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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.4244#0020
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17 —

Graphische Ausstellung der Wiener Secession.

konnte man im Kataloge finden.
Doch würde es viel zu weit
führen, davon auch nur einen
flüchtigen Überblick zu geben.
Nur darüber, was die Österreicher
selbst an Neuem gebracht haben,
wollen wir noch einige Worte
sagen.
Es ist kein Zweifel, dass
unsere heimischen Künstler auf
dem • Gebiete der graphischen
Künste in den letzten Jahren
einen mächtigen Schritt vorwärts
gethan haben. Erinnern wir uns
doch an die Worte, die noch vor
fünf Jahren der frühere Heraus-
geber dieser Zeitschrift anlässlich
der damaligen graphischen Aus-
stellung schrieb: »In Österreich
ist während der letzten drei
Decennien kein einziger Künstler
ausschliesslich oder vorwiegend
als Original-Radirer aufgetreten.
Die Original-Lithographie harrt bei
uns noch auf den Mann, der
sie aus einem ebenso langen Schlummer erwecken soll.«
Um zu beweisen, dass dieser Satz heute erfreulicherweise
keine Geltung mehr hat, brauchen wir nur dieNamen Emil
Orliks und Rudolf Jettmars zu nennen, dieja auch den
Lesern dieser Zeitschrift geläufig sind. Der vielgereiste,
in allen Techniken bewanderte und geschickte Orlik und
sein künstlerisches Widerspiel, der phantasievolle, kühne,
auf sich selbst beharrende Jettmar hatten auch diesmal
Blätter ausgestellt, die sich sehr wohl neben den Meister-
werken des Auslandes sehen lassen konnten. Immer
mehr scheint die Original-Radirung unter den jüngeren
Künstlern Freunde zu finden. So hat uns auch dieses
Jahr in dem Maler Gottlieb von Kempf einen neuen
Original-Radirer geschenkt. Sein kleines Blatt mit
den »beiden Laternen« ist eine hübsche, unmittelbar
nach der Natur auf die Platte radirte Studie, sein
Bildnis Otto Wagners eine eigenartig aufgefasste und
fein durchgeführte Arbeit, voll Licht und Leben. Wir
würden daran gerne die Hoffnung knüpfen, dass sich
die Porträtradirung in Österreich einbürgern möge; leider
fehlt es aber auf diesem Gebiete mehr an Bestellern,
als an Künstlern, die einer solchen Aufgabe fähig
wären.
Weniger als die Radirung wird bei uns noch immer
die Lithographie und der Holzschnitt gepflegt. Abgesehen
von Orliks bekannten Arbeiten, hatten unter den Öster-
reichern nurW i 1 h e 1 m L i s t farbige Lithographien, darunter
das hübsche, vielleicht etwas zu raffinirte Blatt »Daphne«
und Friedrich König einige, mehr oder weniger
gelungene Holzschnitte ausgestellt. Jedenfalls ist aber
auch hier einmal der Anfang gemacht.


Decoration von K. Moser.

Der vorliegende Bericht, der sich ausschliesslich aus
die Werke der vervielfältigenden Künste beschränkt und
alles Übrige,Handzeichnungen, Plastik und Kunstgewerbe
ganz vernachlässigt, vermag selbstverständlich von dem
wahren Umfange der Ausstellung keine richtige Vor-
stellung zu geben, doch kann er trotz seiner Beschränkung
davon zeugen, dass diese Ausstellung zu den belehrendsten
und anregendsten gehörte, die wir seit langem gesehen
haben.
G. Glück.

Mittheilungen aus Sammlungen.
Albertina. Neu-Erwerbungen. Als eine bedeu-
tende Erwerbung des verflossenen Jahres, welche die
Kunstsammlung zu verzeichnen hat, heben wir an dieser
Stelle den Ankauf einer herrlichen Zeichnung Albrecht
Dürers hervor, die in derGutekunst-Auction zu Stuttgart im
April der Albertina um 2(500 Mark zugeschlagen wurde. Die
fein ausgeführte Pinselzeichnung stellt den Arm der Eva
mit dem Apfel dar und bildet eine Studie aus dem Jahre
1507 für das Gemälde Adam und Eva im Museo del Prado
in Madrid. Die Albertina bereicherte damit nicht unwesent-
lich den herrlichen Schatz der Dürer-Zeichnungen —deren
sie bereits 144 besitzt —, indem sie nun auch zu diesem
Hauptgemälde ausser dem bereits vorhandenen, doch
weniger hervorragenden Blatte »Ein Rebhuhn«, eine
Vorstudie ersten Ranges aufbewahrt. Das neuerworbene
Blatt befand sich srüher in den Sammlungen Franck und
 
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