Weitzel, Tim; Universität Konstanz [Mitarb.]; Jan Thorbecke Verlag [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]: Kreuzzug als charismatische Bewegung: Päpste, Priester und Propheten (1095-1149) (Mittelalter-Forschungen, Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019)

Mit seiner Konstanzer Dissertation setzt Tim
Weitzel neue Impulse in einem Forschungsfeld,
das seit Jahrzehnten um die Frage ringt, was
seinen Gegenstand eigentlich ausmacht. Dem
Autor gelingt es, eines der Kernelemente des
modernen Kreuzzugsbildes zu differenzieren.
Denn die Kreuzzüge waren seit ihren Anfängen
in Clermont weit mehr als reine Papstkriege.
Neben und teilweise in direkter Konkurrenz zu
den Päpsten traten in der Kreuzzugsbewegung
immer wieder Propheten in Erscheinung. Diese
gaben sich als Gesandte Gottes aus und versuch-
ten somit, Einfluss auf die Handlungen der
Kreuzfahrer und damit auf den Verlauf der
Kreuzzugsgeschichte zu nehmen - freilich mit
sehr unterschiedlichem Erfolg: Peter der Eremit,
Petrus Bartholomäus, Petrus Desiderius, Stephan
von Valence und Bernhard von Clairvaux - um
nur die Bekanntesten der frühen Kreuzzugsge-
schichte zu nennen. Gemeinsam ist all diesen
Akteuren eine spezifische Art der Einflussnahme,
die sich als charismatisch bestimmen lässt. Dies
verbindet sie mit den Päpsten, die ihre Autorität
jedoch nicht aufgrund einer persönlichen Heilig-
keit, sondern von Amtswegen beanspruchten.
Doch obwohl oder gerade weil sowohl die
Priester als auch die Propheten der Kreuzzugs-


bewegung aus derselben Machtquelle schöpften,
dem Charisma, war ihre Beziehung zueinander
oftmals konfrontativ und spannungsvoll. Des-
wegen ist die Kreuzzugsgeschichte seit ihren
Anfängen durch ein Spannungsfeld gekenn-
zeichnet, das von der Forschung bisher jedoch
übersehen wurde und hier erstmals in den Fokus
gerückt wird: den Gegensatz zwischen Personal-
und Amtscharisma.

I

Kreuzzug: Krieg des Papstes

Bewegung
Päpste, Priester und Propheten (1095-1149)

|| THORBECKE