4.3 Der Isenraum
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westlich von Wasserburg gelegenen Besitz, der nicht allzu weit von Rihnis Gütern
in Ornau entfernt war"?.
Überhaupt waren Traditionen, die die Geschwister einbezogen, in dieser
Familie recht häufig. So gab Rihnis Tochter Hilmidrud Land in Bozen und in vier
Orten in Nordtirol, während ihr Bruder Bernhard Besitzungen in Weisbrunn (Lkr.
Traunstein) übergab. Dagegen erhielten sie gemeinsam für sich und ihre Kinder
Besitz in Tirol und Bad Reichenhall sowie Land zwischen Wasserburg und
Mühldorf am Inn mit Fischereirechten und Schiffern"?. Weiter südlich am Inn in
Oberaudorf erwarb Bernhard später noch Land von seinem Vater und gab dafür
anderen Besitz in Breitendorf und Tiefstadt nördlich von Altötting, der an seinen
Schwager Diotrih, den Ehemann der Heilrat, verliehen gewesen war"'.
Zuentipolch, der Sohn Diotmars, schuf sich 932/34 einen Schwerpunkt
zwischen der Alz und Salzburg. Zunächst tauschte er einige Hufen an Traun und
Alz gegen das volle Eigentum seiner Lehen bei Traunstein und erhielt zwei Jahre
später von seinem Großvater, dem Erzbischof, im Tausch Besitz am Waginger See.
Dagegen gab er sein Eigentum in den nur wenig südlicher gelegenen Orten
Ufering und Wimmern sowie am Wallersee in Tödtleinsdorf. Wenn er das an Salz-
burg gegebene Eigentum auf Lebenszeit behalten durfte - was nicht unüblich war
- hätte er bereits als junger Mann nur wenige Kilometer westlich von Salzburg
einen Kette von Besitzstücken erworben, die sich südlich des Waginger Sees über
20 km nach Westen bis Traunstein und Trostberg erstreckte"'. Die von ihm
vergebenen Besitzungen am Wallersee dürften hingegen langfristig den dortigen
alten Salzburger Besitz in der Gegend abgerundet haben. Ansonsten war Zuenti-
polch auch in der Gegend um Erharting am Unterlauf der Isen tätig"'.
An diesen Beispielen wird deutlich, wie sehr das Kirchengut im Dienste der
Familie genutzt wurde, wenn zum Teil alter Kirchen- und Klosterbesitz an Orten
wie Erharting vergeben wurde, der bereits seit dem frühen 8. Jahrhundert zum
Kirchenbesitz gehörten'"? Zugleich bedeutete dies nicht zwangsläufig einen Ver-
lust für die Salzburger Kirche, die im Tausch Schwerpunkte wie den Wallersee
stärken konnte. Zudem wurden viele Güter nur als Prekarie vergeben und
erweiterten so langfristig den Besitz der Kirche (bzw. sollten ihn erweitern).
Oadalberts Privatbesitz würde darüber hinaus - zumindest teilweise - nach sei-
nem Tod an die Salzburger Kirche fallen. Gerade diese Verbindung von Kirchen-
und Privateigentum machte auch die Versorgung der ehemaligen Ehefrau mit
einem eigenen Rechtstitel als Sicherung notwendig - sonst hätte sie vermutlich nur
über ihre verfügen können. Darüber hinaus ist zu erkennen, wie die Eltern,
die fünf Kinder sowie der Enkel Zuentipolch regionale Schwerpunkte aufbauten:
142 CO 74 (930.04.24). Die beiden Rihnis dieser Urkunde werden zwar vom Herausgeber für
Enkel Oadalberts und Rihnis gehalten, es ist jedoch wahrscheinlicher, dass eine von ihnen
die Frau des Erzbischofs war, die lediglich drei Jahre vorher sicher noch am Leben war.
143 CO 76 (930/31). Die Fischereirechte gehörten dem Kloster Au.
144 CO 81b (931.02.08).
145 CO 88 (932.02.14), 94 (934.05.01). Zuentipolch gab Besitz in Willenberg (westl. Salzburg),
Bergham, Kaltenbrunn und Dorfen (alle bei Trostberg nördlich des Chiemsee) und erhielt
dafür seine Lehen in Marwang und Erlstätt bei Traunstein als Erbbesitz, im zweiten Tausch
erwarb er Ringham am Waginger See.
146 CO 98 (925.05.16).
147 BN5,4.
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westlich von Wasserburg gelegenen Besitz, der nicht allzu weit von Rihnis Gütern
in Ornau entfernt war"?.
Überhaupt waren Traditionen, die die Geschwister einbezogen, in dieser
Familie recht häufig. So gab Rihnis Tochter Hilmidrud Land in Bozen und in vier
Orten in Nordtirol, während ihr Bruder Bernhard Besitzungen in Weisbrunn (Lkr.
Traunstein) übergab. Dagegen erhielten sie gemeinsam für sich und ihre Kinder
Besitz in Tirol und Bad Reichenhall sowie Land zwischen Wasserburg und
Mühldorf am Inn mit Fischereirechten und Schiffern"?. Weiter südlich am Inn in
Oberaudorf erwarb Bernhard später noch Land von seinem Vater und gab dafür
anderen Besitz in Breitendorf und Tiefstadt nördlich von Altötting, der an seinen
Schwager Diotrih, den Ehemann der Heilrat, verliehen gewesen war"'.
Zuentipolch, der Sohn Diotmars, schuf sich 932/34 einen Schwerpunkt
zwischen der Alz und Salzburg. Zunächst tauschte er einige Hufen an Traun und
Alz gegen das volle Eigentum seiner Lehen bei Traunstein und erhielt zwei Jahre
später von seinem Großvater, dem Erzbischof, im Tausch Besitz am Waginger See.
Dagegen gab er sein Eigentum in den nur wenig südlicher gelegenen Orten
Ufering und Wimmern sowie am Wallersee in Tödtleinsdorf. Wenn er das an Salz-
burg gegebene Eigentum auf Lebenszeit behalten durfte - was nicht unüblich war
- hätte er bereits als junger Mann nur wenige Kilometer westlich von Salzburg
einen Kette von Besitzstücken erworben, die sich südlich des Waginger Sees über
20 km nach Westen bis Traunstein und Trostberg erstreckte"'. Die von ihm
vergebenen Besitzungen am Wallersee dürften hingegen langfristig den dortigen
alten Salzburger Besitz in der Gegend abgerundet haben. Ansonsten war Zuenti-
polch auch in der Gegend um Erharting am Unterlauf der Isen tätig"'.
An diesen Beispielen wird deutlich, wie sehr das Kirchengut im Dienste der
Familie genutzt wurde, wenn zum Teil alter Kirchen- und Klosterbesitz an Orten
wie Erharting vergeben wurde, der bereits seit dem frühen 8. Jahrhundert zum
Kirchenbesitz gehörten'"? Zugleich bedeutete dies nicht zwangsläufig einen Ver-
lust für die Salzburger Kirche, die im Tausch Schwerpunkte wie den Wallersee
stärken konnte. Zudem wurden viele Güter nur als Prekarie vergeben und
erweiterten so langfristig den Besitz der Kirche (bzw. sollten ihn erweitern).
Oadalberts Privatbesitz würde darüber hinaus - zumindest teilweise - nach sei-
nem Tod an die Salzburger Kirche fallen. Gerade diese Verbindung von Kirchen-
und Privateigentum machte auch die Versorgung der ehemaligen Ehefrau mit
einem eigenen Rechtstitel als Sicherung notwendig - sonst hätte sie vermutlich nur
über ihre verfügen können. Darüber hinaus ist zu erkennen, wie die Eltern,
die fünf Kinder sowie der Enkel Zuentipolch regionale Schwerpunkte aufbauten:
142 CO 74 (930.04.24). Die beiden Rihnis dieser Urkunde werden zwar vom Herausgeber für
Enkel Oadalberts und Rihnis gehalten, es ist jedoch wahrscheinlicher, dass eine von ihnen
die Frau des Erzbischofs war, die lediglich drei Jahre vorher sicher noch am Leben war.
143 CO 76 (930/31). Die Fischereirechte gehörten dem Kloster Au.
144 CO 81b (931.02.08).
145 CO 88 (932.02.14), 94 (934.05.01). Zuentipolch gab Besitz in Willenberg (westl. Salzburg),
Bergham, Kaltenbrunn und Dorfen (alle bei Trostberg nördlich des Chiemsee) und erhielt
dafür seine Lehen in Marwang und Erlstätt bei Traunstein als Erbbesitz, im zweiten Tausch
erwarb er Ringham am Waginger See.
146 CO 98 (925.05.16).
147 BN5,4.