Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1901

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4247#0011
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Ein Crucisix: »Ein admirabel Creuz, woraus Christus gemahlet und lakirt von Le Blon« (Uffenbach, ibid.
p. 645). 2. Das Schweisstuch der Veronika (s. Nr. 10 des Oeuvre Katalogs). 3. Ariadne (s. Nr. 22 des Oeuvre Katalogs).
4. Diana, ehemals in der Casseler Galerie.1 5. Aufnahme des Hercules unter die Götter, ein kleines Ölgemälde (Gool, ibid.
p.344). 6. Narciss (s.Nr.27 des Oeuvre Katalogs). 7. Schlafende Nymphe, Breitbild (s. Nr. 29 des Oeuvre Katalogs). 8. Dgl.
ein Bild im Hochformat, ehemals in der Galerie zu Cassel befindlich.2 9. Miniaturbildnis des Mynh. Galer (Gool, ibid.,
p. 346). 10. Desgleichen von dessen Frau (Gool, ibid. p. 346). 11. Bildnis von Overbeek, gestochen von C. Vermeulen
(Le Blancführt es in seinem Manuel unter Nr. 52 an). 12. Miniaturbildnis von Ten Kates Vater (Gool, ibid., p. 343).
13. Desgleichen von dessen Mutter (Gool, ibid., p. 343).
Le Blons Verfahren wird durch den citirten Bericht von C. Mortimer genügend erläutert. Ich will nur dazu noch
Bemerken, dass gerade die frühesten Werke nicht strenge das Dreifarbenprincip innehalten. Sie werden oft mit mehr
als drei Platten hergestellt, manchmal fehlt die blaue oder die gelbe, und an allen findet sich viel Linienarbeit. Dann
kommt eine Zeit, in der fast gänzlich nach dem Dreifarbenprincip und ohne Zuhülfenahme von Linien gearbeitet
wird. Zuletzt muss Le Blon (schon in England) sich zur vierten schwarzen Grundplatte bequemen. In Frankreich
fehlt es ihm an guten Schabkünstlern und weisen die hier geschafsenen Arbeiten wieder viel Linienarbeit auf.
Le Blon hat wohl keine einzige Platte selbst geschabt und fertig gestellt. Schon Heineken bedient sich des
Ausdruckes »Nous avons d'apres lui . . «. Im »Prospectus« sagt Le Blon »Les premieres Pieces. . . viennent etre
»suivies du . . . par laquelles on pourra voire combien que cet Art se pollit par l'Exercise des Gens qu'on employe
»et instruit en cela: . . . «. Nr. 1 und 2 des Oeuvre Katalogs entstanden beide in der »Picture Office«: sie sind an
künstlerischem Wert jedoch so verschieden, dass man nicht annehmen darf, die grössere Wiederholung rühre von
derselben Hand her wie die kleine erste Fassung, dass etwa Le Blon selbst beide gemacht habe. Le Blons erster
Pariser Versuch (Nr. 12) misslang gänzlich, sein zweiter (Nr. 39) fiel äusserst schwach aus. Hätte er selbst schaben
können, so hätte er diese zwei wichtigen Platten nicht Neulingen in der Kunst überlassen. Wir wissen überdies von
Gautier-1 und Mousfle, dass in Paris Tardieu und Robert seine Platten schabten. Vielleicht hat Le Blon die drei
Zeichnungen für jede der einzelnen Platten immer geliefert: das wäre ja allerdings die Hauptarbeit gewesen. Ich bin
jedoch geneigt, dies zu bezweifeln, und glaube fast, sein Antheil an der Sache bestand darin, das grosse Wort zu
führen, Reclame zu machen, und die anderen zu dirigiren. Bei den vier bezeichneten Platten bedeutet das »Fecit«
natürlich nur, dass die Platten und die Erfindung ihm gehörten und nach seiner Angabe ausgeführt worden sind.
Die Seltenheit der Le Blon'schen Farbendrucke ist in der That sehr verwunderlich. Wie viel Exemplare von den
holländischen Drucken existirt haben mögen, entzieht sich unserer Beurtheilung. Bailly,* der seine Notizen etwa um
das Jahr 1750 gemacht haben mag, schreibt betrefss der drei Pariser Blätter »Ces tableaux se repandirent bientöt dans
»Paris. On en voit dans toutes les boutiques«. Aus dem Bericht über die denkwürdige Sitzung vom März 1722/23
erfahren wir, dass in London nicht weniger als 9000 Exemplare gedruckt worden sind und von diesen wenigstens
ein Tausend (für 600 £ zum Durchschnittspreis von 12 s. das Blatt) thatsächlich verkauft worden sind, noch
ehe der Krach erfolgte.
Seitdem sind 150 Jahre verflossen, und schon zu Hüsgens Zeiten fahndeten Sammler sowie Kabinette auf diese
Drucke. Ich habe bei über fünfzig der bekanntesten ösfentlichen Sammlungen angefragt und habe alles in allem noch
nicht ein hundert Drucke ausfindig machen können. Vielleicht hat die Revolution mit den Louis XV. und Cardinal
Fleurys aufgeräumt. Aber in England müssen auf den Landhäusern noch hunderte von diesen Blättern stecken. Sie
befinden sich höchstwahrscheinlich gefirnisst in Rahmen an den Wänden und werden von den Besitzern für
Ölgemälde gehalten.
Wie schon gesagt sind nur vier der Farbendrucke Le Blons bezeichnet, eigentlich nur drei, denn die Signaturen auf
den bekannten Drucken von Nr. 42 sind alle mit dem Pinsel aufgetragen. Wir haben aber mancherlei Quellen, um die
Urheberschaft der anderen Blätter über allen Zweifel feststellen zu können. Erstens Heineken sagt aus, dass sein
Vater in Dresden eine Sendung Farbendrucke von Le Blon erhielt, die dann en bloc in das dortige königliche
Kupferstichkabinet gelangte. Also sind die dort befindlichen, die Heineken an anderer Stelle überdies aufzählt,
sichergestellt, da wie die Bücher beweisen, seit Heinekens Tagen keine (ausser einem Exemplar von Nr. 42) dazu
gekommen sind. Zweitens besitzt das British Museum die Abschrift (von der Hand des Herrn Fagan) eines Prospectus,
•»—Nr. 781. »Die Jagd-Gütten Diana Sitzend an einen Brunnen, mit ihren Bogen in der Hand, und Cupido, welcher derselben ein
»pseil aus dem Köcher nimbt auf Kupfer in verguldeter Leiste von Morel.« (Morel war Bilderagent.) 1 Schuh 2 Zoll rheinisch hoch 11 "4 Zoll
»rheinisch breit.« (Gal.-Inventar 1749—56). >—Nr. 781. Eine sitzende D iane, mit dem Bogen in der Hand. Im Hintergrund wird ihrer Bildsäule
geopsert.« (Gal.-Inventar von 1816, später durchstrichen mit dem Bemerken, dass das Bild von Kg. Jerome gestohlen worden sei.)
2 »—Nr. 782. Eine Schlasfende Nymphe mit einem Satyr nebst fliegenden Cupido und Brehende Fackel aus Holtz und verguldeter Leiste.
»Vom dems. . . 1 Schuh U/8 Zoll rheinisch hoch 11 Zoll rheinisch breit.« (Gal.-Inventar von 1749—56. Das Inventar von 1816 sügt die gleiche
Bemerkung wie beim vorhergehenden zu. Ich verdanke diese Angaben der Güte des Herrn Prosessor Director Eisenmann.
3 Lettres concernant le Nouvel Art etc. Paris 1749 pp. 9 und 12.
* Ibid. p. 31.
 
Annotationen