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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

DOI article:
Große, Rolf: Ubi papa, ibi Roma. Papstreisen nach Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0333

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332

Rolf Große

regnum Francorum zwang Alexander Ludwig VII. zu einer Entscheidung im
Schisma. Wie Urban sich sechs Jahrzehnte zuvor die Machtverteilung in Frank-
reich zunutze machte, so profitierte auch Alexander von der Zweiteilung in einen
kapetingischen und einen angevinischen Block118. Als Ludwig VII. sich nach Saint-
Jean-de-Losne begab, konnte Alexander in der Abtei Déols, im Herrschaftsgebiet
Heinrichs II. von England, Zuflucht finden119. Die schwierigen Etappen, die
schließlich zur Anerkennung Alexanders führten, sollen hier ebenso wenig refe-
riert werden wie die Einzelheiten und Hintergründe seines Frankreichaufent-
halts120. Dies würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Wir sprechen vielmehr
nur einige Aspekte an und konzentrieren uns dabei auf die Frage, in welchem
Maße die Präsenz der Kurie auch die Königsgewalt veränderte. Hatte Urban II. mit
dem Grafen Fulco von Anjou einen Gegner des exkommunizierten Königs Philipp
mit der Goldenen Rose ausgezeichnet, so überreichte Alexander III. dieses Ehren-
zeichen Ludwig VII.121 Nicht nur die Königswürde, auch seine besondere Bezie-
hung zum Nachfolger Petri erhob den Kapetinger nun über den Kreis der französi-
schen Fürsten. Wenige Monate später, Ende September 1163, ließ Alexander sich in
Sens, innerhalb der Einflusszone Ludwigs, nieder und blieb dort zwei Jahre, bis
zum April 1165122. Im stärkeren Maße als Eugen III., der sich darauf beschränkte,
die Regentschaft Sugers zu stützen, mischte Alexander sich aktiv in die politischen
Verhältnisse Frankreichs ein. Denn seine lange Präsenz führte dazu, dass bei Kon-
flikten die beteiligten Parteien in noch stärkerem Maße als zuvor Hilfe nicht nur
beim König, sondern auch beim Papst suchten123. In Auseinandersetzungen zwi-
schen den Grafen von Nevers und der Auvergne auf der einen, den Abteien
Vézelay und Brioude sowie dem Bischof von Clermont auf der anderen Seite unter-
stützten Alexander und Ludwig gemeinsam die Kirche124. Der Papst exkommuni-
ziert den Adligen, der König unternimmt militärische Schritte. Diese Kooperation,
für die sich noch weitere Beispiele anführen lassen, stärkt die Autorität des Kape-
tingers in Regionen außerhalb der Krondomäne. Resümierend hält Marcel Pacaut

Sassier, Louis VII (wie Anm. 104), S. 293-346. - Zum Aufenthalt der Kurie in Frankreich siehe
jetzt auch Chauvin, Conséquences (wie Anm. 15), S. 66-68, und de Becdelièvre, Fontfroide
(wie Anm. 104), S. 155-177.
118 Zum Festlandsbesitz König Heinrichs II. von England siehe ausführlich Jacques Boussard, Le
gouvernement d'Henri II de Plantagenêt (Bibliothèque Elzévirienne, n. s.: Études et docu-
ments), Paris 1956, S. 81-155; zusammenfassend Dunbabin, France (wie Anm. 8), S. 346-350.
119 Vgl. Laudage, Alexander III. (wie Anm. 117), S. 143.
120 Zum Verlauf des Schismas vgl. ebd., S. 103-221. Wichtige Einzelheiten zum Frankreichaufent-
halt bieten die Studien von Ludwig Falkenstein, Leistungsersuchen Alexanders III. aus dem
ersten Jahrzehnt seines Pontifikates, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 102, 1991, S. 45-75,
175-208, sowie Ludwig Falkenstein, Alexandre III et Henri de France. Conformités et conflits,
in: Église (wie Anm. 10), S. 103-176.
121 JL 10826. Vgl. Pacaut, Louis VII (wie Anm. 117), S. 22; Cornides, Rose (wie Anm. 58), S. 73;
Sassier, Louis VII (wie Anm. 104), S. 329. Zu Fulco von Anjou siehe oben, bei Anm. 58.
122 Vgl. JL, Bd. 2, S. 174-190.
123 Zahlreiche Beispiele bringen Pacaut, Louis VII (wie Anm. 117), S. 24-34; Sassier, Louis VII
(wie Anm. 104), S. 333-362.
124 Zum Verlauf dieser Konflikte siehe Pacaut, Louis VII (wie Anm. 117), S. 28-32; Sassier, Louis
VII (wie Anm. 104), S. 339-345,350-354.
 
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