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8.Schluss
Diese Entwicklung der Klöster zu Zentralorten, die es so in allen Reichsteilen
gab, lag sicherlich einerseits darin begründet, dass es sich um prestigeträchtige
Orte handelte, an denen vergleichsweise bedeutende Reliquien (in Isen etwa
diejenigen des heiligen Zeno) lagen, auf die Eide geleistet werden konnten.
Andererseits waren Klöster Orte, an denen es nicht schwer fiel, einen Schreiber zu
finden und an denen auch Schriftwissen vorhanden gewesen sein dürfte. So ist es
sicherlich kein Zufall, dass das Kloster Tegernbach das erste Mal bei einer dort
abgehaltenen Schenkung in den Quellen erschein D'. Auch hier wurden regelmäßig
Urkunden ausgestellt und Gerichts Versammlungen abgehalten. Dies gilt noch
stärker für das Kloster Isen, das zwar nicht im gewählten Untersuchungsgebiet
liegt, wo aber dennoch häufig Angelegenheiten aus der gesamten Umgebung
behandelt wurden. Im Amperraum oder seiner unmittelbaren Umgebung gab es
keine erfolgreiche Klostergründung. Dafür war - als mindestens so gut geeigneter
Ort für die Austragung von Konflikten und die Übergabe von Besitz - Freising in
geringer Entfernung gelegen. Vom Wallersee aus waren sowohl die erz-
bischöfliche Metropole Salzburg als auch das Kloster Mondsee gut zu erreichen,
noch näher lag allerdings das wichtige Kloster Mattsee, in dem sicherlich auch
Angelegenheiten der Bewohner des Wallerseegebiets behandelt wurden, selbst
wenn die Quellen hierfür fehlen^.
Die Frage, inwiefern sich mit Zentralorten auch eine wirtschaftliche Rolle in
Gewerbe und Handel verband, oder ob sich lokale Märkte eher an anderen Orten
befanden, ist nicht sicher zu beantworten. Wahrscheinlich siedelten sich Märkte
und Handwerker aber genau dort an, wo regelmäßig mit größeren Menschen-
mengen zu rechnen war - also eben an Orten, an denen Gerichtsversammlungen
stattfanden oder sich Menschen aus anderen Gründen wie zum Beispiel zu
Heiligenfesten versammelten.
Über diesen zentralen Orten, den pitMzcac, Klöstern und anderen standen
in der Siedlungshierarchie die Städte, in denen Bischöfe residierten: Salzburg,
Passau, Freising, möglicherweise Säben, über das nur wenig bekannt ist. Bis auf
Freising gehen alle diese Orte auf römische Städte zurück, allerdings nicht auf
Provinzhauptstädte, die es im damaligen bayerischen Raum nicht gab. Hier hat
man mit einer größeren Bevölkerung, Märkten, spezialisierten Handwerkern,
Befestigungen, großen Kirchen und ausgebauten Residenzen zu rechnen, am Ende
der Untersuchungszeit sicher in größerem Umfang als um 700. An der Spitze der
Siedlungshierarchie stand Regensburg, das schon Arbeo von Freising als Mrbs
bezeichnete und für das er aufwändige Befestigungen bezeugte^. Hier saßen die
bayerischen Herzoge sowohl in der AgiloHmgerzeit als auch im 10. Jahrhundert,
hier residierten die Karolinger von Karl dem Großen bis hin zu Ludwig dem Kind.
Hier finden sich auch die einzigen Zeugnisse für eine Handelstätigkeit in großem
Stil, es gab einen Hafen, einen Markt, die erste Münzprägestätte und einen Bischof,
hier besaßen alle anderen bayerischen Bischofskirchen StadthöfeA Trotz dieser
offensichtlichen Hauptstadtrolle, die für Regensburg konstanter und eindeutiger
51 TF 374 (817.04.10).
52 Zumal auch von Mattseer Besitz im Raum des Wallersees auszugehen ist, s.o. 3.2.4.
53 Vita Haimhrammi, c.4, 32f.
54 BOSL, Sozialstruktur 27-29.
8.Schluss
Diese Entwicklung der Klöster zu Zentralorten, die es so in allen Reichsteilen
gab, lag sicherlich einerseits darin begründet, dass es sich um prestigeträchtige
Orte handelte, an denen vergleichsweise bedeutende Reliquien (in Isen etwa
diejenigen des heiligen Zeno) lagen, auf die Eide geleistet werden konnten.
Andererseits waren Klöster Orte, an denen es nicht schwer fiel, einen Schreiber zu
finden und an denen auch Schriftwissen vorhanden gewesen sein dürfte. So ist es
sicherlich kein Zufall, dass das Kloster Tegernbach das erste Mal bei einer dort
abgehaltenen Schenkung in den Quellen erschein D'. Auch hier wurden regelmäßig
Urkunden ausgestellt und Gerichts Versammlungen abgehalten. Dies gilt noch
stärker für das Kloster Isen, das zwar nicht im gewählten Untersuchungsgebiet
liegt, wo aber dennoch häufig Angelegenheiten aus der gesamten Umgebung
behandelt wurden. Im Amperraum oder seiner unmittelbaren Umgebung gab es
keine erfolgreiche Klostergründung. Dafür war - als mindestens so gut geeigneter
Ort für die Austragung von Konflikten und die Übergabe von Besitz - Freising in
geringer Entfernung gelegen. Vom Wallersee aus waren sowohl die erz-
bischöfliche Metropole Salzburg als auch das Kloster Mondsee gut zu erreichen,
noch näher lag allerdings das wichtige Kloster Mattsee, in dem sicherlich auch
Angelegenheiten der Bewohner des Wallerseegebiets behandelt wurden, selbst
wenn die Quellen hierfür fehlen^.
Die Frage, inwiefern sich mit Zentralorten auch eine wirtschaftliche Rolle in
Gewerbe und Handel verband, oder ob sich lokale Märkte eher an anderen Orten
befanden, ist nicht sicher zu beantworten. Wahrscheinlich siedelten sich Märkte
und Handwerker aber genau dort an, wo regelmäßig mit größeren Menschen-
mengen zu rechnen war - also eben an Orten, an denen Gerichtsversammlungen
stattfanden oder sich Menschen aus anderen Gründen wie zum Beispiel zu
Heiligenfesten versammelten.
Über diesen zentralen Orten, den pitMzcac, Klöstern und anderen standen
in der Siedlungshierarchie die Städte, in denen Bischöfe residierten: Salzburg,
Passau, Freising, möglicherweise Säben, über das nur wenig bekannt ist. Bis auf
Freising gehen alle diese Orte auf römische Städte zurück, allerdings nicht auf
Provinzhauptstädte, die es im damaligen bayerischen Raum nicht gab. Hier hat
man mit einer größeren Bevölkerung, Märkten, spezialisierten Handwerkern,
Befestigungen, großen Kirchen und ausgebauten Residenzen zu rechnen, am Ende
der Untersuchungszeit sicher in größerem Umfang als um 700. An der Spitze der
Siedlungshierarchie stand Regensburg, das schon Arbeo von Freising als Mrbs
bezeichnete und für das er aufwändige Befestigungen bezeugte^. Hier saßen die
bayerischen Herzoge sowohl in der AgiloHmgerzeit als auch im 10. Jahrhundert,
hier residierten die Karolinger von Karl dem Großen bis hin zu Ludwig dem Kind.
Hier finden sich auch die einzigen Zeugnisse für eine Handelstätigkeit in großem
Stil, es gab einen Hafen, einen Markt, die erste Münzprägestätte und einen Bischof,
hier besaßen alle anderen bayerischen Bischofskirchen StadthöfeA Trotz dieser
offensichtlichen Hauptstadtrolle, die für Regensburg konstanter und eindeutiger
51 TF 374 (817.04.10).
52 Zumal auch von Mattseer Besitz im Raum des Wallersees auszugehen ist, s.o. 3.2.4.
53 Vita Haimhrammi, c.4, 32f.
54 BOSL, Sozialstruktur 27-29.