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Teil 1: Der Erste Kreuzzug
kreuzzug' fälschlicherweise suggeriert, keineswegs nur Mitglieder der ländli-
chen Bevölkerung und sozialen Peripherie.Die Aussage Fulchers von Chartres,
dass sich in Peters Gefolge nur wenige milites befunden hätten, steht wohlge-
merkt allein.647 648 Die anderen Chronisten betonen hingegen den militärischen
Charakter von Peters exercitusMS und weisen ausdrücklich auf die Präsenz des
Kriegeradels hin: Neben Graf Walter von Poissy und Walter von Sanz-Avoir
sowie weiteren Mitgliedern der Poissy-Sans-Avoir Adelsfamilie,649 sollen sich
dem Eremiten zahlreiche weitere vortreffliche Reiterkrieger und Waffenträger
aus Frankreich angeschlossen haben, so heißt es bei Ordericus Vitalis.650 In Köln
stießen dann noch zwei weitere Grafen und sogar ein Bischof zu Peters Heer.651
Andere Chronisten heben aus der namenlosen Masse von Peters Heer den
647 Petrus heremita quidam, multis sibi adiunctis peditibus sed paucis militibus, per Hungariam primitus
perrexit, [...]. Fulcheri Camotenis Historia Hierosolymitana, I, 6, 7, ed. Hagenmeyer, S. 158.
648 Albert von Aachen: Historia lerosolimitana, I, 7, ed Edgington, S. 12.
649 Ordericus Vitalis nennt neben Walter noch einen Wilhelm, Simon und Matthäus, die später als
Brüder der Walter identifiziert werden. Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chib-
nall, Bd. 5, S. 28, Ebd., S. 346.
650 Igitur anno ab incarnatione Domini M°XC°VI° indictione iv mense Martio, Petrus de Acheris monachus
doctrina et largitate insignis de Francia peregre perrexit, et Gualterium de Pexeio cum nepotibus suis
Gualterio cognomento Sine habere et Guillelmo, Simone etMatheo aliisque preclaris Gallorum militibus et
peditibus fere xv milibus secum adduxit. Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chibnall,
Bd. 5, S. 28. Hagenmeyer hat seinzeit darauf aufmerksam gemacht, dass jene Information durch
die Chroniken von Zimmern abgesichert werde. Diese Chronik berichtet, dass die beiden Bi-
schöfe Otto von Straßburg und Konrad von Chur infolge von Peters Kreuzzugspredigt in Köln
das Kreuz genommen hätten. Vgl. Hagenmeyer, Heinrich: Etüde sur la chronique de Zimmern.
Renseignement qu'elle founit sur la premiere croisade, in: Archives de l'Orient latin 2 (1884),
S. 17-88, hier S. 22 f., 63 f., 79.
651 Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chibnall, Bd. 5, S. 28. Ob es sich bei jenem Bischof
um den Bischof von Chur handelt, der laut Bernold von Konstanz 1100 vom Kreuzzug zu-
rückkehrte, wie Heinrich Hagenmeyer konstatierte, wird sich ebenso wenig belegen lassen, wie
die Teilnahme weiterer adeliger Akteure, die Hangenmeyer unter Rückgriff auf die Zimmersche
Chronik identifizieren zu können glaubte. Vgl. Hagenmeyer: Peter der Eremite, S. 135 f. Tat-
sächlich nennt jenes aus dem 16. Jahrhundert stammende Geschichtswerk mehrere adelige
Kreuzfahrer, die in der Nähe von Nicäa im Kampf gegen die Türken gefallen seien: Under denen
waren baide obristen, pfalzgrave Hugo von Tübingen und herzog Walther von Tegk, und dann der
mererthail aller vorbenannten graven und herren, doch nämlichen grave Huldreich und grave Rudolf von
Sarwerden, herr Conradt und herr Albrecht, gebrüeder, freiherren von Zimbern, herr Albrecht freiherr
von Stöffeln, grave Berchtoldt von Neifen, on andere vH vom adl aus hohen teutschen landen. Die aber aus
disem häufen und nemlich darvonkamen, was grave Hainrich von Schwarzenburg, herr Fridenreich von
Zimbern, ain freiherr von Brandis, genannt Ruodolf, ain edelman von Embs und ainer von Fridingen, die
kamen hart und übel verwundt darvon. Zimmersche Chronik, 19, ed. Karl August Barack, Bd. 1,
Freiburg i. Br. 21881, S. 91 f. Inwieweit ein auf das 16. Jahrhundert zu datierendes Geschichtswerk
jedoch tatsächlich zur Rekonstruktion der adeligen Teilnehmer des Ersten Kreuzzugs heran-
gezogen werden kann, ist jedoch mit Recht hinterfragt worden. Erschwerend kommt in diesem
Fall noch hinzu, dass der Chronist jene bei Nicäa gestorbenen Adeligen nicht dem Kreuzfah-
rerheer Peters des Eremiten, sondern Gottfrieds von Bouillon zurechnet. Kritisch zum Aussa-
gewert der Zimmerschen Chronik für die Geschichte des Ersten Kreuzzugs äußern sich: Meyer
von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bd. 4:
1085 bis 1096, Leipzig [u. a.] 1903, Anm. 47, S. 490 f.; Möhring: Graf Emicho, Anm. 74, S. 108.
Teil 1: Der Erste Kreuzzug
kreuzzug' fälschlicherweise suggeriert, keineswegs nur Mitglieder der ländli-
chen Bevölkerung und sozialen Peripherie.Die Aussage Fulchers von Chartres,
dass sich in Peters Gefolge nur wenige milites befunden hätten, steht wohlge-
merkt allein.647 648 Die anderen Chronisten betonen hingegen den militärischen
Charakter von Peters exercitusMS und weisen ausdrücklich auf die Präsenz des
Kriegeradels hin: Neben Graf Walter von Poissy und Walter von Sanz-Avoir
sowie weiteren Mitgliedern der Poissy-Sans-Avoir Adelsfamilie,649 sollen sich
dem Eremiten zahlreiche weitere vortreffliche Reiterkrieger und Waffenträger
aus Frankreich angeschlossen haben, so heißt es bei Ordericus Vitalis.650 In Köln
stießen dann noch zwei weitere Grafen und sogar ein Bischof zu Peters Heer.651
Andere Chronisten heben aus der namenlosen Masse von Peters Heer den
647 Petrus heremita quidam, multis sibi adiunctis peditibus sed paucis militibus, per Hungariam primitus
perrexit, [...]. Fulcheri Camotenis Historia Hierosolymitana, I, 6, 7, ed. Hagenmeyer, S. 158.
648 Albert von Aachen: Historia lerosolimitana, I, 7, ed Edgington, S. 12.
649 Ordericus Vitalis nennt neben Walter noch einen Wilhelm, Simon und Matthäus, die später als
Brüder der Walter identifiziert werden. Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chib-
nall, Bd. 5, S. 28, Ebd., S. 346.
650 Igitur anno ab incarnatione Domini M°XC°VI° indictione iv mense Martio, Petrus de Acheris monachus
doctrina et largitate insignis de Francia peregre perrexit, et Gualterium de Pexeio cum nepotibus suis
Gualterio cognomento Sine habere et Guillelmo, Simone etMatheo aliisque preclaris Gallorum militibus et
peditibus fere xv milibus secum adduxit. Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chibnall,
Bd. 5, S. 28. Hagenmeyer hat seinzeit darauf aufmerksam gemacht, dass jene Information durch
die Chroniken von Zimmern abgesichert werde. Diese Chronik berichtet, dass die beiden Bi-
schöfe Otto von Straßburg und Konrad von Chur infolge von Peters Kreuzzugspredigt in Köln
das Kreuz genommen hätten. Vgl. Hagenmeyer, Heinrich: Etüde sur la chronique de Zimmern.
Renseignement qu'elle founit sur la premiere croisade, in: Archives de l'Orient latin 2 (1884),
S. 17-88, hier S. 22 f., 63 f., 79.
651 Orderici Vitalis Historia /Ecclesiastica, IX, 4, ed. Chibnall, Bd. 5, S. 28. Ob es sich bei jenem Bischof
um den Bischof von Chur handelt, der laut Bernold von Konstanz 1100 vom Kreuzzug zu-
rückkehrte, wie Heinrich Hagenmeyer konstatierte, wird sich ebenso wenig belegen lassen, wie
die Teilnahme weiterer adeliger Akteure, die Hangenmeyer unter Rückgriff auf die Zimmersche
Chronik identifizieren zu können glaubte. Vgl. Hagenmeyer: Peter der Eremite, S. 135 f. Tat-
sächlich nennt jenes aus dem 16. Jahrhundert stammende Geschichtswerk mehrere adelige
Kreuzfahrer, die in der Nähe von Nicäa im Kampf gegen die Türken gefallen seien: Under denen
waren baide obristen, pfalzgrave Hugo von Tübingen und herzog Walther von Tegk, und dann der
mererthail aller vorbenannten graven und herren, doch nämlichen grave Huldreich und grave Rudolf von
Sarwerden, herr Conradt und herr Albrecht, gebrüeder, freiherren von Zimbern, herr Albrecht freiherr
von Stöffeln, grave Berchtoldt von Neifen, on andere vH vom adl aus hohen teutschen landen. Die aber aus
disem häufen und nemlich darvonkamen, was grave Hainrich von Schwarzenburg, herr Fridenreich von
Zimbern, ain freiherr von Brandis, genannt Ruodolf, ain edelman von Embs und ainer von Fridingen, die
kamen hart und übel verwundt darvon. Zimmersche Chronik, 19, ed. Karl August Barack, Bd. 1,
Freiburg i. Br. 21881, S. 91 f. Inwieweit ein auf das 16. Jahrhundert zu datierendes Geschichtswerk
jedoch tatsächlich zur Rekonstruktion der adeligen Teilnehmer des Ersten Kreuzzugs heran-
gezogen werden kann, ist jedoch mit Recht hinterfragt worden. Erschwerend kommt in diesem
Fall noch hinzu, dass der Chronist jene bei Nicäa gestorbenen Adeligen nicht dem Kreuzfah-
rerheer Peters des Eremiten, sondern Gottfrieds von Bouillon zurechnet. Kritisch zum Aussa-
gewert der Zimmerschen Chronik für die Geschichte des Ersten Kreuzzugs äußern sich: Meyer
von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bd. 4:
1085 bis 1096, Leipzig [u. a.] 1903, Anm. 47, S. 490 f.; Möhring: Graf Emicho, Anm. 74, S. 108.