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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0296

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Genua als Beispiel für die konsularische Kommune des 12. Jahrhunderts

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der Genueser Kommunalregierung im September 1185 zustande
kam. Ein Sohn des amtierenden Grafen Otto war von der Kommu-
ne von Ventimiglia im Zuge des Überfalls auf eine Burg als Geisel
genommen worden. Auf Druck Genuas wurde ein Friedensschluss
ausgehandelt, den beide Streitparteien in einem komplementären
Eid anerkannten und die Konsuln von Genua ratifizierten. Dieser
Ablauf wurde schriftlich festgehalten, aber trotz dieser mehrfachen
Absicherung hielt er nicht einmal bis zum Ende des Jahres. Denn ei-
ner der Konsuln von Ventimiglia griff Henricus, den Sohn des Gra-
fen Otto, während eines Aufenthalts in Ventimiglia an und raub-
te ihm ein Maultier - um seinen Weiterzug in die Burg von Saint
Agnes zu verhindern. Statt den Frieden zu respektieren, schickte
die Kommune dann ein Kontingent los, das die Burg angriff, ein
Mitglied des Grafenhauses verwundete, andere Männer tötete, den
Ort zerstörte und neben anderem Besitz Rindvieh und Esel aus dem
Besitz des Grafen nach Ventimiglia verschleppte.^

4.7 Genua als Beispiel für die konsularische
Kommune des 12. Jahrhunderts
4.7.1 Die allmähliche Verfestigung der Genueser Stadtkommune

Die vorangegangenen Ausführungen widmeten sich am Beispiel
der ligurischen Hafenstadt Genua der ersten Blütephase der städ-
tischen Kommunen unter der Leitung von Konsuln. Will man die
Erträge zusammenführen, muss zwischen einer früheren Phase, die
in etwa mit dem ersten Drittel des Jahrhunderts gleichzusetzen ist,
und den späteren Entwicklungen unterscheiden. Das Bild von der
entscheidenden Inkubationsphase der Kommune, das aus der Ge-
nueser Überlieferung hervortritt, fällt in zentralen Zügen anders aus
als für die lombardische Metropole Mailand. Dieser Umstand mag
divergierenden Formen und Geschwindigkeiten der Verfestigung
kommunaler Strukturen geschuldet sein, durfte aber ebenso auf die
Besonderheiten der jeweiligen Überlieferung zurückgehen. Für Mai-
land liegt ja eine zeitgleich verfasste Geschichtsschreibung vor, die
entweder noch nichts von dem aufblühenden Erfolgsmodell einer
städtischen Kommune weiß oder sie zumindest geflissentlich igno-
riert. Die Genueser Chronistik, die dieselben Jahre erfasst, entstand
hingegen erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts, als sich die Stadtge-
meinde unter der Führung des Regierungskollegiums der Konsuln

513 Documents, hg. v. SAiGE, Nr. 8, S. 14 f.
 
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