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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.4247#0037
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32

1901.


y
5

Alexander Frenz.

Aus: "Trisolium*

Litteratur.

Trifolium. Moritz Leiffmann. Engelbert
Humperdinck. Alexander Frenz. — Leipzig, Breit-
kopf & Härtel.
Dass sich zur Herausgabe eines Werkes ein Dichter mit einem
Musiker und einem Zeichner vereinigt hat, das ist ein neuer und sicher-
lich ein glücklicher Gedanke. Nicht ganz ebenso glücklich können wir
die Aussührung nennen: Die Dichtungen Moritz Leiffmanns scheinen
uns etwas sarblos und eintönig, und die Musik Engelbert Humperdincks
zeugt auch nicht gerade von überquellender Eigenart. Der Bedeutendste
in diesem Dreibunde ist ohne Zweisel der Zeichner Alexander Frenz.
Sein Name ist uns nicht unbekannt. Durch seine Radirungen und
Illustrationen, besonders durch seinen Buchschmuck zu Chamberlains
bekanntemWerke über Richard Wagner hat er sich schon einen grossen
Kreis von Verehrern erworben. Er ist ein Zeichner von grosser Ein-
bildungskrast und wirklicher Eigenart; in seinen Schöpsungen liegt ein
gewisser herber Reiz, zugleich aber auch meistens etwas Sprödes und
Gequältes. Von diesem Mangel spürt man in diesen Illustrationen nicht
viel; es sind einige sehr glückliche Eingebungen darunter. Gleich die
Zeichnung des Umschlages, die ein grosses Kleeblatt vorstellt, aus dessen
Blättern die Gestalten der drei Künste, der Dichtkunst, der Musik und
der Malerei, erscheinen, ist sehr hübsch ersunden und vortresslich com-
ponirt. Auch das Titelblatt zu Leissmanns »Jungen Liedern«, das mit
Zuhilsenahme von Gold und brauner Farbe hergestellt ist, macht einen
vornehmen und harmonischen Eindruck. Die Umrahmung der Musik-

noten hat der Künstler hingegen, wie wir glauben, etwas zu stiesmütter-
lich bedacht; die einsachen, rein decorativen Randleisten, die aus jeder
Seite wiederkehren, wirken fast dürftig. Und gerade hier wäre doch wohl
der Platz gewesen, wo sich das Zusammenwirken der drei Künste
im schönsten Lichte hätte zeigen können. Schade, dass Frenz dabei
einer Ausgabe aus dem Wege gegangen ist, bei der es ihm möglich
gewesen wäre, etwas Hervorragendes, ja etwas völlig Neues zu schassen.
Denn in Deutschland sind bisher aus dem Gebiete der künstlerischen
Ausschmückung des Notendruckes nicht mehr als ein paar schüchterne
Versuche gemacht worden. Müsste aber nicht eben das Bestreben, den
Ausdruck der Zeichnung mit dem musikalischen Gehalte zusammenzu-
stimmen, zu ganz besonders reizvollen, künstlerischen Einsällen sühren?
Wir halten Frenz für den Mann, der einer solchen Aufgabe völlig
gewachsen wäre.
Die nun folgenden Gedichte, unter denen auch die in Musik
gesetzten noch einmal wiedergegeben werden, hat Frenz viel reicher
bedacht und sie mit Vollbildern, Kopfstücken und Vignetten geziert.
Hier zeigt er, mit welchem seinen Verständnis, mit welcher tiefen
Empfindung er auf den lyrischen Gehalt der einzelnen Lieder einzu-
gehen vermag. Die meisten von diesen Illustrationen zeichnen sich
durch eine merkwürdige Art persönlicher Auffassung und durch grosse
Mannigsaltigkeit der Erfindung aus. Bei einigen ist auch der Buntdruck
nicht ohne Geschmack angewendet worden, was für die Textillustration
eine Neuerung bedeutet.
Dank der Gesälligkeit der Verlagsbuchhandlung vermögen wir
ein Paar der besten Illustrationen als Proben von Alexander Frenz's
Zeichenkunst unseren Lesern vorzusühren. G. G.


Alexander Frenz.

Aus > Trisolium«.
 
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