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4. Familie
Rihni, Heilrat und Diotmar an der Isen, Otachar (und Rihni) im Chiemgau ver-
streut am Inn und am Unterlauf der Alz, Pernhart und Hilmitrud am Inn,
Zuentipolch zwischen Salzburg und dem Chiemsee.
Familienangehörige, besonders die Geschwister, spielten, wie an diesem
Beispiel zu erkennen ist, in den Transaktionen des 10. Jahrhunderts eine große
Rolle; sie setzten sich gegenseitig als Erben ein und leisteten häufig gegenseitig
Zeugendienste füreinander. Die Zustimmung des größeren Familienverbandes ist
dagegen so gut wie nicht mehr zu finden, wie überhaupt die pmrzmz, propm^Mz
oder andere aus den Quellen verschwunden sind. Dies dürfte ein Zeichen für die
abnehmende Bedeutung der lateralen Verwandtschaftsbeziehungen zugunsten
der patrilinearen Abstammungsgruppe sein. Ein so großer Besitzumfang, der
alleine einer Kernfamilie gehörte, ist in den frühen Urkunden, etwa im Vergleich
mit der Piligrim-Familie, kaum zu finden'"". Zur relativ breiten Streuung im
zentral- und südbayerischen Raum kommt eine deutliche Lokalisierung in
bestimmten Räumen - wie bei den Freisinger Aribonen - hinzu. Dies zeigt zum
einen den im höchsten Adel ansteigenden Besitzumfang, zum anderen aber auch,
dass die Bischofskirchen nun im Zentrum von Besitzstrategien einzelner Familien,
wie der Familie des Erzbischofs oder den Freisinger Aribonen, standen. Für die
Angehörigen anderer Familien spielten die Bischofskirchen keine so große Rolle
mehr, wie die im Vergleich zum 8. und 9. Jahrhundert deutlich geringere Anzahl
von unterschiedlichen Tradenten und Tauschpartner zeigt'"".
4.4 Der Wallersee
Auch am Wallersee lässt sich zeigen, dass kinderlose Menschen zu größeren
Schenkungen bereit waren, sich aber dennoch hin und wieder, für den Fall, dass
doch noch ein Erbe geboren werden sollte, absicherten. So schenkte ein Kerpald
816 in Pfongau umfangreichen Besitz mit Mühlen, Mansen und Unfreien an das
Kloster Mond see'"'". Allerdings bestand er darauf, dass, sollte ihm noch ein Sohn
geboren werden, er diesen nach eigenem Ermessen aus den geschenkten Gütern
ausstatten dürfe. Man kann nach den oben an der Piligrim-Familie gemachten
Beobachtungen davon ausgehen, dass kein Sohn geboren wurde, denn einige Jahre
später übergab Kerpald erneut eine Schenkung an das gleiche Kloster, in der er
seine pars des Irrsbergs Übergabe. Da der Besitz nicht weiter lokalisiert wurde
und der Irrsberg nach frühmittelalterlichem Verständnis den gesamten Gebirgs-
zug zwischen dem Wallersee im Westen und dem Zeller See und dem Mondsee im
Osten umfasste'^, ist davon auszugehen, dass die Tradition einen erheblichen
Umfang hatte.
148 Außer möglicherweise bei dem uir ihMsfns Machelm und bei einigen Gründerfamilien von
Klöstern wie Schäftlarn, s.o. 3.3.
149 Dazu passt auch, dass in dieser Zeit die Grafen von Ebersberg ihr eigenes Kloster gründeten,
s.o. 2.5.
150 TM 52/2 (816).
151 TM 55 (817/29). Ähnliche Klauseln mit Vorbehalt für einen ungeborenen Sohn finden sich
auch in TM 61 (825.06.05), 71 (807.10.30) und TR 29 (837).
152 S.o. 1.7.4.
4. Familie
Rihni, Heilrat und Diotmar an der Isen, Otachar (und Rihni) im Chiemgau ver-
streut am Inn und am Unterlauf der Alz, Pernhart und Hilmitrud am Inn,
Zuentipolch zwischen Salzburg und dem Chiemsee.
Familienangehörige, besonders die Geschwister, spielten, wie an diesem
Beispiel zu erkennen ist, in den Transaktionen des 10. Jahrhunderts eine große
Rolle; sie setzten sich gegenseitig als Erben ein und leisteten häufig gegenseitig
Zeugendienste füreinander. Die Zustimmung des größeren Familienverbandes ist
dagegen so gut wie nicht mehr zu finden, wie überhaupt die pmrzmz, propm^Mz
oder andere aus den Quellen verschwunden sind. Dies dürfte ein Zeichen für die
abnehmende Bedeutung der lateralen Verwandtschaftsbeziehungen zugunsten
der patrilinearen Abstammungsgruppe sein. Ein so großer Besitzumfang, der
alleine einer Kernfamilie gehörte, ist in den frühen Urkunden, etwa im Vergleich
mit der Piligrim-Familie, kaum zu finden'"". Zur relativ breiten Streuung im
zentral- und südbayerischen Raum kommt eine deutliche Lokalisierung in
bestimmten Räumen - wie bei den Freisinger Aribonen - hinzu. Dies zeigt zum
einen den im höchsten Adel ansteigenden Besitzumfang, zum anderen aber auch,
dass die Bischofskirchen nun im Zentrum von Besitzstrategien einzelner Familien,
wie der Familie des Erzbischofs oder den Freisinger Aribonen, standen. Für die
Angehörigen anderer Familien spielten die Bischofskirchen keine so große Rolle
mehr, wie die im Vergleich zum 8. und 9. Jahrhundert deutlich geringere Anzahl
von unterschiedlichen Tradenten und Tauschpartner zeigt'"".
4.4 Der Wallersee
Auch am Wallersee lässt sich zeigen, dass kinderlose Menschen zu größeren
Schenkungen bereit waren, sich aber dennoch hin und wieder, für den Fall, dass
doch noch ein Erbe geboren werden sollte, absicherten. So schenkte ein Kerpald
816 in Pfongau umfangreichen Besitz mit Mühlen, Mansen und Unfreien an das
Kloster Mond see'"'". Allerdings bestand er darauf, dass, sollte ihm noch ein Sohn
geboren werden, er diesen nach eigenem Ermessen aus den geschenkten Gütern
ausstatten dürfe. Man kann nach den oben an der Piligrim-Familie gemachten
Beobachtungen davon ausgehen, dass kein Sohn geboren wurde, denn einige Jahre
später übergab Kerpald erneut eine Schenkung an das gleiche Kloster, in der er
seine pars des Irrsbergs Übergabe. Da der Besitz nicht weiter lokalisiert wurde
und der Irrsberg nach frühmittelalterlichem Verständnis den gesamten Gebirgs-
zug zwischen dem Wallersee im Westen und dem Zeller See und dem Mondsee im
Osten umfasste'^, ist davon auszugehen, dass die Tradition einen erheblichen
Umfang hatte.
148 Außer möglicherweise bei dem uir ihMsfns Machelm und bei einigen Gründerfamilien von
Klöstern wie Schäftlarn, s.o. 3.3.
149 Dazu passt auch, dass in dieser Zeit die Grafen von Ebersberg ihr eigenes Kloster gründeten,
s.o. 2.5.
150 TM 52/2 (816).
151 TM 55 (817/29). Ähnliche Klauseln mit Vorbehalt für einen ungeborenen Sohn finden sich
auch in TM 61 (825.06.05), 71 (807.10.30) und TR 29 (837).
152 S.o. 1.7.4.