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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0055

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Die Genese der Kommune in Mailand (1050-1140)

to- oder frühkommunale Ereignisse neben andere, zeitnahe und in
ihren Abläufen vergleichbare Geschehnisse gestellt worden sind,
wird es möglich sein, zu bestimmen, in welchem Maße die Gene-
se der Kommune tatsächlich als Bruch mit älteren Formen städti-
scher Selbstorganisation oder Partizipation an Machtausübung zu
beschreiben ist.
Mit dieser Ausrichtung des Untersuchungsziels ist für den Fall
von Mailand zugleich der zeitliche Rahmen vorgegeben, inner-
halb dessen eine sinnvolle Analyse möglich ist. Weil die zeitnahe
Geschichtsschreibung die Grundlage für die folgenden Ausführun-
gen darstellt, kann erst Mitte des 11. Jahrhunderts eingesetzt wer-
den, also etwa der Wahl Widos zum Mailänder Erzbischof (1045)
und dem ersten öffentlichen Auftreten der Patarener im Jahr 1057.
Das abrupte Ende der ,Historia' Landulfs iunior mit dem Jahr 1137
markiert den Endpunkt, denn für die folgenden Jahre fehlt in Mai-
land die einschlägige Überlieferung. Das Ende dieses Werkes fällt
zusammen mit dem Beginn einer regelmäßig nachweisbaren Tätig-
keit Mailänder Gerichtskonsuln, die als Beleg für eine neue Quali-
tät kommunaler Institutionen gelten kann.^ Weil jedoch - etwa im
Gegensatz zu Genua - keine sinnvoll verwertbare Parallelüberliefe-
rung zur Verfügung steht, erscheint es opportun, die Geschehnisse
in Mailand nicht weiter zu verfolgen als lediglich bis zur Schwelle
der endgültigen Etablierung dieses neuen institutioneilen Gefüges,
um dann anhand der besser dokumentierten Geschichte der ligu-
rischen Hafenstadt die nächste Etappe der Genese und Entfaltung
der Kommune nachzuzeichnen.^ Zunächst muss es jedoch darum
gehen, am Beispiel Mailands öffentliche Kommunikation unter den
Bedingungen relativ offener politischer Strukturen zu erfassen.

3.2 Formen öffentlicher Interaktion:
Petrus Damiani in Mailand
Der Auftritt des Kardinallegaten Petrus Damiani in Mailand im Spät-
herbst 1059 wurde zum EreignisA Zum ersten Mal beanspruchte
ein römischer Legat weitreichende Kompetenzen in der lombar-

35 KELLER, Irtizi, S. 47-52.
36 Siehe Kapitel 4.
37 Zu Petrus Damiani mit weiteren Hinweisen REiNDEL, Art. „Petrus Damiani"; FREUND, Art.
„Petrus Damiani"; zur Forschung DERS„ Forschungen. Zur Datierung der Gesandtschaft und
des Berichtes an Hildebrand vgl. vor allem LuccHESi, Vita, hier S. 136-148; zur Mailänder
Gesandtschaft jetzt ausführlich DAcuNTO, Laici, S. 143-154.
 
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