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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0158
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4 Die Auseinandersetzung mit der französischen ars dzUamzzzzs

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führten diese Sprichwörter zu Unklarheit und kämen dem Bekenntnis gleich, dass der
dzchüor auf die Worte anderer angewiesen sei, um überhaupt sinnvoll zu sprechen/" Da-
mit kritisiert Boncompagno letztlich jene alte Methode, gegen die die ars dzchtmznzs in
ihren Anfängen angetreten war, jene Formelhaftigkeit, die Spielraum für individuelle
Briefanlässe nicht zulässt.

4.3 Ausblick

Bald nach 1200 erreichte die italienische ars dzchtmznzs ihre letzte Entwicklungsstufe,
deren Regelwerk sich bis in den Renaissancehumanismus erhielt/" Bene von Florenz,
Guido Faba und nicht zuletzt Boncompagno da Signa stehen für eine neue Stufe der
ars dzchtmznzs, deren Besonderheiten wohl deutlich geworden sind. Das Urteil ViNCENzo
FiciTRAs, wonach seit diesen drei Rhetoriklehrern bis ins 14. Jahrhundert keine wesent-
lichen Modifikationen mehr zu verzeichnen sind,'" mag zum einen überzogen, zum an-
deren - aufgrund der schlechteren Kenntnisse zum Bestand der arfes dzchtndz in euro-
päischen Archiven und Bibliotheken - auch zu gewagt sein. Dennoch soll mit diesen
drei Exponenten der kommunalen ars dzchtmznzs im 13. Jahrhundert der Überblick be-
endet werden. Das hat zum einen gattungsimmanente Gründe, denn mit ihnen begann
eine gänzlich neue Entwicklungsstufe, die wohl, soweit ist FiciTRA zu folgen, in der Fol-
gezeit nicht mehr so radikale Veränderungen erfahren hat, wie der Sprung von ihren
Vorgängern zu den arfes dzchtndz des frühen 13. Jahrhunderts. Zum anderen erklärt sich
dieser Schlusspunkt mit der Neupositionierung der ars dzchtmznzs als Gattung in einer
neuen Vielfalt rhetorischer Fächer.
War die kommunale ars dzchtmznzs im 12. Jahrhundert noch rein sozial-hierarchisch
gegliedert und auf einen Schnellkurs im geschäftlichen Briefverkehr ohne literarischen
Anspruch ausgerichtet/" so wurde sie bei ihrer Rezeption in Frankreich wieder in das
traditionelle Umfeld der Schulrhetorik zurückgeführt. Davon wiederum waren die ita-
lienischen dzcfafores zumindest insoweit beeinflusst, als nun die ars dzchtmznzs stärker
den Traditionen antiker Rhetoriklehre folgte/" So konnte 1241 Bono von Fucca in seinem
Cedrus Lz'banz die Tätigkeit des dzcfafor unmittelbar von Cicero übernehmen, dabei sogar
mit memona, dorMzo und pronMnhaho Aufgaben des antiken orafor auf den zunächst an
Schriftstücken arbeitenden dzcfafor übertragen:

matiker mit dem Unflat der Leute von Orleans befleckt seien und ihre Abhängigkeit von Prover-
bia mit dem Hinweis legitimierten, dass Jesus ja auch in Proverbia gesprochen habe.
Wi i i, Medieval »Ars dictaminis« and the Beginnings of Humanism, S. 9, mit Anm 20, mit dem
entsprechenden Beleg im Tracfafas HUHum, ed. Wicm, http://scrineum.unipv.it/wight/tv.htm;
Roma, Bibi. Vallic. C. 40, fol. 8.
Cox, Ciceronian Rhetoric in Italy, S. 246 f.; die Beharrungskraft der italienischen ars dz'cfazzzz'zzz's
des iß. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert beschreibt W111, In the Footsteps of the Ancients.
LictTRA, La Saz?:z?M & arte dz'cfazzdz di Maestro Goffredo, S. 871.
PAETOw, The Arts Course, S. 67; PATT, The early »Ars dictaminis«, S. 146-149.
VoN Moos, Briefkonventionen, S. 197.
 
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