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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0232

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Jenseits der Stadtmauern - die Sicherung der eigenen Einflusssphäre

221

Mittel der Kommunen verschlangen, erschließt die Rekonstruktion
politischer Interaktion auf diesem Feld zentrale Aspekte der Ver-
festigung kommunaler Strukturen und ihres Wirkens nach außen.

4.6.1.1 Bürger- und Vasalleneide (1130 -1158)
Ventimiglia, eine heute unmittelbar an der französischen Gren-
ze gelegene Hafenstadt, stellte über längere Phasen des 12. und
13. Jahrhunderts den am weitesten westlich gelegenen Punkt des
von Genua mehr oder weniger sicher kontrollierten Distrikts dar.^
Die rund 160 km von der Metropole entfernte Stadt geht auf eine
römische Gründung zurück, in der seit dem Frühmittelalter ein Bi-
schof residierte. Für die folgenden Jahrhunderte ist vor allem die
Aktivität der Grafen von Ventimiglia bezeugt, die dort neben ei-
ner Burg mit der Kirche von S. Michele auch ein kultisches Zen-
trum errichteten.^ Im Jahr 1130 gerieten Mitglieder dieser Familie
als Gefangene in die Hände Genuas, als sie in einem Krieg um den
Küstenort San Remo auf der Seite der Unterlegenen gekämpft hat-
ten; schon zu diesem Zeitpunkt mussten sie dem heiligen Siro und
dem Volk von Genua ein mramciüMm leisten.^" Über die
seit ca. 1100 im Schatten der Burg aufblühende städtische Ansied-
lung erfährt man wenig, bevor sie in den Fokus Genueser Expan-
sionsbestrebungen geriet.^ Caffaro führt in seinem Bericht für das
Jahr 1140 prägnant aus: „In dieser Amtsperiode der Konsuln zogen
die Genuesen mit einem großen Aufgebot von Reiterkriegern und
Fußsoldaten zu Lande und zu Wasser gegen die Stadt Ventimig-
lia, zur Ehre Gottes und der Stadt von Genua nahmen sie die Stadt
und sämtliche Befestigungen in ihrem Umland gewaltsam ein und
ließen alle Bewohner der Stadt und ihres Umlandes auf ewig ei-
nen Treueid leisten."^ Zur Rechtfertigung dieses Kriegszugs hatten
sie zuvor bei Konrad III. eine Urkunde bewirkt, in der gegen die
Bewohner von Ventimiglia schwerste Vorwürfe erhoben wurden.

308 Zur Geschichte der Stadt Ventimiglias und des gleichnamigen Grafengeschlechts in der hier
interessierenden Phase vgl. Rossi, Storia; RosTAN, Storia; PAvoNi, Frammentazione; PALMERO,
Ventimiglia.
309 Vgl. etwa die Kooperation mit den Genueser Bischöfen, die in einigen Urkunden belegt ist:
Registro della curia arcivescovile, hg. v. BELGRANO, Appendice Nr. 19 (29. Januar 1038), S. 441
[Regest]; Nr. 22 (Juli 1110), S. 442 [Regest]; Liber privilegiorum, hg. v. PuNCUH, Nr. 9 (Juli
1124), S. 24 f.
310 Annali genovesi, hg. v. BELGRANO - IMPERIALE Di SANTANGELO 1, S. 25.
311 PoLONio, Ventimiglia; PALMERO, Ventimiglia.
312 Annali genovesi, hg. v. BELGRANO - IMPERIALE Di SANT'ANGELO 1, S. 30: ln ;sD ardem coMsrda-
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