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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 5.1876-1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5786#0029
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V. Jahrgang.
P 4 & 5.

Beiträge
u- Zuschristen Bind an die
Kanzlei der „Gesellschast
s»r verviels. Kunss.Wien
" Magdalene.uHtraBse »6
zu richten.

\

^ VA E I L U M n
V DER ^


2i. Juni.
1877.

Inserate
MO Psennige sür die 3 Mal
gespaltene Petitzeile wer-
&6n von der Expedition
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
j3EILAGE ZUR „^ZEITSCHRIFT FÜR BILDENDE j^UNST. "
Die „Mittheilungen" erscheinen je nach Bedarf in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der „Gesellschaft
für vervielsältigende Kunst" sowie den Abonnente7i der Zeitschrift für bildende Kunst" gratis geliefert.

*ohalt: Ordentlicho Publikationen. — Bericht des Obmannes.
Kleine Mittheilunpen. — Inserate.

Ordentliche Publikationen.
Galerie-Werk. Aeltere Meister. Lieserung VII.
Peter Paul Rubens.
Der Tag der Apostelfürsten wird in diesem
Jahre von allen Freunden der Kunst, ja von
Allen, welche für das Wirken eines grossen
Genius sich erwärmen, mit besonderer Fest-
''chkeit begangen werden, denn an ihm sind
drei Jahrhunderte, dass einer der grössten
Maler, einer der erlauchtesten Geister aller
Reiten geboren ward. Ueber den Tag dieses
^reignisses war man schon lange im Klaren;
Nicht so über den Ort. Bis in die jüngste
^e't nat man Köln als die Wiege des be-
rühmten ssandrischen Künstlers betrachtet,
^nd die Marmortafel an jenem Hause der
^ternengassedaselbst, wo die Familie Rubens
Zehn Jahre der Verbannung verlebt hat, halt
!?°ch immer jene irrige Anlicht aufrecht. In
Wahrheit aber ist Peter Paul R u b e n s, wie
Neuerdings durch urkundliche Forschung er-
mittelt ward, in dem kleinen Städtchen Siegen,
^amais zur Grafschaft Nassau, jetzt zum Re-
|>leru,ngsbezirk Arnsberg der preussischen
*i"ovinz Westfalen gehörig, zur Welt ge-
K°mmen.
r. Es waren tragische Geschicke, welche die
jpern des Künstlers in diese Weltabgeschie-
ve'iheit verschlagen hatten. Die Vorfahren
"" Rubens, die sich bis in die Mitte des
• Jahrhunderts urkundlich verfolgen lassen,

gehörten einer alten bürgerlichen Familie
Antwerpens an. Der Vater unseres Künstlers,
Jan Rubens, hatte lieh der Rechtswissenschast
gewidmet und seine Studien in Rom am Col-
legium der Sapienza vollendet. Heimgekehrt
trat er in den Dienst der Stadt, verheirathete
(ich mit Maria Pypelinx und ward i562 zu
dem ansehnlichen Amte eines Schösfen berusen.
Es waren damals jene unglücklichen Zeiten,
wo durch die bigotte Grausamkeit Philipp'sll.
und den Blutdurst Alba's jeder Keim eines
Strebens nach religiöser Freiheit und politi-
scher Selbständigkeit in den spanischen Nieder-
landen gewaltsam vernichtet wurde. Als i568
nach der Hinrichtung von Egmont und Hoorn
viele der angesehensten Männer, an der Spitze
Wilhelm von Oranien, das Land verliessen,
zog auch Jan Rubens, weil er als Anhänger
des protestantischen Bekenntnilses sich nicht
sicher fühlte, mit den Seinigen nach Köln,
wo sich die Mehrzahl dieser Emigranten nieder-
gelassen hatte. Der feingebildete Doctor Ru-
bens trat in Beziehungen zu Wilhelm von
Oranien, dessen unwürdige Gemahlin Anna
von Sachsen, Tochter des Herzogs Moritz,
ihn zu ihrem Rechtsbeistand wählte. Rubens
liess sich in ein strafbares Verhältnis mit der
unseligen Fürstin verstricken. Auf einer seiner
Reisen zu ihr ward er verhaftet, auf die Veste
Dillenburg abgeführt und zum Tode verur-
theilt. Nur den unablässigen Bemühungen
seiner hochherzigen Gattin gelang es, die Voll-
ziehung der Todesstrafe zu hintertreiben und
endlich sogar ihn aus dem Gefängnisse zu be-
freien. Gegen hohe_ Caution ward es ihm
gestattet, mit den Seinigen in dem Städtchen
 
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