3. Die innere Struktur der Dörfer und Weiler
3.1 Siedlungen als Gemeinschaften
Wenn Menschen auf relativ engem Raum Zusammenleben und nebeneinander
Land besitzen oder bearbeiten, entstehen zwangsläufig nachbarschaftliche
Verhältnisse. Neben diesen selbstverständlichen Beziehungen gab es im frühen
Mittelalter auch zentrale und gemeinsame Einrichtungen, obwohl natürlich nicht
an die ausgeprägten Organisationsformen der späteren Landgemeinde zu denken
ist. Allerdings geben die Traditionsurkunden nur wenig Auskunft über solche
Einrichtungen, da sie ihrer Gattung entsprechend eher an einer Beschreibung
dessen interessiert sind, über das verfügt wird. Deshalb muss bei der Un-
tersuchung der Allmenden und zentralen Einrichtungen wie Kirchen und Mühlen
ganz Bayern in den Blick genommen werden. Die für die dörflichen Strukturen
ebenfalls äußerst wichtige Besitzstruktur der Siedlungen ist in den
Traditionsurkunden dagegen recht gut zu erkennen, weshalb sie im zweiten Teil
des Kapitels für die Siedlungen der Untersuchungsgebiete betrachtet werden soll.
Für die Untersuchung der inneren Struktur, der Lage und des materiellen Stands
einer Siedlung ist man auf archäologische Siedlungsgrabungen angewiesen, doch
sind sie in Bayern noch relativ selten und noch seltener publizierte Sie sind auch
nur dort möglich, wo Siedlungen aufgegeben und nicht wie in der Mehrzahl der
bayerischen Fälle bis heute beibehalten wurden^. Zudem gehen sie kaum über das
8. Jahrhundert hinaus und konzentrieren sich auf Orte an der Donau und in der
Münchener Schotterebene. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich
bei der Schotterebene um ein Gebiet, das für die Prospektion aus der Luft
besonders geeignet isL, zum anderen liegt dort die Großstadt München mit ihrem
1 S. die Übersicht bei Janine FRIES-KNOBLACH, Hausbau und Siedlungen der Bajuwaren bis zur
Urbanisierung, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 71 2006, 339-430, hier 340 und die
Literatur zu den einzelnen Siedlungen 418.
2 Die Verlagerung von Siedlungen in der eigenen Gemarkung, die für das frühe Mittelalter oft
angenommen wird (etwa bei DANNHEIMER/DlEPOLDER, Aschheim 171f.), fand offenbar nicht
so häufig statt, s. FRIES-KNOBLACH, Hausbau 392f., auch zum Beispiel Aschheim und mit
weiterer Literatur zum Thema.
3 Hans GEISLER, Haus und Hof im frühmittelalterlichen Bayern nach den archäologischen Be-
funden, in: Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Bericht über zwei Kolloquien
der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas von 24.-26. Mai 1990 und
20.-22. November 1991 (34. und 35. Arbeitstagung) (Gedenkschrift für Herbert Jankuhn), hg.
v. Heinrich Beck, Heiko Steuer (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göt-
3.1 Siedlungen als Gemeinschaften
Wenn Menschen auf relativ engem Raum Zusammenleben und nebeneinander
Land besitzen oder bearbeiten, entstehen zwangsläufig nachbarschaftliche
Verhältnisse. Neben diesen selbstverständlichen Beziehungen gab es im frühen
Mittelalter auch zentrale und gemeinsame Einrichtungen, obwohl natürlich nicht
an die ausgeprägten Organisationsformen der späteren Landgemeinde zu denken
ist. Allerdings geben die Traditionsurkunden nur wenig Auskunft über solche
Einrichtungen, da sie ihrer Gattung entsprechend eher an einer Beschreibung
dessen interessiert sind, über das verfügt wird. Deshalb muss bei der Un-
tersuchung der Allmenden und zentralen Einrichtungen wie Kirchen und Mühlen
ganz Bayern in den Blick genommen werden. Die für die dörflichen Strukturen
ebenfalls äußerst wichtige Besitzstruktur der Siedlungen ist in den
Traditionsurkunden dagegen recht gut zu erkennen, weshalb sie im zweiten Teil
des Kapitels für die Siedlungen der Untersuchungsgebiete betrachtet werden soll.
Für die Untersuchung der inneren Struktur, der Lage und des materiellen Stands
einer Siedlung ist man auf archäologische Siedlungsgrabungen angewiesen, doch
sind sie in Bayern noch relativ selten und noch seltener publizierte Sie sind auch
nur dort möglich, wo Siedlungen aufgegeben und nicht wie in der Mehrzahl der
bayerischen Fälle bis heute beibehalten wurden^. Zudem gehen sie kaum über das
8. Jahrhundert hinaus und konzentrieren sich auf Orte an der Donau und in der
Münchener Schotterebene. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich
bei der Schotterebene um ein Gebiet, das für die Prospektion aus der Luft
besonders geeignet isL, zum anderen liegt dort die Großstadt München mit ihrem
1 S. die Übersicht bei Janine FRIES-KNOBLACH, Hausbau und Siedlungen der Bajuwaren bis zur
Urbanisierung, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 71 2006, 339-430, hier 340 und die
Literatur zu den einzelnen Siedlungen 418.
2 Die Verlagerung von Siedlungen in der eigenen Gemarkung, die für das frühe Mittelalter oft
angenommen wird (etwa bei DANNHEIMER/DlEPOLDER, Aschheim 171f.), fand offenbar nicht
so häufig statt, s. FRIES-KNOBLACH, Hausbau 392f., auch zum Beispiel Aschheim und mit
weiterer Literatur zum Thema.
3 Hans GEISLER, Haus und Hof im frühmittelalterlichen Bayern nach den archäologischen Be-
funden, in: Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Bericht über zwei Kolloquien
der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas von 24.-26. Mai 1990 und
20.-22. November 1991 (34. und 35. Arbeitstagung) (Gedenkschrift für Herbert Jankuhn), hg.
v. Heinrich Beck, Heiko Steuer (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göt-