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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0188

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4.4 Der Wallersee

187

Nur wenige Familien dieser Region lassen sich über zwei Generationen
verfolgen, eine von ihnen ist die Familie des Abts Wolchenhard. Woichenhard,
dessen Kloster unbekannt ist, war der Sohn eines Isinhart, der irgendwann im
8. Jahrhundert Land am Wallersee und seinen Sohn Wolchenhard an Salzburg
übergab*^. Dort wurde der Sohn offenbar ausgebildet und war bereits Abt, als er
einige Jahre später gemeinsam mit seinem Bruder Gumbolt eine Schenkung in
Berg am Wallersee (wohl derselbe Ort wie in der Schenkung des Vaters) und in
Anthering nordwestlich von Salzburg durchführte'A In den Salzburger Notizen
erscheint der Name des Gumbolt häufiger, so dass es gut möglich ist, dass sich der
Familienbesitz auch nach C/zo/tnndor/ (Gendorf bei Burgkirchen an der Alz oder
Kimmelsdorf 20 km nordwestlich des Mattsee) erstreckte, wo ein Gumbolt eine
Prestarie hatte' A Auch in Ober(Unter)eching (20 km westlich des Mattsee), wo der
noMzs Nr Gumbolt Land schenkte'^' und in Berndorf nördlich des Mattsee, wo ein
Namensträger als Nachbar eines Angeklagten und Zeuge in einen Prozess ver-
wickelt war, könnte die Familie Eigentum gehabt haben'"'". Es ist zu erwarten, dass
sich zumindest einige dieser Nennungen auf den Wallerseer Gumbolt bezogen, da
alleine die Schenkungen und das Amt Wolchenhards auf einen gewissen
Wohlstand der Familie hinweisen.
Eine andere Familie, von der sich immerhin zwei Generationen erkennen
lassen, ist die des Kerhart, der 822 gemeinsam mit seinen Miterben Ratolt und
Reginhoh ihren Anteil an der Mühle in Weng am Wallerbach und den Weg zu ihr
sowie einige Wiesen am Bach schenkte'^. Sechs Jahre später bezog Kerhart seinen
Sohn Sieker in eine Schenkung von einer Hufe im nahe gelegenen Hilgertheim
ein"'"'; mehr ist über diese Familie jedoch nicht bekannt.
Auch die Familie der Brüder Ato und Ihho, die wohl beide in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts lebten, lässt sich in Grundzügen erkennen und ist,
obwohl sie das Wallerseegebiet nur am Rande berührte, interessant, weil es hier
Konflikte um Schenkungen gab. Es handelte sich ebenfalls um eine wohlhabende
Familie, wie die weite Besitzstreuung von Traunstein bis möglicherweise Wels
und Weihmörting (ca. 30 km südwestlich von Passau)"'" und die Betitelung der
Brüder als noMcs Nn zeigt. Zudem wirkte Ato in einem Gerichtsverfahren um die
Maximilianszelle in Bischofshofen (südlich von Berchtesgaden) und als Zeuge am
Ende der Notitia Arnonis mit"''. Während Ato zum engeren Kreis um Bischof Am
gehört haben muss und die Salzburger Kirche reichlich bedachte, geriet sein
Bruder Ihho nach Atos Tod, der zwischen der Abfassung der Notitia Arnonis (791)

153 BN 14,7. MlTls, Sippen 46-48 mit Anm. 184, stellt mit einer Beweisführung über Schen-
kungen an Lorsch im Mainzer Raum die verwegene These auf, dass er mit dem Gründer des
westbayerischen Klosters Scharnitz-Schlehdorf identisch war (und untermauert damit die
abwegige These, dass der Name HMOs; von Hass; [=Hessen] abgeleitet sei). Verbindungen
zwischen diesen Isanharts sind jedoch auch für STÖRMER, Adel 151, sicher.
154 BN 14,35.
155 BN21,3.
156 BN10,2.
157 BN 14,40.
158 TM 56 (822.09.29).
159 TM 62 (828.02.18).
160 BN 24,1,14,40, TM 110 (759.07.08).
161 BN 8,15, NA 8,8.
 
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