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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

DOI article:
Scholz, Sebastian,: Das Papsttum, Roms wirtschaftliche Lage und die Enteignung der päpstlichen Patrimonien in der Mitte des 8. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0012

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SEBASTIAN SCHOLZ

Das Papsttum, Roms wirtschaftliche Lage
und die Enteignung der päpstlichen Patrimonien
in der Mitte des 8. Jahrhunderts

Dieser Beitrag ist ein Versuch, die ökonomische Situation des Papsttums und ihre
Bedeutung für die Stellung der Päpste in Rom von der Mitte bis in die achtziger
Jahre des 8. Jahrhunderts neu zu analysieren. Neue Forschungsergebnisse zur Ent-
eignung der päpstlichen Patrimonien in Sizilien und Süditalien, die von Wolfram
Brandes und Vivien Prigent vorgelegt worden sind1, werfen die Frage auf, welche
wirtschaftliche Bedeutung diese Patrimonien im 8. Jahrhundert eigentlich noch
besaßen und wie die Päpste ihre Verluste kompensierten, beziehungsweise ob eine
Kompensation überhaupt nötig war. Um hier mehr Klarheit zu gewinnen, sollen
einige bisher kaum beachtete Aussagen im Liber pontificalis untersucht und in die
Frage nach der wirtschaftlichen Gesamtsituation der Päpste und ihrer Bedeutung
für die Stadt Rom eingeordnet werden.
Gegen Ende des 5. Jahrhunderts ordnete Papst Gelasius I. (492-496) unter
Rückgriff auf ältere Bestimmungen2 an, die kirchlichen Einkünfte in vier Teile auf-
zuteilen. Jeweils ein Teil sollte dem Bischof, dem Klerus, den Armen und dem Un-
terhalt der Kirchengebäude zukommen3. Gelasius hielt zudem fest, dass die Verfü-
gungsgewalt über das Kirchenvermögen beim Bischof liege. Daraus sollte er die
Witwen und Waisen, die Armen sowie die Kleriker versorgen4. Damit sind die
wichtigsten Verwendungsbereiche der kirchlichen Einkünfte benannt. Über die
ersten drei Bereiche, für die das Kirchenvermögen aufgewendet werden sollte, er-
fahren wir in der Regel jedoch kaum etwas. Durch die Berichterstattung des Liber

1 Wolfram Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten. Untersuchungen zur byzantinischen
Administration im 6.-9. Jahrhundert (Forschungen zur Byzantinischen Rechtsgeschichte 25),
Frankfurt am Main 2002; Vivien Prigent, Les empereurs isauriens et la confiscation des patri-
moines pontificaux d'Italie du sud, in: Mélanges de l'Ecole française de Rome - moyen âge,
116/2, 2004, S. 557-594.
2 Vgl. etwa Simplicius, Epistula 1, cap. 2, in: Epistolae Romanorum pontificum 1, hg. von An-
dreas Thiel, Braunsberg 1867, ND Hildesheim/New York 1974, S. 176.
3 Gelasius, Epistulae 14, cap. 27; 15, cap. 2; 16, cap. 2, in: Epistolae (wie Anni. 2), S. 378, S. 379f.,
S. 381.
4 Gelasius, Epistula 17, cap. 1, in: Epistolae (wie Anni. 2), S. 381f.
 
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