weit enger begrenzte, Walter-Crane-Ausstellung statt-
gefunden hatte, so konnte man diesmal doch zum ersten-
mal eine grössere Anzahl der prärasfaelitischen Werke
des Künstlers kennen lernen; es war dies umso
erwünschter, als die öfsentlichen Sammlungen Wiens, wenn
wir uns recht erinnern, überhaupt kein prärafsaelitisches
Werk besitzen. In höchst anerkennenswerter Weise hat
denn das k. k. Unterrichts-Ministerium die Gelegenheit
benützt, diese Lücke durch einige Ankäufe für die zu
gründende Gallerie moderner Kunstwerke zu schliessen.
Auch das Bildnis des Meisters von Watts wirkte für
Wien wie eine neue Erscheinung. Die Kinderbücher, deren
Originalzeichnungen einen ganzen Saal füllten, kannte
man allerdings schon zum grossen Theile, und man hatte
die Empfindung, dass die Drucke eigentlich weicher
und duftiger wirkten, als die colorirten Vorzeichnungen
selbst, immerhin konnte auch hier jeder etwas Neues ent-
decken. Aufsehen erregten die überaus zahlreichen land-
schaftlichen Aquarelle des Meisters, die bis in den Anfang
der Siebziger-Jahre zurückreichten, während die anderen
Arbeiten meist den letzten 10—15 Jahren entstammten.
Bekannte Kunstfreunde wie der regierende Fürst von
und zu Liechtenstein, Graf Lanckoroncki, das k. k. Unter-
richts-Ministerium u. a. erwarben einige der interessan-
testen Stücke.
Den wichtigsten Theil der Ausstellung bildeten aber
vielleicht die kunstgewerblichen Entwürfe, insbesondere
die Tapeten- und Stoffentwürfe fanden ungetheilte Be-
wunderung. Drei der besten Entwürfe auf diesem Gebiete
hat das k. k. Unterrichts-Ministerium für die Sammlungen
des österreichischen Museums erworben. In solchen
Arbeiten und im Buchschmuck der letzten zehn Jahre,
insbesondere den Umschlägen der Bücher, konnte man
den Zusammenhang der englischen Kunst mit der
neuesten Bestrebung besonders deutlich erkennen; aus
den zahlreichen Nachfragen nach Büchern und Tapeten
konnte man auch sehen, dass hier die Anregung wirklich
eine fruchtbare war und dass unser Kunstgewerbe durch
Verfolgung dieser Richtung nur Vortheile erlangen kann.
Insbesondere wurde eine Schulwandtafel, die »Pflügen
und Säen« darstellte, mit einem gewissen Neide be-
trachtet; auf diesem Gebiete ist bei uns noch fast alles
zu thun. Wenigstens ist man sich einstweilen des Mangels
bewusst geworden.
Genuss und Anregung gab es also genug in der
Ausstellung, und wenn manchem ungestüm Vorwärts-
drängenden Walter Crane auch bereits ein Überwundener
und Zurückgebliebener schien, dem Unbefangenen war es
klar, dass man von ihm noch so manches lernen konnte
und sicher auch lernte. Von Wien gieng ein Theil der
Ausstellung zu Schulte nach Berlin, der weitaus über-
wiegende ins Kunstgewerbe-Museum nach Frankfurt
am Main; eine Anzahl nicht der schlechtesten Werke ist,
wie gesagt, aber auch in Wien geblieben, um hier
dauernd fruchtbar zu wirken, und das ist nicht der
geringste Erfolg der Ausstellung. Moriz Dreger.
London. In der mit grosserRegeimässigkeit wieder-
kehrenden jährlichen Specialausstellung der Firma Colnaghi
in Pallmall sehen wir diesmal die Werke der Brüder Ward
vorgeführt. William, 1766 geboren, und James, 1768.
waren beide mit Schwestern von George Morland ver-
heiratet, ein Umstand, der leicht die Vorliebe erklärt, mit
welcher sie die Meisterwerke des letzteren in Schwarz
und Weiss übertrugen. Meistens geschah dies in Mezzo-
tinto-Manier, die sich vortrefslich für die ländlichen Genre-
scenen Morlands eignete. Aber auch Stiche, nach den
grossen Porträtisten der Epoche, gelangen den beiden
Brüdern gut, und Mr. William M'Kay theilt in seinem
bezüglichen Kataloge manche interessante Details mit.
So wird aus diesen zum Beispiel ersichtlich, dass die
graphischen Künstler nicht etwa nur geistvolle Übersetzer
waren, sondern dass auch umgekehrt nach Vollendung
des Stiches das Originalölgemälde nach jenem um-
geändert wurde. — Unter den neueren, bei der Firma
Colnaghi erschienenen Blättern seien erwähnt »Lady
CharlotteDuncombe«, ein ausgezeichnetes Mezzotintoblatt
von Mr. H. Scott Bridgwater nach Hoppner, in dem Besitze
des Grafen Dartmouth, und die Radirung »Renier Ansloo«
nach Rembrandt, von Professor Koepping ausgeführt.
Diese nur in 125 Exemplaren ausgegebene Radirung,
deren Platte vernichtet wurde, erfreut sich des ungetheilten
Beifalls bei allen Kennern und Liebhabern in England.
Seit einer Reihe von Jahren bieten die Sonder-
ausstellungen in »Earls-Court« ein umso lebhafteres
Interesse, als es einer der wenigen Orte in London ist, der
es bei geeigneter Witterung ermöglicht, neben der Kunst
und vielfachen anderen sehenswerten Schaustellungen
auch frische Luft zu gemessen. Die Jahresausstellung für
1900 war der von Frauen geschafsenen Kunst, desgleichen
ihrer kunstgewerblichen Thätigkeit und Erzeugnissen
sowie Leistungen auf besonderen Gebieten gewidmet.
Aus den besten Sammlungen Englands waren die
seltensten älteren Kupferstiche entlehnt, die von
Frauen herstammen oder solche darstellen. Wie man
leicht ermessen wird und wie hier bestätigt werden
konnte: wahrlich ein ziemlich unbegrenztes Feld. Auf-
fallend gut war die moderne Zeichnung auf der Aus-
stellung vertreten, da keine Richtung und kein Genre
fehlte. ü. v. Schleinitz.
Niederlande. Die Jahresausstellung des Brüsseler
Vereines »La libre Esthetique« im März 1900 war die
erste, die uns in die Lage brachte, ein nach Zahl und
Werth ziemlich merkwürdiges Contingent graphischer
Werke ins Auge zu fassen.
Dort waren kräftige Pastelle von Jan Delvin aus
Gent, namentlich zwei leidenschaftlich wiedergegebene
Episoden aus einer spanischen Tauromachie; eine
Sammlung von Radirungen der begabten Frau
Destree-Danse in Marcinelle bei Charleroi: fein empfun-
dene Interpretationen interessanter Fragmente oder aus-
nahmsweise ganzer Schöpfungen von Bonfigli, Boccati,
gefunden hatte, so konnte man diesmal doch zum ersten-
mal eine grössere Anzahl der prärasfaelitischen Werke
des Künstlers kennen lernen; es war dies umso
erwünschter, als die öfsentlichen Sammlungen Wiens, wenn
wir uns recht erinnern, überhaupt kein prärafsaelitisches
Werk besitzen. In höchst anerkennenswerter Weise hat
denn das k. k. Unterrichts-Ministerium die Gelegenheit
benützt, diese Lücke durch einige Ankäufe für die zu
gründende Gallerie moderner Kunstwerke zu schliessen.
Auch das Bildnis des Meisters von Watts wirkte für
Wien wie eine neue Erscheinung. Die Kinderbücher, deren
Originalzeichnungen einen ganzen Saal füllten, kannte
man allerdings schon zum grossen Theile, und man hatte
die Empfindung, dass die Drucke eigentlich weicher
und duftiger wirkten, als die colorirten Vorzeichnungen
selbst, immerhin konnte auch hier jeder etwas Neues ent-
decken. Aufsehen erregten die überaus zahlreichen land-
schaftlichen Aquarelle des Meisters, die bis in den Anfang
der Siebziger-Jahre zurückreichten, während die anderen
Arbeiten meist den letzten 10—15 Jahren entstammten.
Bekannte Kunstfreunde wie der regierende Fürst von
und zu Liechtenstein, Graf Lanckoroncki, das k. k. Unter-
richts-Ministerium u. a. erwarben einige der interessan-
testen Stücke.
Den wichtigsten Theil der Ausstellung bildeten aber
vielleicht die kunstgewerblichen Entwürfe, insbesondere
die Tapeten- und Stoffentwürfe fanden ungetheilte Be-
wunderung. Drei der besten Entwürfe auf diesem Gebiete
hat das k. k. Unterrichts-Ministerium für die Sammlungen
des österreichischen Museums erworben. In solchen
Arbeiten und im Buchschmuck der letzten zehn Jahre,
insbesondere den Umschlägen der Bücher, konnte man
den Zusammenhang der englischen Kunst mit der
neuesten Bestrebung besonders deutlich erkennen; aus
den zahlreichen Nachfragen nach Büchern und Tapeten
konnte man auch sehen, dass hier die Anregung wirklich
eine fruchtbare war und dass unser Kunstgewerbe durch
Verfolgung dieser Richtung nur Vortheile erlangen kann.
Insbesondere wurde eine Schulwandtafel, die »Pflügen
und Säen« darstellte, mit einem gewissen Neide be-
trachtet; auf diesem Gebiete ist bei uns noch fast alles
zu thun. Wenigstens ist man sich einstweilen des Mangels
bewusst geworden.
Genuss und Anregung gab es also genug in der
Ausstellung, und wenn manchem ungestüm Vorwärts-
drängenden Walter Crane auch bereits ein Überwundener
und Zurückgebliebener schien, dem Unbefangenen war es
klar, dass man von ihm noch so manches lernen konnte
und sicher auch lernte. Von Wien gieng ein Theil der
Ausstellung zu Schulte nach Berlin, der weitaus über-
wiegende ins Kunstgewerbe-Museum nach Frankfurt
am Main; eine Anzahl nicht der schlechtesten Werke ist,
wie gesagt, aber auch in Wien geblieben, um hier
dauernd fruchtbar zu wirken, und das ist nicht der
geringste Erfolg der Ausstellung. Moriz Dreger.
London. In der mit grosserRegeimässigkeit wieder-
kehrenden jährlichen Specialausstellung der Firma Colnaghi
in Pallmall sehen wir diesmal die Werke der Brüder Ward
vorgeführt. William, 1766 geboren, und James, 1768.
waren beide mit Schwestern von George Morland ver-
heiratet, ein Umstand, der leicht die Vorliebe erklärt, mit
welcher sie die Meisterwerke des letzteren in Schwarz
und Weiss übertrugen. Meistens geschah dies in Mezzo-
tinto-Manier, die sich vortrefslich für die ländlichen Genre-
scenen Morlands eignete. Aber auch Stiche, nach den
grossen Porträtisten der Epoche, gelangen den beiden
Brüdern gut, und Mr. William M'Kay theilt in seinem
bezüglichen Kataloge manche interessante Details mit.
So wird aus diesen zum Beispiel ersichtlich, dass die
graphischen Künstler nicht etwa nur geistvolle Übersetzer
waren, sondern dass auch umgekehrt nach Vollendung
des Stiches das Originalölgemälde nach jenem um-
geändert wurde. — Unter den neueren, bei der Firma
Colnaghi erschienenen Blättern seien erwähnt »Lady
CharlotteDuncombe«, ein ausgezeichnetes Mezzotintoblatt
von Mr. H. Scott Bridgwater nach Hoppner, in dem Besitze
des Grafen Dartmouth, und die Radirung »Renier Ansloo«
nach Rembrandt, von Professor Koepping ausgeführt.
Diese nur in 125 Exemplaren ausgegebene Radirung,
deren Platte vernichtet wurde, erfreut sich des ungetheilten
Beifalls bei allen Kennern und Liebhabern in England.
Seit einer Reihe von Jahren bieten die Sonder-
ausstellungen in »Earls-Court« ein umso lebhafteres
Interesse, als es einer der wenigen Orte in London ist, der
es bei geeigneter Witterung ermöglicht, neben der Kunst
und vielfachen anderen sehenswerten Schaustellungen
auch frische Luft zu gemessen. Die Jahresausstellung für
1900 war der von Frauen geschafsenen Kunst, desgleichen
ihrer kunstgewerblichen Thätigkeit und Erzeugnissen
sowie Leistungen auf besonderen Gebieten gewidmet.
Aus den besten Sammlungen Englands waren die
seltensten älteren Kupferstiche entlehnt, die von
Frauen herstammen oder solche darstellen. Wie man
leicht ermessen wird und wie hier bestätigt werden
konnte: wahrlich ein ziemlich unbegrenztes Feld. Auf-
fallend gut war die moderne Zeichnung auf der Aus-
stellung vertreten, da keine Richtung und kein Genre
fehlte. ü. v. Schleinitz.
Niederlande. Die Jahresausstellung des Brüsseler
Vereines »La libre Esthetique« im März 1900 war die
erste, die uns in die Lage brachte, ein nach Zahl und
Werth ziemlich merkwürdiges Contingent graphischer
Werke ins Auge zu fassen.
Dort waren kräftige Pastelle von Jan Delvin aus
Gent, namentlich zwei leidenschaftlich wiedergegebene
Episoden aus einer spanischen Tauromachie; eine
Sammlung von Radirungen der begabten Frau
Destree-Danse in Marcinelle bei Charleroi: fein empfun-
dene Interpretationen interessanter Fragmente oder aus-
nahmsweise ganzer Schöpfungen von Bonfigli, Boccati,