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Berger, Maximiliane; Westfälische Wilhelms-Universität Münster [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der opake Herrscher: politisches Entscheiden am Hof Friedrichs III. (1440-1486) — Mittelalter-Forschungen, Band 66: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62113#0018
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I. Eröffnung

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Forschung zugleich darauf, „den Hof in seiner politischen Struktur durch sei-
ne Entscheidungsträger zu umschreiben."37 Prosopographische, biographische
und soziologisch inspirierte Forschungen in diesem Kreis beziehen ihre Protago-
nisten, seien sie Personen oder Systeme, auf Friedrich III. als Mittelpunktsfigur.
Der Herrscher selbst behält dabei die von Heinig und Reinle vorgezeichneten
Konturen eines Entscheidungsdokumente produzierenden Monarchen, der die
Fäden fest in der Hand hält und sie bei Bedarf auch zieht38. Routine und Fak-
toren wie „das gute alte Recht und die Gewohnheit" werden als Einengungen

37 Noflatscher, Räte und Herrscher: Politische Eliten an den Habsburgerhöfen der österreichischen
Länder 1480-1530 (wie Anm. 36), 17. Für weitere Interessen der neueren Forschung zu spät-
mittelalterlichen Höfen im Reich sei auf den Überblick von Benjamin Müsegades verwiesen:
Benjamin Müsegades, Raum - Gruppe - Quelle: Neue Forschungen zu weltlichen Fürsten und
Höfen im spätmittelalterlichen Reich (ca. 1250-1530), in: Zeitschrift für Historische Forschung
43.473-500, 2016. Jenseits derjenigen Personengruppen, die gegebenenfalls an Prozessen der
Entscheidungsfindung beteiligt waren, wurde der spätmittelalterliche Herrscherhof theore-
tisch geleitet als Netzwerk und als soziales System beschrieben: Reinhardt Butz/Jan Hirschbiegel
(Hrsg.), Hof und Macht. (Vita curialis, Bd. 1.) Berlin 2007; Reinhardt Butz/Lars-Arne Dannenberg,
Überlegungen zu Theoriebildungen des Hofes, in: Reinhardt Butz/Jan Hirschbiegel/Dietmar
Willoweit (Hrsg.), Hof und Theorie. (Norm und Struktur, Bd. 22.) Köln 2004, 1-41; Reinhardt
Butz/Jan Hirschbiegel/Dietmar Willoweit (Hrsg.), Hof und Theorie: Annäherungen an ein histo-
risches Phänomen. (Norm und Struktur, Bd. 22.) Köln 2004; Jan Hirschbiegel, Der Hof als sozia-
les System, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften
zu Göttingen 3, 1993, 11-25; Jan Hirschbiegel, Hof und Macht als geschichtswissenschaftliches
Problem - Fragen, in: Reinhardt Butz/Jan Hirschbiegel (Hrsg.), Hof und Macht. (Vita curialis,
Bd. 1.) Berlin 2007, 5-13; Jan Hirschbiegel, Nahbeziehungen bei Hof - Manifestationen des Ver-
trauens: Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters. (Norm und Struktur,
Bd. 44.) Köln 2015; Gert Melville, Agonale Spiele in kontingenten Welten: Vorbemerkungen zu
einer Theorie des mittelalterlichen Hofes als symbolischer Ordnung, in: Reinhardt Butz/Jan
Hirschbiegel/Dietmar Willoweit (Hrsg.), Hof und Theorie. (Norm und Struktur, Bd. 22.) Köln
2004,179-202. Netzwerke: Robert Gramsch, Das Reich als Netzwerk der Fürsten: Politische Struk-
turen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225 - 1235. (Mittelalter-
Forschungen, Bd. 40.) Ostfildern 2013; Kerstin Hitzbleck/Klara Hübner (Hrsg.), Die Grenzen des
Netzwerks 1200-1600. Ostfildern 2014; P. D. McLean, The Art of Network: Strategie Interaction
and Patronage in Renaissance Florence. Durham 2007; W. Reinhard, Freunde und Kreaturen:
Verflechtung als Konzept zur Erforschung historischer Führungsgruppen. Römische Oligar-
chie um 1600. (Schriften der Philosophischen Fachbereiche der Universität Augsburg, Bd. 14.)
München 1979; G. Schulz (Hrsg.), Sozialer Aufstieg: Funktionseliten im Spätmittelalter und in
der frühen Neuzeit. (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, Bd. 25.) München 2002.
38 Susanne Wolf dehnte diese Betrachtungsweise über die vormals bestehende Periodisierungs-
grenze der Königskrönung Maximilians 1486 hinaus aus: Susanne Wolf, Die Doppelregierung
Kaiser Friedrichs III. und König Maximilians (1486-1493). (Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta
Imperii, Bd. 25.) Köln 2005. Friedrich III. erscheint als Dirigent nicht nur der Königskrönung
und Karriere Maximilians, sondern auch weiterhin der politischen Geschicke des Reichs. Eben-
falls in der späteren Regierungszeit Friedrichs angesiedelt, zeigt auch Jürgen Petersohns Studie
über einen Jurisdiktionskonflikt zwischen dem Kaiser und Papst Sixtus IV., wie ersterer seine
monarchische Position wahrte und durchsetzte - als erster und einziger Herrscher des Reiches
in einem vergleichbaren Fall: Petersohn, Reichsrecht versus Kirchenrecht: Kaiser Friedrich III. im
Ringen mit Papst Sixtus IV um die Strafgewalt über den Basler Konzilspronuntiator Andreas
Jamometic 1482-1484: Forschungen und Quellen (wie Anm. 31), hier 111.
 
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