Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

DOI article:
Scholz, Sebastian,: Das Papsttum, Roms wirtschaftliche Lage und die Enteignung der päpstlichen Patrimonien in der Mitte des 8. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0026

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Papsttum, Roms wirtschaftliche Lage und. die Enteignung der päpstlichen Patrimonien 25

sich Hadrian in den Jahren von 774 bis 776 genötigt sah, auf sein eigenes Land zu-
rückzugreifen und die genannten domuscultae zu gründen, um mit ihrer Hilfe die
Versorgung der armen Bevölkerung in Rom sowie des Klerus und der Kirchen
sicherzustellen. Nachdem Karl der Große dann in den Jahren 781 und 787 einen
Teil der 774 versprochenen Schenkungen ausgeführt hatte, konsolidierte sich die
päpstliche Vermögenslage offenbar78. Darauf deutet zumindest die Analyse der
päpstlichen Stiftungen und Baumaßnahmen unter Hadrian I. hin, der ab 782 einen
regelrechten Bauboom entfachte79. Dies spricht für eine deutlich verbesserte wirt-
schaftliche Basis80. Wie wichtig die Schenkungen des Frankenkönigs für die Ver-
sorgung der Armen in Rom waren, kann man der schon erwähnten Äußerung
Hadrians aus dem Jahr 781 entnehmen, Karl habe ihm die Sabina zum Unterhalt
von Kirchenlichtern und zur Armenspeisung übertragen81. Jetzt endlich konnte
Hadrian nicht nur in der Armensorge als Vater der Armen, als pater pauperum in
Erscheinung treten, sondern sich auch durch seine zahlreichen Neu- und Umbau-
ten von Kirchen, Klöstern, Diakonien und vielem mehr als Herr der Stadt Rom
zeigen.82

78 Vgl. Peter Classen, Karl der Große, das Papsttum und Byzanz. Die Begründung des karolin-
gischen Kaisertums, hg. von Horst Fuhrmann/Claudia Märtl (Beiträge zur Geschichte
und Quellenkunde des Mittelalters 9), Sigmaringen 1988, S. 29f.; Noble, Republic (wie Anm.
20), S. 153ff.; Gertrud Thoma, Papst Hadrian I. und Karl der Große. Beobachtungen zur Kom-
munikation zwischen Papst und König nach den Briefen des Codex Carolinus, in: Festschrift
für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, hg. von Karl R. Schnith/Roland Pauler,
Kallmünz 1993, S. 37-58, hier S. 55-58 und Hartmann, Hadrian I. (wie Anm. 7), S. 222f.
79 Noble, Paradoxes (wie Anm. 65), S. 62f.; Thomas F. X. Noble, Topography, Celebration, and
Power. The Making of a Papal Rome in the Eighth and Ninth Centuries, in: Topographies of
Power in the Early Middle Ages, hg. von Mayke de Jong/Frans Theuws/Carine van Rhijn
(The Transformation of the Roman World 6), Leiden/Boston/Köln 2001, S. 45-91, hier S. 54f.
80 Siehe dazu Paolo Delogu, The Rebirth of Rome in the 8th und 9th Centuries, in: The Rebirth
of Towns in the West AD 700-1050, hg. von Richard Hodges/Brian Hobley, London 1988,
S. 32-42, hier S. 34f. und Noble, Paradoxes (wie Anm. 65), S. 79-83; vgl. zuletzt Hartmann,
Hadrian I. (wie Anm. 7), S. 84f.
81 Codex Carolinus Nr. 68 (wie Anm. 20), S. 598, Z. 1.
82 Vgl. dazu die Übersicht bei Richard Krautheimer, Rom. Schicksal einer Stadt 312-1308,
München 1987, S. 127-129; Franz Alto Bauer, Das Bild der Stadt Rom im Frühmittelalter.
Papststiftungen im Spiegel des Liber pontificalis von Gregor dem Dritten bis zu Leo dem Drit-
ten (Palilia 14), Wiesbaden 2004, S. 193f., weist allerdings darauf hin, dass Hadrian die Bau-
maßnahmen nicht immer allein durchführte und finanzierte, auch wenn dies der Liber pontifi-
calis suggeriert. Neben Karl dem Großen haben sich auch fränkische Adelige an manchen
Bauwerken beteiligt.
 
Annotationen