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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0231
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220

Die konsularische Kommune - Genua im 12. Jahrhundert

ten Richtungen belegt sind, beweist dies allenfalls die Reichweite
der Ambitionen der Hafenstadt, nicht aber die Kontrolle eines wei-
ten Küstenstreifens und der Verkehrswege ins Binnenland.^ Viel-
mehr musste sich die Hafenstadt mit flexiblen Strategien - neben
nackter Gewalt stand der Erwerb von Rechten ebenso wie die Ko-
operation mit Adeligen - kontinuierlich um eine Absicherung und
Erweiterung des Gewonnenen bemühen, was mit dem Ende des 12.
Jahrhunderts bei weitem noch nicht abgeschlossen war.^ Beide As-
pekte - die allmähliche Erweiterung und Verfestigung einer eige-
nen Herrschaftssphäre an der ligurischen Küste aut Kosten weniger
mächtiger Nachbarn wie auch die Abgrenzung dieses Einflussge-
biets gegen gleichrangige Städte - werden im Anschluss an je einem
Beispiel behandelt. Im Anschluss dient daher die Analyse zweier
Konfliktbünden, nämlich der Politik gegenüber Ventimiglia der
toskanischen Hafenstadt Pisa, dem Untertangen, die Möglichkeiten
und Grenzen der Genueser Außenpolitik auszuloten. Entscheidend
ist die Frage, welche Interaktionsformen bei den Versuchen gewählt
wurde, die Machtverhältnisse im eigenen Sinne zu gestalten, und
welche Erfolge diese Unternehmungen zeitigten.

4.6.1 Kämpfe, Eide, Akte symbolischer Kommunikation:
der lange Kampf um die Unterordnung Ventimiglias
Will man die unterschiedlichen Wege zum Ausbau des Genueser
Distrikts, aber auch die relative Offenheit der politischen Lage in
Ligurien erfassen, gelingt dies am besten durch die Aufarbeitung
eines Einzelfalls, in den die verschiedensten Akteure involviert wa-
ren. Der Umstand, dass eine Stadt wie das im Anschluss behandel-
te Ventimiglia wiederholt militärisch besiegt werden musste, zeigt
zugleich, wie stark die Herrschaftsstrukturen während der Epo-
che im Fluss waren, in der die Stadtkommunen zu entscheidenden
Mächten auf der politischen Landkarte Italiens wurden.^ Weil die
Auseinandersetzungen in der unmittelbaren Umgebung der Städte
einen großen Anteil der Aufmerksamkeit und auch der finanziellen

305 Emblematisch erscheinen die Nachrichten über den Ausbau eines casÜMiw in Portovenere im
Jahr 1113, der Kauf der Burg von Voltaggio von den Markgrafen von Gavi im Jahr 1121 und
die Errichtung eines Turms in San Remo, der für das Jahr 1130 überliefert ist: Annah genovesi,
hg. V. BELGRANO - IMPERIALE DI SANTANGELO 1, S. 15, 17, 25.
306 Zur Konstruktion kommunaler Territorien während des 12. Jahrhunderts grundsätzlich MiLA-
Ni, Comuni, S. 32-40.
307 Auf die Offenheit der politischen und institutioneilen Strukturen während des 12. und
13. Jahrhunderts weisen etwa hin CAMMAROSANO, Toscana; DARTMANN, Legitimation; DERS.,
Autokephalie.
 
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