die Freundschaft Karls des Großen zu
Am von Salzburg, die jüngere Version der Rupertsvita, nach der Rupert den Herzog und die
Bayern bekehrt habe und die Tatsache, dass Karl offenbar grundsätzlich keine starken
Bischöfe an seinen wichtigsten Residenzorten haben wollte. Man denke nur an Worms, eines
der kleinsten Bistümer nördlich der Alpen, Metz, dessen Bischofssitz er vakant ließ, und
Aachen, wo es gar keinen Bischof gab.
56 S.o. 1.7.3.
57 S.o. 1.7.2.
58 D Otto III. 197 (996.05.22) für Freising, 208 (996.05.28) für Salzburg, 306 (999.01.03) für
Passau.
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ist als für jeden anderen Ort nördlich der Alpen in dieser Zeit, war der Sitz des
bayerischen Erzbischofs seit 798 Salzburg^.
8.4 Die Veränderungen in der Untersuchungszeit
In den drei fahr hunderten, die die vorliegende Untersuchung behandelt, gab es
gewichtige Veränderungen auf allen Ebenen und in allen Bereichen.
Eine deutliche Entwicklung in der (onyt/c dt/rA, die vor der Untersuchungszeit
beginnt und bis in hohe Mittelalter reicht, ist beim Siedlungsausbau festzustellen,
der von den in der Spätantike lediglich spärlich besiedelten Flussläufen der großen
Flüsse Inn, Isar, Salzach und Donau ausging. Seit dem 6. Jahrhundert drangen die
Siedlungen nach und nach durch die Aufsiedlung der Täler kleinerer Flüsse
immer weiter vor, bis am Ende des Hochmittelalters auch solche Gebiete - etwa im
bayerischen Wald und in den Alpen - besiedelt waren, die sich in der Folgezeit als
nicht tragfähig erwiesen und wieder auf gegeben wurden. Diese Prozesse ließen
sich für die Untersuchungszeit an Isen und Amper gut zeigen. Wie das Fehlen von
Reihengräberfeldern zeigt, wurden die Täler dieser kleinen Flüsse vermutlich erst
im 7. Jahrhundert besiedelt. Damit rückt der Beginn der Überlieferung bis auf
etwa 100 Jahre an den Siedlungsbeginn heran. Wie an den Beispielen der ver-
schiedenen Dörfer und Weiler gezeigt werden konnte, die erst nach und nach
namentlich differenziert wurden, waren in der dokumentierten Zeit vor allem an
den Nebenbächen der Isen weiterhin Besiedlungsprozesse in GangA Auch an der
Amper gibt es Hinweise auf einen Ausbau der Siedlungen^. Wie die Rodungs-
aktivitäten der Bischöfe im späten 9. Jahrhundert zeigten, ging der Siedlungs-
ausbau auch in dieser Zeit weiter, wobei die Bischöfe offenbar eher bestehende
Siedlungen ausbauten als neue Orte zu gründen. Ein Rückgang der
Siedlungsfläche fand dagegen im frühen 10. Jahrhundert statt, einer Zeit, in der
sich Berichte über verlassene und zerstörte Siedlungen finden. Offenbar führte die
politische Krise des späten Karolingerreichs mit den Ungarneinfällen auch zu
einer wirtschaftlichen und demographischen Krise, die erst in der Mitte des
10. Jahrhunderts endete. Seit dieser Zeit finden sich Wiederbesiedlungsversuche in
den Quellen. Daneben stehen, was hier nicht behandelt werden konnte, gegen
Ende des Jahrhunderts die Verleihungen von Zoll-, Markt- und Münzrechten an
die BischofskirchenA die auf einen klaren Aufschwung der Handelstätigkeit hin-
weisen - demographische und wirtschaftliche Entwicklung scheinen also ähnlich
55 Weshalb unter diesen Bedingungen Salzburg und nicht Regenburg Sitz des bayerischen
Metropoliten wurde, hat wahrscheinlich mehrere Ursachen: die überaus reiche Ausstattung
Salzburgs im Vergleich zu allen anderen Bistümern, die Freundschaft Karls des Großen zu
Am von Salzburg, die jüngere Version der Rupertsvita, nach der Rupert den Herzog und die
Bayern bekehrt habe und die Tatsache, dass Karl offenbar grundsätzlich keine starken
Bischöfe an seinen wichtigsten Residenzorten haben wollte. Man denke nur an Worms, eines
der kleinsten Bistümer nördlich der Alpen, Metz, dessen Bischofssitz er vakant ließ, und
Aachen, wo es gar keinen Bischof gab.
56 S.o. 1.7.3.
57 S.o. 1.7.2.
58 D Otto III. 197 (996.05.22) für Freising, 208 (996.05.28) für Salzburg, 306 (999.01.03) für
Passau.