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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.3986#0013
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REDACTION:
Dr. O. Berggruen
2J, Schottenring
WIEN.

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ADMINISTRATION:
Ges. f.verv. Kunst
.26, Magdalenenssrasse
WIEN

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Nr. 2.

AUSSERORDENTLICHES GALERIEWERK I.

Die erste Lieferung unseres ausserordent-
lichen Galeriewerkes, welches wir hiemit zu
Weihnachten 1880 publiciren, enthält zwei Stiche
und eine Radirung, denen wir, nach der bisherigen
Gepssogenheit unserer Gesellschaft, folgenden erläu-
ternden Text beigeben.
Das Bildniss der Lady Jane Seymour,
der dritten frühverstorbenen Gemahlin König Hein-
rich's VIII. von England von Holbein in halber Figur
undschwacherLebensgrösse, gehört zu den schönsten
Porträts der Wiener Belvedere-Galerie. Weltmann
r„Holbein und seine Zeit", IL Auflage. Leipzig,
E. A. Seemann, 1874. Bd. I, S. 422; zählt es zu den
höchsten Meisterwerken aus Holbein's englischer
Zeit und bemerkt, dass es mit der herrlichen
Zeichnung in der Sammlung von Windsor überein-
stimmt. Die Schilderung, welche Woltmann von
diesem Werke gibt, ist so ansehaulich und so
begeistert, dass wir es uns nicht versagen können,
sie theilweise wiederzugeben. „Lady Jane Seymour,
wegen ihrer reinen Weisse berühmt, wird in präch-
tigstem Costüm dargestellt, da sie, wie ein Zeitge-
nosse in seiner auf genauerBeobachtung beruhenden
Schilderung bemerkt, desto schöner erschien, je
reicher sie gekleidet war. Sie trägt ein gemustertes

Unterkleid von Silberstoff und darüber ein Kleid
aus purpurrothem Sammt; ihr Kleid und ihre Haube
sind mit Perlen eingefasst, um den Hals schliesst
sich eine Perlenkette, an der ein reicher Juwelen-
schmuck hängt; wo es nur möglich war, sind reiche
Goldverzierungen angebracht. Das Alles ist mit
miniaturartiger Vollendung ausgeführt; aber trotz
dieser Pracht, dieses schimmernden Reichthumes
überstrahlt das Antlitz der Königin in seinem
wunderbar zarten, klaren Ton alles Andere. Das
Gesicht ist von regelmässiger Bildung, mit ganz
zarten, blonden Augenbrauen und eng an einander
geschlossenen Lippen; ihre Augen suchen nicht den
Beschauer, sondern blicken ruhig vor sich hin und
eine ganz eigene Wirkung übt die ungetrübte Klar-
heit ihrer Stirn. Jane Seymour ist die Feinheit
selbst, voll königlich vornehmer Haltung in ihrem
Auftreten und doch voll acht weiblicher Milde und
Bescheidenheit. Und so pries das ganze Volk ihre
Schönheit, als sie im Decerriber 1536, weil das Eis
auf der Themse den Weg zu Schiff nach Greenwich
unmöglich machte, an der Seite Heinrich's VIII.
zu Pferd durch ganz London zog." Auch Lützow in
seinem Text zu Unger's Publication der Belvedere-
Galerie (S. 23) feiert die Schönheit dieses Bildes,
 
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