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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0262

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Jenseits der Stadtmauern - die Sicherung der eigenen Einflusssphäre

251

zu bewähren hatte. Dann musste sich erweisen, dass Ventimiglia in
Verträgen mit Dritten die Prärogativen Genuas zu berücksichtigen
hatte und es ihr nicht gestattet war, sich an Verschwörungen gegen
die Schutzmacht zu beteiligen.

4.6.2 Außenpolitik - Genuas Kämpfe und Verhand-
lungen mit Lucca und Pisa (1168-1175)

Genua war während des gesamten 12. Jahrhunderts darum bemüht,
die eigene politische und ökonomische Handlungsfähigkeit da-
durch zu sichern, dass sie sich die benachbarten Küsten unterwarf
und darüber hinaus die Inseln Korsika und Sardinien so weit wie
möglich unter Kontrolle bekamt Beides führte zwangsläufig zu
heftigen Konflikten mit Pisa als der wichtigsten Hafenstadt der Tos-
kana. Während der ersten Hälfte des Jahrhunderts rangen beide See-
städte vor allem um den Zugriff auf die strategisch so bedeutenden
Inseln im Tyrrhenischen Meer. Diese Streitigkeiten verquickten sich
ab den 1160er Jahren mit der Rivalität zwischen Genua, Pisa und
Lucca um die Kontrolle der Küste der Versilia.^ Genua verfügte
mit Portovenere über eine Basis, von der aus die Pisaner Schiffahrt
ebenso gut zu kontrollieren wie zu schädigen war; dies wurde aber
noch erleichtert, wenn südlicher gelegene Anlaufpunkte in unmit-
telbarer Nähe der Arnomündung gesichert werden konnten. Pisa
war deshalb darum bemüht, jeden Versuch Genuas zurückzuschla-
gen, in der Versilia Fuß zu fassen. Die nicht unmittelbar an der Küs-
te gelegene Stadt Lucca bot sich als gleichsam natürliche' Alliierte
Genuas an, sie war seit eh und je mit Pisa verfeindet.^ Eine Allianz
zwischen Genua und Lucca erhöhte nicht nur die Effektivität der
Angriffe auf die gemeinsame Rivalin, vielmehr konnte Lucca da-
rüber hinaus einen sicheren Zugang zu den Seehandelswegen des
Mittelmeers erhoffen. Es ist bezeichnend für die Bündnissysteme
des kommunalen Italien, wenn Pisa seinerseits in Florenz immer
wieder Rückhalt fand - der Nachbar des Nachbarn, mit dem man
üblicherweise verfeindet war, wurde zum zuverlässigsten Verbün-

407 Siehe dazu oben Kapitel 4.3.2.
408 In der deutschsprachigen Mediävistik haben vor allem die Interventionen Friedrich Barbaros-
sas und des Erzbischofs Christian von Mainz Beachtung gefunden, so dass die Etappen der
Konflikte gut aufgearbeitet sind. Vgl. etwa schon LANGER, Geschichte; HÄGERMANN, Beiträge,
S. 187-211; OrPL, Stadt, in den Einträgen zu Genua (S. 274—286), Lucca (S. 309-317) und Pisa
(S. 384—398); für ein neues Verständnis der Eingriffe Barbarossas in das regionale Machtgefüge
Italiens einschlägig aus jüngerer Zeit GÖRiCH, Herrscher, DERS., Ehre; ScHWEPPENSTETTE, Poli-
tik, S. 240-283; vgl. auch DARTMANN, Legitimation von Amtsgewalt.
409 Zur Geschichte Pisas und Luccas vgl. Cristiani, Nobiltä; Savigni, Episcopato.
 
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