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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.4244#0034
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Da ich Hens undRassenfosse in speciellen Aufsätzen
schon in dieser Zeitschrift behandelte oder behandeln
werde, darf ich sie hier übergehen.
August Donnay ist ein nicht banaler Künstler,
völlig ein self-made man. Seine Auffassung ist eine ganz
eigene: er sieht die Wirklichkeit wie in einem Traume.
Tragische Gegenstände ziehen ihn an. Aus diesem Grunde
zeichnete er Illustrationen zu mehreren Dichtungen, wie zum
Beispiel »Hildhyllia und Sanghalla« von Jules Sauveniere.
Combaz' Zeichnungen sind eigentlich am meisten für
Plakate geeignet. Leo Jo lieferte Caricaturen aus dem
mondainen Leben, die nicht übel, aber zu unoriginell
sind. Ein Zwischending zwischen Steinlen und Heine.
Im Jahressalon des Vereins Pour l'Art waren
Zeichnungen von Hannotiau, den ich schon in einem
besonderen Aufsatze behandelte und von Firmin Baes,
einem sehr jungen Schüler des vortrefslichen Leo Frederic,
der seinem Meister natürlich noch sehr ähnlich ist.
In der XXXVII. dreijährlichenAusstellung, diesmal in
Gent, waren Zeichnungen von Leo Frederic, Karel
Mertens (eine Reihe von Porträten und Charakterstudien),
Edmond van Offel »Aanbidding«, Emma Verwee,
der Tochter des unlängst gestorbenen grossen Thier-
malers Alfred Verwee, Radirungen von Heins und
Danse und ein Kupferstich von Gustav Biot zu
sehen. Danse reproducirte in fast mustergiltiger Weise
eines der schönsten Gemälde von Emil Claus »Der

Winterabend«. Mit staunenerregender Treue hat er die
Farbe und sogar die Atmosphäre des Originales wieder-
zugebengewusst. Biots Magdalena, nachMatsijs'Gemälde
im Antwerpener Museum, sagt mir nicht halb so viel zu.
Weder das Colorit noch die Realität der menschlichen
Figur hat der Stecher erreichen können.
Im Fache der Buch-Ausstattung ist nicht viel zu
melden.
In der einfachsten Weise, aber sehr decorativ,
ornamentirte van Rysselberghe eine bei E. de Man in
Brüssel erschienene Auswahl der »Histoires souveraines«
des Villiers de L'Isle-Adam und auch eine neue Dichtung
von Emile Verhaeren, »Le Cloitre«. Nicht weniger muster-
giltig nenne ich die ganze Ausstattung, Druck, Papier,
Ornamente, Bändchen, einer von dem Gentschen Künstler
Julius de Praetere auf eigener Presse gedruckten Aus-
gabe einer Sammlung erzählender Studien von Stijn
Streuvels, Lenteleven.
Weiters sind zu erwähnen Illustrationen von Karel
Doudelet zu einer in »Woord en Beeld« erschienenen
Erzählung »UltimaThule« von E. van Offelzueinemlitera-
rischen Beitrag seiner Hand in derselben Zeitschrift und
von Alfred van Neste zu der in »Elsevier« auf-
genommenen Opern-Textdichtung »Quinten Matsijs« von
Verhulst.
Pol de Mont.

Correspondenz aus London.

Die achtzehnte Jahresausstellung der Maler-Radirer
der »Painter-Etchers«, der es zwar an einem ganz
besonders hervorragendem Werke fehlt, weist doch eine
Menge interessanter Arbeiten auf, so dass dieselbe auch
diesmal als eine durchschnittlich gute bezeichnet werden
kann. Porträte, Genrebilder und die sonst in England so
beliebten Seestücke sind nur in geringer Anzahl vorhanden,
dagegen ist die Wiedergabe von Architektur schon
bedeutender und am reichsten sowie am besten die Land-
schaft vertreten. In Übereinstimmung mit einem kürzlich
angenommenen Gebrauche hat die Gesellschaft auch in
diesem Jahre Werke eines alten Meisters der Kupfer-
stichkunst ausgestellt. Die Wahl fiel für die vorliegende
Ausstellung auf Adrian Ostade.
Besucher von Bildergalerien werden sich eines bei
A. Tooth & Sons ausgestellten und in der Manier
Meissoniers ausgeführten Gemäldes erinnern, betitelt
»Vive l'Empereur«, von Francois Flameng. Dies Werk,
eines der brillantesten modernen Schlachtenbilder, jetzt in
der Sammlung des Grossfürsten Michael von Russland,
stellt einen der letzten Momente der Schlacht von
Waterloo dar. Ein solches Bild, das eine grosse Krise im
Leben der Völker veranschaulicht, ist stets eines lebhaften

Interesses sicher. Dies Sujet hat nun der Radirer Auguste
Boulard in vorzüglicher Weise in Schwarz und Weiss
übertragen. Trotz der grossen bewegten Massen tritt
jede einzelne Figur als Individuum klar und deutlich
hervor. Das gleichfalls bei Tooth erschienene Blatt weist
dieselben Grössenverhältnisse auf wie Meissoniers »1807«.
Mr. Scot Bridgwater hat ein wahres Meisterwerk
mit einer Arbeit in Mezzotinto-Manier hergestellt. Diese
wurde ausgeführt nach Romneys Porträt von Mrs. Milnes
in ganzer Figur. Das Gesicht ist ausnehmend schön und
die Wiedergabe des schwarzen Atlaskleides vorzüglich
gelungen. Romney bleibt nach wie vor in der höchsten
Gunst des englischen Publicums und derjenigen Künstler,
die in Mezzotinto-Manier arbeiten. Zwei Künstlerinnen
sind ferner die Dolmetscher des grossen Meisters. So hat
Miss E. Milner in sehr angenehmer Weise für die Firma
A. Lucas den »Harrow-Zigeuner« und Mrs. Cormack im
grossen Masstabe das alte Mezzotintoblatt »Miss Ramus«,
copirt (Mendoza). Ein anderes hübsches Mezzotintowerk
bildet Norman Hirsts »Phantasiekopf eines jungen
Mädchens« nach Mr. Markus Stone. Von Originahverken
in derselben Manier haben wir zur Zeit nur ein
gutes Beispiel von John Finnie vor uns, das eine
 
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