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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 5.1876-1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5786#0013
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V. Jahrgang.
K- 2 u. 3.

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^HEILUyvQ
V DF.R ; £

Beiträge
Zuschristen sind au die
K»n7.1ei der „Gesellschast
s|lr verviels. Kunst",Wien
IX., Rcethovengasae 6 zu
richten.


i5. März.
1877.

Inserate
a 40 Pfennige sür die 3 Mol
gespaltene Petitzeile wer-
den von der Kxpeditiou
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
J3EILAGE ZUR „ZEITSCHRIFT FÜR BILDENDE KUNST. "

Die „Mittheilungen" erscheinen je nach Bedarf in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der „ Gesellschast
sür vervielfältigende Kunst'1 sowie den Abonnenten der ,, Zeitschrist für bildende Kunst" gratis geliesert.

'nhalt: Ordentliche Publikationen. — Ausserordentliches Album-
liest II. — Kleine Mittheilungen.

Ordentliche Publikationen.
Galeriewerk. Moderne Meiiter. Lieferung II.
'»Maria Stuart wird das Todesurtheil ver-
kündigt!"
s)elgemäldc von Carl von Piloty. üeltochen von
Doris Raab.*)
Pilotv hat einen so ausserordentlichen
^•inttuss "auf die Entwicklung der Münchener
Malerei ausgeübt, eine so grosse Schule ge-
kündet, dass seine Kraft, selbst blos nach
tieser Wirkung bemeisen, als eine sehr be-
deutende anerkannt werden muss. Gilt er
Hoch mit Recht als derjenige, welcher
9em modernen Realismus in der Stadt der
Romantik zum vollständigen Siege verhals.
ehen wir nun, wie er zu dieser Rolle ge-
k°mmen.
, Die
Familie Piloty stammt aus Italien, und
Tti ^rolsvater war n"1^ der Hoshaltung Carl
, heodor's aus der Psalz nach München ge-
°nimen wo flcn sejn g0]ln jn der Lanoer'-

jenen Schule zu einem sehr geschickten
^'chner ausgebildet hatte. Bald nach Er-
jndung der Lithographie vereinigte er lieh
p mit Strixner, später mit Löhle zur
ublikation der Gemälde beider Pinakotheken,
.d gab belbnders die Rubens und Van Dyck
._bewunderungswürdigem Talente wieder.
' Unser,.rJM?r,diese Stecherin vgl. Nr. i, Jahrgang II
r M'nheilungen.

Der ihm am i. October 1826 geborene, ältefte
Sohn Carl bestimmte sich bei bald hervor-
tretender Neigung zur Kunft gleich Ansangs
zum Maler, und beluchte schon vom zwöls-
ten Jahre an die Akademie, wo er nach
einigen Jahren eisriglten Studiums zu Schnorr
in die Componirklalle kam. Die slärkste
Einwirkung ersuhr er aber in dieser Zeit
vom Vater ielber, lernte durch ihn jene
niederländischen Meiiter zuerst genauer kennen,
bei denen er die Vorliebe sür die realistisch
coloriltische Form der Kunft einsog. Sein
erlter grosser künlllerischer Eindruck war dann
das berühmte Bild der Abdankung Carl's V.
von Gallait, das, zu Ansang der vierziger Jahre
in München ausgeltellt, ofsenbar beltimmend
auf den sechzehnjährigen Jüngling gewirkt hat.
Indess hatte er kaum durch unermesslichen
Fleiss sich zu einem sehr gewandten Zeichner
ausgebildet, so ftarb i843 der Vater und liefs
die Familie in misslichen Verhältnilsen zu-
rück, sodass der junge Künstler genöthigt
ward, sosort den Pinsel mit dem Stift zu
vertauschen und sechs Jahre lang dem grofsen
Atelier des Vaters vorzuftehen, in welchem
die Nachbildungen der Galeriebilder gesertigt
wurden. Indess lernte er hier wenigftens
die alten Meifter gründlich kennen und zu-
gleich lehrend aus Andere einwirken. Zu
eigenem Schallen blieb ihm sreilich nur der
srühe Morgen und die späte Nacht, die er
aber auch so eisrig benützte, dass er fehr
seiten Gelage der jungen Künftler, nie einen
Ball oder fonftige Luftbarkeiten besuchte. Die-
ser srühentwickelte Ernft ift ein Grundzug
bei ihm geblieben.
 
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