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E. Habsburger und Bergheimer
leuchten. Möglicherweise seit den 1220er Jahren, gesichert aber seit 1257 gab es
eine Templerkommende67 einen Kilometer bachaufwärts, die als sogenannter
Tempelhof noch heute, freilich in frühneuzeitlicher Überbauung besteht. Sie fiel
1312 der Schlettstadter Johanniterkommende zu. Noch etwas weiter oberhalb
am Hang lag die Burg Reichenberg, deren gleichnamige Herren gegen Mitte des
13. Jahrhunderts vorübergehend auch Bergheim kontrollierten.68 Insgesamt ist
die Herrschafts- und Besitzgeschichte in und um Bergheim - auch später noch -
recht komplex und unbeständig: „Selten hat ein Ort seinen Herrn öfter ge-
wechselt als dieser"69.
Vielleicht ist dieser Umstand einer der Gründe für die im Rahmen einer
Kleinstadt doch auffällig dichte (kirchen-)gemeindliche Überlieferung Berg-
heims in den Jahrzehnten um 13OO.70 Laut dem „Chronicon Colmariense" be-
auftragte König Rudolf im Jahr 1287 seinen Getreuen Hartmann von Baldeck,
den vermeintlich so kriegslustigen Anselm von Rappoltstein mit Hilfe der um-
liegenden Königsstädte zu stellen und die Burg Rappoltstein zu belagern. Die
Einnahme der Burg gelang zwar nicht, aber die Wut darüber ließ sich ganz in der
Nähe abbauen: villam Bercheim per ignem destruxit.71 Der Grund dafür ist in dem
vermutlich schon zu dieser Zeit bestehenden rappoltsteinischen Besitz in Berg-
heim zu suchen.72 Wie die Bergheimer mit der kommunalen Katastrophe eines
möglichen Großbrandes73 umgingen, so die chronikalische Notiz denn zutrifft,
ist nicht überliefert. Doch im Jahr 1300 erhielt die ecclesia parochialis de Berkheim
das Recht, all jenen Gläubigen 40 Tage Ablass zu geben, qui adfabricam structurcim
repcircitricem seu sustentcitricem predicte ecclesie beitrügen.74 Die genannten Bau-
maßnahmen müssen nicht unbedingt, könnten aber durchaus mit Schäden aus
dem genannten Dorfbrand herrühren.75
67 Dieser wurde eben 1257 von Papst Alexander IV. gestattet, einen Ablass von 40 Tagen an jene
auszugeben, welche ecclesiam uestram - wohl eher die Kapelle der Kommende als eine vollbe-
rechtigte Kirche - an gewissen Festtagen aufsuchten, Hans: UB Pfarrei Bergheim, Nr. 5, S. 3 f.; vgL
Barth: Handbuch, Sp. 126; Metz: Essai I, S. 60.
68 Metz: Essai I, S. 61; Kindler von Knobloch: Adel, S. 72 f. Die Burg wurde im Bauernkrieg zerstört,
heutzutage steht dort ein Schlösschen des 19. Jahrhunderts.
69 So Clauss: Wörterbuch, S. 104.
70 Zu ergänzen ist, dass es seit dieser Zeit auch eine jüdische Gemeinde in Bergheim gab, die von
den Pogromen 1348/49 betroffen war, danach aber wieder nach Bergheim zurückkehrte, Metz:
Essai I, S. 62; Mentgen: Studien, S. 39 und öfter.
71 MGH SS 17, S. 256. König Rudolf versuchte bald darauf selbst sein Belagerungsglück - ebenfalls
erfolglos, ebd. VgL Kapitel F.
72 Siehe im nächsten Abschnitt.
73 Vgl. Fouquet: Kulturgeschichte.
74 Hans: UB Pfarrei Bergheim, Nr. 6, S. 4 (allerdings aus einem Kopialbuch des 16. Jahrhunderts).
Ein neuerlicher Ablass gleichen Umfangs wurde 1320 für die ausgelobt, die an bestimmten
Festtagen die Bergheimer Kirche oder die Filiale in Thannenkirch aufsuchten, ebd., Nr. 9, S. 19-
21.
75 Eine Abwägung dazu bei Metz: Essai I, S. 161.
E. Habsburger und Bergheimer
leuchten. Möglicherweise seit den 1220er Jahren, gesichert aber seit 1257 gab es
eine Templerkommende67 einen Kilometer bachaufwärts, die als sogenannter
Tempelhof noch heute, freilich in frühneuzeitlicher Überbauung besteht. Sie fiel
1312 der Schlettstadter Johanniterkommende zu. Noch etwas weiter oberhalb
am Hang lag die Burg Reichenberg, deren gleichnamige Herren gegen Mitte des
13. Jahrhunderts vorübergehend auch Bergheim kontrollierten.68 Insgesamt ist
die Herrschafts- und Besitzgeschichte in und um Bergheim - auch später noch -
recht komplex und unbeständig: „Selten hat ein Ort seinen Herrn öfter ge-
wechselt als dieser"69.
Vielleicht ist dieser Umstand einer der Gründe für die im Rahmen einer
Kleinstadt doch auffällig dichte (kirchen-)gemeindliche Überlieferung Berg-
heims in den Jahrzehnten um 13OO.70 Laut dem „Chronicon Colmariense" be-
auftragte König Rudolf im Jahr 1287 seinen Getreuen Hartmann von Baldeck,
den vermeintlich so kriegslustigen Anselm von Rappoltstein mit Hilfe der um-
liegenden Königsstädte zu stellen und die Burg Rappoltstein zu belagern. Die
Einnahme der Burg gelang zwar nicht, aber die Wut darüber ließ sich ganz in der
Nähe abbauen: villam Bercheim per ignem destruxit.71 Der Grund dafür ist in dem
vermutlich schon zu dieser Zeit bestehenden rappoltsteinischen Besitz in Berg-
heim zu suchen.72 Wie die Bergheimer mit der kommunalen Katastrophe eines
möglichen Großbrandes73 umgingen, so die chronikalische Notiz denn zutrifft,
ist nicht überliefert. Doch im Jahr 1300 erhielt die ecclesia parochialis de Berkheim
das Recht, all jenen Gläubigen 40 Tage Ablass zu geben, qui adfabricam structurcim
repcircitricem seu sustentcitricem predicte ecclesie beitrügen.74 Die genannten Bau-
maßnahmen müssen nicht unbedingt, könnten aber durchaus mit Schäden aus
dem genannten Dorfbrand herrühren.75
67 Dieser wurde eben 1257 von Papst Alexander IV. gestattet, einen Ablass von 40 Tagen an jene
auszugeben, welche ecclesiam uestram - wohl eher die Kapelle der Kommende als eine vollbe-
rechtigte Kirche - an gewissen Festtagen aufsuchten, Hans: UB Pfarrei Bergheim, Nr. 5, S. 3 f.; vgL
Barth: Handbuch, Sp. 126; Metz: Essai I, S. 60.
68 Metz: Essai I, S. 61; Kindler von Knobloch: Adel, S. 72 f. Die Burg wurde im Bauernkrieg zerstört,
heutzutage steht dort ein Schlösschen des 19. Jahrhunderts.
69 So Clauss: Wörterbuch, S. 104.
70 Zu ergänzen ist, dass es seit dieser Zeit auch eine jüdische Gemeinde in Bergheim gab, die von
den Pogromen 1348/49 betroffen war, danach aber wieder nach Bergheim zurückkehrte, Metz:
Essai I, S. 62; Mentgen: Studien, S. 39 und öfter.
71 MGH SS 17, S. 256. König Rudolf versuchte bald darauf selbst sein Belagerungsglück - ebenfalls
erfolglos, ebd. VgL Kapitel F.
72 Siehe im nächsten Abschnitt.
73 Vgl. Fouquet: Kulturgeschichte.
74 Hans: UB Pfarrei Bergheim, Nr. 6, S. 4 (allerdings aus einem Kopialbuch des 16. Jahrhunderts).
Ein neuerlicher Ablass gleichen Umfangs wurde 1320 für die ausgelobt, die an bestimmten
Festtagen die Bergheimer Kirche oder die Filiale in Thannenkirch aufsuchten, ebd., Nr. 9, S. 19-
21.
75 Eine Abwägung dazu bei Metz: Essai I, S. 161.