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Dartmann, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11. - 14. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 36: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34752#0040

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Aufbau der Arbeit

29

Spielart vormoderner Staatlichkeit für kommunikationshistorisch
ausgerichtete Fragestellungen aufgeschlossen.

2.3 Aufbau der Arbeit
Wegen der rasanten Veränderung des gesellschaftlichen und poli-
tischen Lebens in den italienischen Städten zwischen der Mitte des
11. und dem beginnenden 14. Jahrhundert folgt die Untersuchung
einem chronologischen Aufbau: Ein erster Abschnitt widmet sich
den Verhältnissen in der lombardischen Metropole Mailand zwi-
schen den Jahren 1050 und 1140, also in der Phase, in der ältere insti-
tutioneile Strukturen kollabierten und proto- oder frühkommunale
Entwicklungen sichtbar wurden. Für die Frage nach dieser Inkubati-
onsphase der städtischen Kommune besitzt Mailand wegen der un-
vergleichlichen Überlieferungslage eine Schlüsselstellung. Die His-
toriographie, die noch während der Auseinandersetzungen um die
kirchliche Reformbewegung der sogenannten Pataria in den 1070er
Jahren und dann wieder um die Jahrhundertwende neu einsetzt, er-
möglicht detaillierte Einblicke in die innerstädtischen Verhältnisse,
die für keine andere italienische Stadt in dieser Phase möglich sind.
Trotz der unvermeidlichen perspektivischen Verzeichnungen und
Einseitigkeiten der Berichterstatter kann nur für dieses Fallbeispiel
sinnvoll nach Bedingungen öffentlicher Kommunikation in dieser
entscheidenden Formierungsphase der Kommune gefragt werden.
Dasselbe gilt auch für das zweite ausgewählte Exempel, Genua
im 12. Jahrhundert. Die von der Kommune autorisierten Annalen
Caffaros und seiner Nachfolger bieten insbesondere ab der Mitte
des 12. Jahrhunderts ebenfalls detaillierte Auskünfte über das poli-
tische Leben in der Stadt. Die zunehmende institutioneile Verfesti-
gung der Kommune führte unter anderem dazu, dass sie zu einem
Zentrum der Schriftproduktion und -Überlieferung wurde, so dass
für Genua unter anderem umfangreiche Urkundenbücher vorlie-
gen, in die die seit dem 12. Jahrhundert gesammelten Bestände des
Kommunalarchivs überführt wurden. Gemeinsam mit weiteren,
teilweise reichhaltigen Urkundenbeständen ergibt sich so ein dich-
tes Ensemble, das vor allem den Zeitraum ab 1140 mit zunehmen-
der Genauigkeit erfasst. Wie im Falle Mailands begründet sich also
auch die Auswahl Genuas als Untersuchungsfeld für die konsula-
rische Kommune des 12. Jahrhunderts aus der in ihrer Dichte ein-
maligen Dokumentation - und erneut ist zu berücksichtigen, dass
dieses Ensemble spezifischen Entstehungs- und Überlieferungs-
 
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