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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0394

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Die Inszenierung des innerstädtischen Friedens

383

zur Funktionalität eines Gerichtswesens bei, das Klagen oft nicht
bis zum Urteil verfolgte, das Strafen nicht exekutierte und das seine
Verfahren unterbrach, wenn sich die Streitparteien auch in Strafsa-
chen zu einer außergerichtlichen Einigung bereit fanden.

5.4 Die Inszenierung des innerstädtischen Friedens
Neben die Inszenierung von kommunaler Kontrolle und Strafge-
walt traten in verschiedensten Zusammenhängen feierliche Frie-
densschlüsse. Sie konnten eine kleine, gewaltsam eskalierte Nach-
barschaftsstreitigkeit ebenso betreffen wie grundlegende politische
Konflikte, die weite Kreise der Bevölkerung betroffen hatten.^" Wäh-
rend die groß angelegten Befriedungen ganzer Städte oft breiten
Niederschlag in den Quellen gefunden haben, weiß man über die
weniger bedeutenden Friedensschlüsse weitaus weniger. Regelmä-
ßig scheint es zu Eiden zwischen den Protagonisten gekommen zu
sein, in denen sie versprachen, erlittenes Unrecht zu verzeihen, sich
weder zu rächen noch eine weitere gerichtliche Verfolgung anzu-
streben. Zugleich dürfte das Versprechen, in Zukunft auf jede wei-
tere Aggression zu verzichten, zum Kernbestand einer
gehört haben. Im Zusammenhang mit der Bedeutung des formellen
Friedensschlusses im Gerichtsverfahren wurde bereits erwähnt,
dass die Übereinkunft in Gegenwart des Podestä oder Richters ge-
schlossen, ja sogar der Frieden in die Hand des Podestä geschworen
werden konnte.
Einen detaillierten Einblick in die Hintergründe eines solchen
Friedensschlusses wie auch auf seine Umstände bietet die Korre-
spondenz zwischen dem Florentiner Kaufmann Francesco Datini
und dem mit ihm befreundeten Notar Ser Lapo Mazzei aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts.^ Francesco Datini sah sich wegen ge-
schäftlicher Interessengegensätze ständiger Anfeindungen und
Klagen seitens eines gewissen Bartolo Pucci ausgesetzt. Der No-
tar bereinigte die Angelegenheit anlässlich eines Treffens mit dem
Feind seines Freundes in der Dominikanerkirche S. Maria Novella.
In einer Mischung von emotionsgeladener Freundschaftsrhetorik
und gezielten Drohungen verband sich Lapo Mazzei Bartolo Pucci
als Freund. Der Notar ergriff, wie er Francesco Datini schrieb, zu-

280 Zur Inszenierung von Friedensschlüssen vgl. MEiER, Pax; DARTMANN, Friedensschlüsse; DERS.,
Medien.
281 Auf diese Quelle macht aufmerksam ÜREXLER, Public Life, S. 146 f. Zu Francesco Datini vgl.
ORico, Namen; ARLiNGHAus, Notiz.
 
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