eingehändigt. Diejenigen Mitglieder, welche der Gesell-
schaft nach dieser Zeit beitraten, erhielten als Prämie
dieses Jahres die Radirung W.Un gers nach Rembrandts
Saskia in Dresden.
3. Jahresmappe.
In diesem Jahre erhielten die Mitglieder neben jenen
bedeutenden Prämienblättern eine »Mappe«, welche sechs
Drucke umfasste. Bei ihrer Auswahl waren dieselben
Grundsätze massgebend, die hiefür im Jahresberichte des
letzten Jahres angeführt waren. Es muss für ganz aus-
geschlossen erachtet werden, dass die Gesellschaft mit
dieser wichtigen Publication unter den vielen unser Kunst-
leben beherrschenden Richtungen sich einseitig einer
einzelnen zuwende. Vielmehr kann ihr Ziel kein anderes
sein, als allen bedeutenden künstlerischen Richtungen
gleichmässig Raum zu geben, und alle wahrhaft
schöpferischen Individualitäten der Gegenwart nach und
nach zu Worte kommen zu lassen.
In der Mappe für 1900 war der decorative Stil in der
Lithographie, der im deutschen Kunstleben der Gegenwart
eine so charakteristische Rolle spielt und seine Wirkung
eher als Wandschmuck sucht und erreicht, als in der
Mappe des Sammlers, durch W. Conz — Karlsruhe
und G. Kampmann — Groetzingen vertreten. Eine
Verschmelzung englischer und französischer Einflüsse
vereinigt in einer ungemein feinen Persönlichkeit, stellte
Frank Laing — Paris dar. Holland vertrat der Altmeister
der Radirung und Lithographie C. Storm van 's Grave-
sande — Haag. Mit besonderer Freude werden wohl
die Blätter zweier junger, hochbegabter österrei-
chischer Künstler begrüsst, M. Suppantschitsch und
F. Schmutzer, von denen der letztere allerdings schon
heute zu den ausgeprägtesten Persönlichkeiten auf dem
Gebiete der graphischen Künste gehört.
II. Ausserordentliche Publicationen.
1. Theaterwerk.
Zum III. Bande des Gesammtwerkes, welcher »Das
k. k. Hofburgtheater« behandelt und der im Jahre 1896
abgeschlossen war, erschien ein Supplementheft, das
durch die erfolgte Reconstruction des Theatersaales
unerlässlich geworden war. Mit demselben rastlosen und
hingebungsvollen Eifer, der den Hauptband auszeichnet,
führte Professor Dr. J. Bayer auch die Krönung
seines Werkes in diesen abschliessenden Nachträgen
zu Ende.
Von der Geschichte des Burgtheaters von
Oscar Teuber (Band IL, Abtheilung 2 des Gesammt-
werkes) ist, während dies geschrieben wurde, ein Doppel-
heft (Lieferung 3/4) im Druck, das voraussichtlich in
wenigen Wochen ausgegeben werden kann.
2. Der vierte Band des Werkes »Die verviel-
fältigende Kunst der Gegenwart«, der die Litho-
graphie seit ihren Anfängen bis zur Gegenwart behan-
delt, ist sehr bedauerlicherweise nur um ein Heft bereichert
worden. Diese Lieferung brachte den Schluss des Ab-
schnittes über Belgien und eine Darstellung der Litho-
graphie in Russland. Noch stehen zum Abschlüsse
zwei Lieferungen aus, die als Doppelheft erscheinen
werden.
Der Vollendung dieses Bandes stellen sich grössere
Schwierigkeiten entgegen, als sie bei den früheren Bänden
desselben Werkes bestanden haben. Während es sich bei
jenen Bänden, welche die anderen Techniken darstellten,
imwesentlichen nur umZusammenfassung von Bekanntem
handelte, liegt hier ein grösstentheils durchaus unbe-
arbeitetes Gebiet vor. Hier erhebt sich die Forderung,
eines grossen, vollständig ungeordneten Materiales zum
erstenmale Herr zu werden und die Grundzüge der
Zusammenhänge aufzudecken. Oft übersteigt diese Auf-
gabe die Kraft eines Einzelnen, und mancher bewährte
Mitarbeiter an den Veröffentlichungen unserer Gesell-
schaft musste uns seine Mitwirkung schliesslich versagen.
An der Stelle der ausgetretenen wurden und werden neue
Mitarbeiter geworben und alles aufgeboten, um dem Werke
»Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart«, das wohl
zu den grössten Ruhmestiteln der Gesellschaft gehört,
einen würdigen Abschluss zu geben.
3. Zur Feier des hundertjährigen Geburtstages
Joseph Ritter von Führichs (9. Februar) erschien eine
Publication schlichten Äusserns zwar, aber des ehr-
würdigen Meisters, dessen Andenken sie bestimmt war,
nicht unwürdig. Sie brachte in sechs Heliogravüren eine
vollendete Wiedergabe des bisher unverösfentlichten
Zeichnungs-Cyclus »Die Heiligen Drei Könige«, der zu
den besten gehört, was wir von seiner Hand besitzen.
Die kurzen einleitenden Gedenkworte waren mit
Reproductionen nach einer Reihe anderer, ebenfalls
bisher unveröffentlichter Zeichnungen des Meisters
geschmückt.
4. Zu den hervorragendsten Leistungen, deren sich die
Gesellschaft rühmen darf, gehören die Publicationen einer
Zahl von namhaften Privat-Galerien. Die Gesellschaft hat
dieser Reihe ein neues Glied angefügt in der Veröffent-
lichung der »Collection R. Kann« in Paris. Während
aber jene früheren Publicationen sich der künstlerischen
Reproduction (Radirung) bedienten und infolge dessen
nur eine kleine Auslese der in den betrefsenden Galerien
befindlichen Bilder zur Anschauung bringen konnten, bietet
das vorliegende Werk beinahe den ganzen Bestand der
Sammlung in hundert grossen Heliogravüren dar, die nach
Aufnahmen der Firmen Braun in Paris und Dixon & Cie.
in London hergestellt wurden. Der Mappe, deren Umschlag
und Vorsatzblatt nach Zeichnungen von Kolo Moser
angefertigt wurden, liegt in kleinerem handlichen Format
ein ausführlicher, beschreibender und erklärender Text
aus der Feder des Directors der Berliner Gemälde-Galerie
Dr. Wilhelm Bode bei.
Das Werk, das bei der gesammten Kritik eine wohl-
verdiente glänzende Anerkennung gefunden hat, scheint —
wie schon jetzt, wenige Wochen nach seinem Erscheinen,
mit Zuversicht gesagt werden kann — auch eines
vollen materiellen Erfolges sicher zu sein.
schaft nach dieser Zeit beitraten, erhielten als Prämie
dieses Jahres die Radirung W.Un gers nach Rembrandts
Saskia in Dresden.
3. Jahresmappe.
In diesem Jahre erhielten die Mitglieder neben jenen
bedeutenden Prämienblättern eine »Mappe«, welche sechs
Drucke umfasste. Bei ihrer Auswahl waren dieselben
Grundsätze massgebend, die hiefür im Jahresberichte des
letzten Jahres angeführt waren. Es muss für ganz aus-
geschlossen erachtet werden, dass die Gesellschaft mit
dieser wichtigen Publication unter den vielen unser Kunst-
leben beherrschenden Richtungen sich einseitig einer
einzelnen zuwende. Vielmehr kann ihr Ziel kein anderes
sein, als allen bedeutenden künstlerischen Richtungen
gleichmässig Raum zu geben, und alle wahrhaft
schöpferischen Individualitäten der Gegenwart nach und
nach zu Worte kommen zu lassen.
In der Mappe für 1900 war der decorative Stil in der
Lithographie, der im deutschen Kunstleben der Gegenwart
eine so charakteristische Rolle spielt und seine Wirkung
eher als Wandschmuck sucht und erreicht, als in der
Mappe des Sammlers, durch W. Conz — Karlsruhe
und G. Kampmann — Groetzingen vertreten. Eine
Verschmelzung englischer und französischer Einflüsse
vereinigt in einer ungemein feinen Persönlichkeit, stellte
Frank Laing — Paris dar. Holland vertrat der Altmeister
der Radirung und Lithographie C. Storm van 's Grave-
sande — Haag. Mit besonderer Freude werden wohl
die Blätter zweier junger, hochbegabter österrei-
chischer Künstler begrüsst, M. Suppantschitsch und
F. Schmutzer, von denen der letztere allerdings schon
heute zu den ausgeprägtesten Persönlichkeiten auf dem
Gebiete der graphischen Künste gehört.
II. Ausserordentliche Publicationen.
1. Theaterwerk.
Zum III. Bande des Gesammtwerkes, welcher »Das
k. k. Hofburgtheater« behandelt und der im Jahre 1896
abgeschlossen war, erschien ein Supplementheft, das
durch die erfolgte Reconstruction des Theatersaales
unerlässlich geworden war. Mit demselben rastlosen und
hingebungsvollen Eifer, der den Hauptband auszeichnet,
führte Professor Dr. J. Bayer auch die Krönung
seines Werkes in diesen abschliessenden Nachträgen
zu Ende.
Von der Geschichte des Burgtheaters von
Oscar Teuber (Band IL, Abtheilung 2 des Gesammt-
werkes) ist, während dies geschrieben wurde, ein Doppel-
heft (Lieferung 3/4) im Druck, das voraussichtlich in
wenigen Wochen ausgegeben werden kann.
2. Der vierte Band des Werkes »Die verviel-
fältigende Kunst der Gegenwart«, der die Litho-
graphie seit ihren Anfängen bis zur Gegenwart behan-
delt, ist sehr bedauerlicherweise nur um ein Heft bereichert
worden. Diese Lieferung brachte den Schluss des Ab-
schnittes über Belgien und eine Darstellung der Litho-
graphie in Russland. Noch stehen zum Abschlüsse
zwei Lieferungen aus, die als Doppelheft erscheinen
werden.
Der Vollendung dieses Bandes stellen sich grössere
Schwierigkeiten entgegen, als sie bei den früheren Bänden
desselben Werkes bestanden haben. Während es sich bei
jenen Bänden, welche die anderen Techniken darstellten,
imwesentlichen nur umZusammenfassung von Bekanntem
handelte, liegt hier ein grösstentheils durchaus unbe-
arbeitetes Gebiet vor. Hier erhebt sich die Forderung,
eines grossen, vollständig ungeordneten Materiales zum
erstenmale Herr zu werden und die Grundzüge der
Zusammenhänge aufzudecken. Oft übersteigt diese Auf-
gabe die Kraft eines Einzelnen, und mancher bewährte
Mitarbeiter an den Veröffentlichungen unserer Gesell-
schaft musste uns seine Mitwirkung schliesslich versagen.
An der Stelle der ausgetretenen wurden und werden neue
Mitarbeiter geworben und alles aufgeboten, um dem Werke
»Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart«, das wohl
zu den grössten Ruhmestiteln der Gesellschaft gehört,
einen würdigen Abschluss zu geben.
3. Zur Feier des hundertjährigen Geburtstages
Joseph Ritter von Führichs (9. Februar) erschien eine
Publication schlichten Äusserns zwar, aber des ehr-
würdigen Meisters, dessen Andenken sie bestimmt war,
nicht unwürdig. Sie brachte in sechs Heliogravüren eine
vollendete Wiedergabe des bisher unverösfentlichten
Zeichnungs-Cyclus »Die Heiligen Drei Könige«, der zu
den besten gehört, was wir von seiner Hand besitzen.
Die kurzen einleitenden Gedenkworte waren mit
Reproductionen nach einer Reihe anderer, ebenfalls
bisher unveröffentlichter Zeichnungen des Meisters
geschmückt.
4. Zu den hervorragendsten Leistungen, deren sich die
Gesellschaft rühmen darf, gehören die Publicationen einer
Zahl von namhaften Privat-Galerien. Die Gesellschaft hat
dieser Reihe ein neues Glied angefügt in der Veröffent-
lichung der »Collection R. Kann« in Paris. Während
aber jene früheren Publicationen sich der künstlerischen
Reproduction (Radirung) bedienten und infolge dessen
nur eine kleine Auslese der in den betrefsenden Galerien
befindlichen Bilder zur Anschauung bringen konnten, bietet
das vorliegende Werk beinahe den ganzen Bestand der
Sammlung in hundert grossen Heliogravüren dar, die nach
Aufnahmen der Firmen Braun in Paris und Dixon & Cie.
in London hergestellt wurden. Der Mappe, deren Umschlag
und Vorsatzblatt nach Zeichnungen von Kolo Moser
angefertigt wurden, liegt in kleinerem handlichen Format
ein ausführlicher, beschreibender und erklärender Text
aus der Feder des Directors der Berliner Gemälde-Galerie
Dr. Wilhelm Bode bei.
Das Werk, das bei der gesammten Kritik eine wohl-
verdiente glänzende Anerkennung gefunden hat, scheint —
wie schon jetzt, wenige Wochen nach seinem Erscheinen,
mit Zuversicht gesagt werden kann — auch eines
vollen materiellen Erfolges sicher zu sein.