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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0108
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II.3 Personen und Gruppen

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Nach Jahren in der Einsamkeit Istriens kehrte er auf den Apennin zurück und
gründete für seine Anhänger Einsiedeleien und Klöster.548 1021 erkannte auch
Kaiser Heinrich II. die Bedeutung Romualds an, indem er ihn zum Abt von S.
Vivo am Monte Amiata bestellte.549 Zwischen 1023 und 1026 gründete Romuald
schließlich mit Hilfe Bischof Tedalds von Arezzo die Gemeinschaft von Camal-
doli, in der Religiöse nach dem Vorbild der Athanasiusvita in verstreuten
Klausen lebten und lediglich zu Essen und Gebet zusammentrafen.550 Bald er-
möglichte ein in der Nähe errichtetes Kloster durch Übernahme verwaltungs-
technischer und sozialer Aufgaben eine optimale Weltflucht der Eremiten.551
Zugleich gestattete es die Einübung zönobitischen Lebens für diejenigen, welche
sich nicht direkt zum Eremitentum entschließen wollten. Doch Romuald brach
zugleich mit der im Abendland vorherrschenden Tradition einer zwingenden
schrittweisen Gewöhnung an eremitisches Leben über den Weg des Mönchtums:
Willensstärke durften in seinen Gemeinschaften direkt in den Eremus einzie-
hen.552 Seine Ansichten scheinen überdies auch für Kleriker interessant gewesen
zu sein, denn zum Jahr 1005 wird Folgendes berichtet: „plures canonicos et clericos
qui tciicorum more seculciriter hcibitcibcint, praeposito oboedire et communiter in con-
gregatione vivere docuit."553 Sein Biograph Petrus Damiani berichtete zudem,
Romuald hätte sich für die Bekämpfung der Simonie engagiert, doch könnte dies
auch eine spätere Zuschreibung sein.554
Andre Vauchez bezeichnete nicht allein die Camaldolenser aufgrund ihrer
gemeinsamen Gottesdienste und Mahlzeiten als Semi-Eremiten, sondern
wandte diese Bezeichnung auch auf Mitglieder der Gemeinschaft von Vallom-
brosa an.555 Das gleichnamige Kloster war 1036/37 von Johannes Gualbertus in
der Nähe von Florenz errichtet worden.556 Wie Nilus (ca. 910-1004) aus dem
kalabrischen Rossano.557 Um das 30. Lebensjahr und Romuald hatte Gualbertus
das benediktinische Klosterleben relativ spät, zwischen seinem 25. und 35. Le-
bensjahr, kennengelemt, und war bald wie diese desillusioniert: Nach seinem
Eintritt in das Florentiner Kloster S. Miniato entdeckte er die simonistische Wahl

548 Vgl. dazu Pierucci, Riforma 1982, S. 40-46; Petri Damiani vita b. Romualdi 48, S. 91.
549 RI2 II, 4, Nr. 2010: Deperditum; vmtl. Dezember 1021. Vgl. die Vorbemerkung Bresslaus zu MGH
DD H II 463 zum 31. Dezember 1021, in dem Heinrich II. die Reichsunmittelbarkeit des Rom-
uald-Klosters Biforco verfügt und dass die Klosterleitung bei Romuald oder den Nachfolgern
seiner Disziplin verbleiben solle. Vgl. ferner Petri Damiani vita b. Romualdi 65.
550 Vgl. generell W. Kurze, Camaldoli 1983; ders., Geschichte 1971; ders., Campus 1964. - Zu Tedald
s. unten Abschnitt VI.2.2.30.
551 Laut den Ann. Camaldulenses 3, Sp. 543 diente es als Hospiz.
552 Vgl. Tabacco, Romuald 1995, Sp. 1020. Für diejenigen, welche für den Kampf mit dem Teufel erst
noch gerüstet werden müssten, schien ihm der Umweg über das Gemeinschaftsleben dennoch
der sinnvollste (vgl. Violante, Eremitismo 1972, S. 141).
553 S. unten Anm. 731.
554 Petri Damiani vita b. Romualdi 35, S. 75, Z. 9-13 sowie 49, S. 92, Z. 3-9.
555 Vauchez, Eremitisme 2003, S. 374.
556 Zu Vallombrosa vgl. einführend Salvestrini, Vallombrosa 1998; Avagliano, Vallombrosa 1997;
Compagnoni, Vallombrosani 1995; Vasaturo, Vallombrosa 1994; Boesch-Gajano, Storia 1964.
557 Vgl. zum Folgenden Follieri, Edizione 1997; Howe, Neilos 1991. - Zum 10. Jahrhundert als erster
Hochzeit Violante, Eremitismo 1972, S. 130.
 
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