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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.3986#0031
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REDACTION:
Dr. O. Berggruen
23, Schottenring
WIEN.

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ADMINISTRATION:
Ges.f.verv.Kunst £
26, Magdalaienßrafse
WIEN.

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Nr. 4.

AUSSERORDENTLICHES GALERIEWERK II.


LS zweite Lieferung unseres auss er-
ordentlichen Galerie Werkes bringen
wir die Reproduktion eines Meisterwerkes
der modernen deutschen Kunst, der„Iphigenia"
von Anselm Feuerbach aus der Stuttgarter Galerie,
welche unseren Mitgliedern als Ergänzung der von
uns im laufenden Jahrgange publicirten Bilder des
Künstlers aus der Galerie Schach doppelt will-
kommen sein dürfte.
Gleich der Figur der Medea hat auch die der
Iphigenia die Phantasie Feuerbach's gefangen ge-
nommen und Jahre lang blieb der Künstler im Geiste
mit ihr beschäftigt. Die erste Darsteilung der fern
von der Heimat in Sehnsucht sich verzehrenden
hellenischen Königstochter entstand im Jahre 1862,
bald nachdem der Künstler seinen Aufenthalt in
Rom genommen hatte ; das grosse Ölbild befindet
sich jetzt im Besitze des Herrn Dr. Conrad Fiedler
in München. Iphigenia sitzt unter einem Felsblocke,
das wunderbar feine und edle Profil voll dem Be-
schauer zuwendend, und blickt träümerisch vor sich
hin; breit und ruhig erglänzt zu ihren Füssen das
Meer. Ihr herrlicher Kopf ist leicht gesenktjanmuthig
stützt sie sich auf den classisch geformten rechten
Arm auf; in kunstvolle und zierliche Falten gelegt,

hüllt das lange Gewand ihre schlanke Gestalt ein
und lässt nur die Fussspitze des überschlagenen
Spielbeines frei. Aus dieser Mädchenfigur strahlt
der volle Reiz der ersten, noch im Erblühen be-
griffenen Jugend; das Heimweh in der Brust der in
ein unwirthliches Land gerathenen Königstochter
scheint sich eben erst zu regen. Eine ganz andere
und tiefere Auffassung bekundet die zweite von uns
reproducirte Darstellung der „Iphigenia." Da sehen
wir die Priesterin an der Mauer des Heiligthumes
sitzen, in dessen Bezirk sie gebannt ist; nur ein
Küstensaum des völkerverbindenden Meeres ist, von
einer dichten Wolkenschichte überschattet, sichtbar;
kalt und ernst ist die ganze Scenerie. Der vom Be-
schauer abgewendete, über Meer und Wolken
schweifende Blick der Jungfrau drückt ebenso sehr
Sehnsucht als Resignation aus; ihre Gestalt, die in-
zwischen zu matronenhaster Stattlichkeit gereift ist,
birgt ein weites, die Formen gänzlich verhüllendes
Gewand ; Jahre drückender, liebeleerer Einsamkeit
liegen zwischen der ersten Iphigenia und jener, die
Feuerbach 1871 gemalt hat. Diese zweite Iphigenia
ist vom kunstliebenden Publicum wie von der Kritik
mit lebhafter Freude begrüsst worden ; man braucht
bloss unseren Stich zu besehen, um zu finden, dass die
 
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