Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 6.1877-1878

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5788#0004
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI. Jahrgang.
m l.

Beiträge
u. Zuschristen sind an die
Kanzlei der „Gesellschaft
sürverviels.Kunst","Wien
VI., Magdalenenstrasse2G
zu richten.

\

^•-sHEILUjVp
*■ DER


20. December.
1877.

Inserate
ä 40 Pfennige sür die 3 Mal
gespaltene Potitzeile wer-
den von der Expedition
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst'* (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
j3EILAGE ZUR „ZEITSCHRIFT FÜR BILDENDE KüNST. "

Die ,, Mittheilungen" erscheinen je nach Bedars in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der ,, Gesellschaft
sür vervielsältigende Kunst" sowie den Abonnenten der Zeitschrist für bildende Kunst" gratis geliesert.

Inhalt: Ordentliche Publikationen. — Sitzung des Curatoriunis vom
26. November 1H77. - - Kleine Mittheilungen.

Ordentliche Publikation.
Galeriewerk älterer Meister. Lieferung VIII.
Aus der „Legende der heiligen Ursula".
Ein Blatt aus dem Gemälde-Cyclus des Vittore Car-
paccio, chromolithographirt von Franj Pitner.
Unter den Meistern der venezianischen
Schulen aus der Zeit vor Giorgione und
Tizian muss V i 11 o r e C a r p a c c i o als be-
sonders interessant bezeichnet werden, da er
in sseh gleichsam den Uebergang von der alten
zu der neueren Malweise der Venezianer ver-
körpert. Während Carpaccio in seiner
Jugend, zur Zeit als er mit Giovanni Bel-
lini und Luigi Vivarini an den Gemäl-
den der Scuola di San Girolamo arbeitete,
welche leider zu Anfang des 19. Jahrhunderts,
bei Aufhebung der Scuola, auf unaufgeklärte
Weise verschwunden sind, noch ganz in der
Aufsassung und Technik der alten venezia-
nischen Meister, insbesondere der Schule des
Bellini befangen war, hat er nachmals,
freilich nicht ohne sichtbare Schwierigkeit,
die Tempera- mit der Oelmalerei vertauscht
und sich in Aussüllung und Darstellung eine
Beweglichkeit angeeignet, die ihn als Vor-
läuser Giorgione's und Tizian's er-
scheinen lässt. Ueber die Anläufe zu der
modernen Richtung der venezianischen Malerei
ist er allerdings nicht hinausgekommen, ob-
schon er den srüh verstorbenen Giorgione
wohl nur ein Jahrzehnt überlebt und die

herrliche «Himmelfahrt» Tizian's, welche
am 18. Mai i5i8 auf dem Hochaltar der Kirche
de' Frari aufgestellt wurde, als Produkt einer
Empfindung und Weltanschauung bewundern
konnte, für welche er, der Siebzigjährige,
kaum mehr Verständniss besass.
Ueber den Lebenslaus des Künftlers sind
leider nur lehr wenige verläßliche Daten aus
uns gekommen. Selbst sein Geburtsort sseht
nicht feit; während die Venezianer ihn srüher
als Landsmann betrachteten, ioll jetzt be-
wiesen (?) worden sein, dass er aus Istrien
flamme. Auch Tag und Jahr seiner Geburt sind
unbekannt; gewils ist nur, dass er im Jahre
1470 Mitglied der Scuola di San Girolamo in
Venedig war, so dass die Annahme, Carpaccio
sei um i45o geboren worden, in Anbetracht
seiner Lebensdauer wahrscheinlich richtig ist.
Obgleich er, nach Angabc Sansovino's, schon
i4y4 bei der künstlerischen Ausschmückung
des Dogenpalastes mitwirkte, datirt das ältefte
der Bilder, welche die Signatur des Künftlers
tragen, erst aus dem Jahre 1479. Die Ar-
beiten seiner Jugendzeit im Dogenpalafte
sind leider zwei Feuersbrünsten, in den
Jahren 1.S74 und 1577, zum Opser gesallen.
Dass Carpaccio im Jahre 1470 leinen Kunil-
genossen Gentile Bellini, der aus Wunseh
des Sultans Mohammed IL, des Eroberers
von Constantinopel, von der Signoria aus
Staatskoften nach dem Bosporus gesendet
wurde, um einige künlllerische Arbeiten sür
den Sultan auszusühren, dorthin begleitet
habe, ist eine _ blosse Vermuthung. Selbft
tüchtige und mit gehöriger Kritik zu Werke
gehende Autoren, wie Crowe und Caval-
 
Annotationen