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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0023
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22

III Orientierung

(5) Die Beispiele, die am besten mit der deutschen Entsprechung , Gewalt'
zu übersetzen wären, bezeichnen meist den Einsatz von Waffen. Die häufige
Wendung par^brca wird oft in Bezug auf die Gefangennahme von Menschen
oder die Erstürmung von Burgen gebraucht, was den Rekurs auf die Erzwin-
gung einer Handlung durch Waffenanwendung deutlich macht:
JFzJ assaFürmü iceHe mHe cf dajäif ?a prmdranf dajbrca, non obsfanf ?a de-
fense des ba&üansW
[Sie griffen die Stadt an und nahmen sie gewaltsam ein, ungeachtet
der Verteidigung der Bewohner.]
Maiz ?a bafaiHa si confndre t?ne parybrca^Mf pnns ?a dd rot/ Jaban de
France, is
[Aber die Schlacht verlief so zu seinen Ungunsten, dass König Johann
von Frankreich gewaltsam gefangengenommen wurde.]
Explizit wird dieser Hinweis auf Waffengewalt in der Wendung par^brea
d'armes/d'assand ausgedrückt, wobei par ybree nach Tobler/Lommatzsch der
Bedeutung von ,kraft...', ,mit Hilfe von...' entspricht:
DA comnnssades armes, fes^nefz par^bree d'armes ef oiofenfemenf J...J
prindrenf ef menerenf fas sergens f.. .J en prison.ii
[Zehn bewaffnete Männer, die die Bediensteten mit Waffengewalt
gewaltsam fingen und ins Gefängnis brachten.]
Messire Jaban de Fuxemdourg con^nisf par Jbrca d'assand fa Jbrfarasaa de
DarsieF"
[Johann von Luxemburg nahm durch einen Sturmangriff die Festung
Darcy ein.]
Je n'ap Jamais oen fanf ürer pour pan de Jours, car de nosfre cosfe on se ac-
fendod de fas edasser a Jbrce d'arüffarfa.^
[Ich habe noch nie in so wenigen Tagen einen so starken (Artillerie-)
Beschuss gesehen, denn von unserer Seite hatte man sich vorgenom-
men, sie durch Artilleriebeschuss zu vertreiben.]
Jenseits dieser in ihrer Bedeutung recht klar zu verortenden Beispiele
schlagen Tobler/Lommatzsch noch die Ubersetzungsmöglichkeit ,Gewalttat'
vor. Dies erscheint je nach Kontext sinnvoll, bleibt aber gerade bei der Frage
nach dem, was eine Gewalttat ausmacht, eher ungenau: Das Spektrum reicht

i? Monstrelet, Chronique, Bd. 3, S. 152.
is Chronique des quatre premiers Valois, S. 56; Weitere Beispiele: Ebd., S. 61, 68, 75, 109f., 112,
136,155f., 189,196,199, 210, 254; Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 206, 224; Bd. 3, S. 34,152, 212,
242, 265, 370; Bd. 4, S. 356; Bd. 5, S. 185 und 292; Chronique normande de Pierre Cochon,
S. 190f., 265, 399; Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 137 (11,10) und 153 (11,13).
i9 Chronique des quatre premiers Valois, S. 243. Weitere Beispiele: Ebd., S. 40, 43f., 96, 151, 157,
161,165, 231, 237; Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 164; Bd. 4, S. 325 und 414.
70 Monstrelet, Chronique, Bd. 4, S. 164. Weitere Beispiele: Ebd., S. 185.
71 Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 56f. (1,19).
 
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