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hatten zumeist der altberühmten Braunauer Tuchmacher-
gilde angehört. Den Knaben zog es zum geistlichen
Stande hin, doch schwenkte der Jüngling ab, nach
Wiener-Neustadt in die Theresianische Militär-Akademie.
Nicht der Kelch, das Schwert sollte es sein, und dann
wiederum nicht das Schwert, sondern eine andere gute
Wehr, die Feder. Das Zeitungswesen zog den jungen
Mann in seine bewegten Kreise. Nachdem er in Graz
begonnen, setzte er in Prag fort. Als Theaterkritiker folgte er
den Bühnen vorgängen mit feinem Spürsinn für erwachende,
dichterische und darstellende Veranlagung. Seine klugen,
scherzenden Worte förderten manches Gute. Doch nicht
nur die Gegenwart der Bühne, auch ihre Vergangenheit
beschäftigte seinen energischen Geist. Der junge Tages-
schriftsteller that manchen gutenBlick hinter die Coulissen
der früheren Jahrhunderte.Theatergeschichte zu schreiben
erschien ihm als eine würdige Aufgabe. Ein grosses, ein
monumentales Werk erstand vor seinem inneren Blick:
die Geschichte des Prager Deutschen Theaters. Historisch
und kritisch, auf Grundlage der Acten undQuellen,sowollte
er sie schreiben, und so hat er sie auch geschrieben. Und
doch ist seine dreibändige Prager Theatergeschichte, so
grundlegend in ihrer Methode, so mustergiltig und zuver-
lässig in ihrer Durchführung, nicht mehr als blosses Vor-
studium, Übung und Schulung der Kräfte für eine weit
grössere Aufgabe, die seiner harrte, für die gewaltige
Geschichte des Burgtheaters, die in einem herrlichen
Rahmen alles zusammenfassen sollte,Kunstgeschichte und
Culturgeschichte. Die Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst in Wien, deren Curator er wurde, vertraute ihm als dem
Bewährtesten die Oberleitung des grossen Prachtwerkes
an: »Die Theater Wiens.« Den ersten Band der Geschichte
des Burgtheaters hat er selbst geschrieben und die
grossen Linien des Aufrisses mit sicherer Meisterhand
gezogen. Vom zweiten Bande liegen auch schon zwei
schöne Hefte vor. Teuber schreibt nicht persönlich, nicht
heftig und polternd wie Laube, er fügt auch nicht leblose
Zahlen und Namen zur »Chronik«, er verfasst kein
Pamphlet, keine zürnende Anklageschrift. Wir haben das
Werk eines historischen Geistes vor uns, dem die
journalistische Schulung das Gepräge, den Stempelglanz
verleiht. Sogar der mit dem Stoffe innig Vertraute staunt
über die Fülle der neuen Thatsachen, die ihm hier zum
erstenmale entgegentreten, bewundert die Sicherheit der
übersichtlichen Anordnung, den feinen Geschmack, das
organisatorische Geschick des Autors. Dabei fesselt eine
feine Übereinstimmung von Wort und Bild. Die sachliche
Gründlichkeit erfreut, ohne zu ermüden. Es ist bereits
dafür Sorge getragen worden, dass Teubers Lieblings-
werk in seinem Geiste und Sinne, nach dem von ihm
entworfenen Plane zu Ende geführt werden wird. Von
dieser Arbeit Abschied zu nehmen, war ihm wohl am
schwersten.
Teuber hat viel geschrieben. Er zählte zu den
fleissigsten Wiener Journalisten im Fremdenblatt, im
Neuen Wiener Tagblatt und in der kaiserlichen Wiener
Zeitung, deren Chefredacteur er in seinem letzten Lebens-
jahre gewesen ist. Gern erzählte er flotte Soldaten-
geschichten. Die Geschichte der österreichischen
Regimenter, die Waffenthaten unserer Wehrmacht kannte
er ebenso genau, wie die alten Uniformen und die
Bewaffnung von anno dazumal. Mit der gleichen
Anschaulichkeit schilderte er die Kloster-Idylle. In der
Geschichte der geistlichen Orden, der Klöster und
Stifte war er vorzüglich bewandert. Als Journalist
war er eine sprungbehende Arbeitskraft, sprichwörtlich
in der ganzen Collegenschaft. Er schrieb manchmal an
mehreren Artikeln gleichzeitig, conversirte dazwischen in
seiner liebenswürdigen, behaglichen Weise mit allerlei
Besuchern und war niemals verdrossen, niemals müde.
Man hat ihn stets heiter und humorvoll gesehen, all die
Jahre hindurch. Er trug die ungeheure Last seiner vielfältigen
Arbeiten mit einer unnachahmlichen Grazie. Die Güte und
Freundlichkeit, welche er auch den Entferntesten stets
erwies, das fördernde Wohlwollen, das er jeder guten
Sache entgegenbrachte, sein weiches Herz und sein milder
Sinn, die Noblesse und die Humanität seines Wesens
gewannen ihm aller Herzen. Leider soll seine übergrosse
Güte zuweilen arg missbraucht worden sein. Weil er selbst
ohne Falsch war, deshalb war ihm Misstrauen fremd. Seine
engere Familie verlor den besten Gatten, den zärtlichsten
Vater. Alle seine Mitarbeiter waren seine Freunde.
Einmüthig war die Trauer um den seltenen bis zur
Selbstaufopferung pflichtgetreuen Mann. Die Blätter des
In- und Auslandes, ohne Unterschied der Parteirichtung,
anerkannten seine hervorragenden Talente so einhellig,
wie die vornehmen Eigenschaften seines Charakters.
Aber sein Angedenken wird in Ehren fortleben.
Er hat es nicht blos dem mit dem Tage verwehenden
Zeitungsblatte anvertraut. Vor allem wird es bewahrt sein
in der monumentalen Geschichte desWiener Burgtheaters,
die mit seinem Namen dauernd verknüpft bleiben wird.
Armin Friedmann.
Als Gründer ist der Gesellschaft beigetreten:
Herr
Regierungsassessor Dr.
Stinnes, Vohwinkel im Rheinland.
hatten zumeist der altberühmten Braunauer Tuchmacher-
gilde angehört. Den Knaben zog es zum geistlichen
Stande hin, doch schwenkte der Jüngling ab, nach
Wiener-Neustadt in die Theresianische Militär-Akademie.
Nicht der Kelch, das Schwert sollte es sein, und dann
wiederum nicht das Schwert, sondern eine andere gute
Wehr, die Feder. Das Zeitungswesen zog den jungen
Mann in seine bewegten Kreise. Nachdem er in Graz
begonnen, setzte er in Prag fort. Als Theaterkritiker folgte er
den Bühnen vorgängen mit feinem Spürsinn für erwachende,
dichterische und darstellende Veranlagung. Seine klugen,
scherzenden Worte förderten manches Gute. Doch nicht
nur die Gegenwart der Bühne, auch ihre Vergangenheit
beschäftigte seinen energischen Geist. Der junge Tages-
schriftsteller that manchen gutenBlick hinter die Coulissen
der früheren Jahrhunderte.Theatergeschichte zu schreiben
erschien ihm als eine würdige Aufgabe. Ein grosses, ein
monumentales Werk erstand vor seinem inneren Blick:
die Geschichte des Prager Deutschen Theaters. Historisch
und kritisch, auf Grundlage der Acten undQuellen,sowollte
er sie schreiben, und so hat er sie auch geschrieben. Und
doch ist seine dreibändige Prager Theatergeschichte, so
grundlegend in ihrer Methode, so mustergiltig und zuver-
lässig in ihrer Durchführung, nicht mehr als blosses Vor-
studium, Übung und Schulung der Kräfte für eine weit
grössere Aufgabe, die seiner harrte, für die gewaltige
Geschichte des Burgtheaters, die in einem herrlichen
Rahmen alles zusammenfassen sollte,Kunstgeschichte und
Culturgeschichte. Die Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst in Wien, deren Curator er wurde, vertraute ihm als dem
Bewährtesten die Oberleitung des grossen Prachtwerkes
an: »Die Theater Wiens.« Den ersten Band der Geschichte
des Burgtheaters hat er selbst geschrieben und die
grossen Linien des Aufrisses mit sicherer Meisterhand
gezogen. Vom zweiten Bande liegen auch schon zwei
schöne Hefte vor. Teuber schreibt nicht persönlich, nicht
heftig und polternd wie Laube, er fügt auch nicht leblose
Zahlen und Namen zur »Chronik«, er verfasst kein
Pamphlet, keine zürnende Anklageschrift. Wir haben das
Werk eines historischen Geistes vor uns, dem die
journalistische Schulung das Gepräge, den Stempelglanz
verleiht. Sogar der mit dem Stoffe innig Vertraute staunt
über die Fülle der neuen Thatsachen, die ihm hier zum
erstenmale entgegentreten, bewundert die Sicherheit der
übersichtlichen Anordnung, den feinen Geschmack, das
organisatorische Geschick des Autors. Dabei fesselt eine
feine Übereinstimmung von Wort und Bild. Die sachliche
Gründlichkeit erfreut, ohne zu ermüden. Es ist bereits
dafür Sorge getragen worden, dass Teubers Lieblings-
werk in seinem Geiste und Sinne, nach dem von ihm
entworfenen Plane zu Ende geführt werden wird. Von
dieser Arbeit Abschied zu nehmen, war ihm wohl am
schwersten.
Teuber hat viel geschrieben. Er zählte zu den
fleissigsten Wiener Journalisten im Fremdenblatt, im
Neuen Wiener Tagblatt und in der kaiserlichen Wiener
Zeitung, deren Chefredacteur er in seinem letzten Lebens-
jahre gewesen ist. Gern erzählte er flotte Soldaten-
geschichten. Die Geschichte der österreichischen
Regimenter, die Waffenthaten unserer Wehrmacht kannte
er ebenso genau, wie die alten Uniformen und die
Bewaffnung von anno dazumal. Mit der gleichen
Anschaulichkeit schilderte er die Kloster-Idylle. In der
Geschichte der geistlichen Orden, der Klöster und
Stifte war er vorzüglich bewandert. Als Journalist
war er eine sprungbehende Arbeitskraft, sprichwörtlich
in der ganzen Collegenschaft. Er schrieb manchmal an
mehreren Artikeln gleichzeitig, conversirte dazwischen in
seiner liebenswürdigen, behaglichen Weise mit allerlei
Besuchern und war niemals verdrossen, niemals müde.
Man hat ihn stets heiter und humorvoll gesehen, all die
Jahre hindurch. Er trug die ungeheure Last seiner vielfältigen
Arbeiten mit einer unnachahmlichen Grazie. Die Güte und
Freundlichkeit, welche er auch den Entferntesten stets
erwies, das fördernde Wohlwollen, das er jeder guten
Sache entgegenbrachte, sein weiches Herz und sein milder
Sinn, die Noblesse und die Humanität seines Wesens
gewannen ihm aller Herzen. Leider soll seine übergrosse
Güte zuweilen arg missbraucht worden sein. Weil er selbst
ohne Falsch war, deshalb war ihm Misstrauen fremd. Seine
engere Familie verlor den besten Gatten, den zärtlichsten
Vater. Alle seine Mitarbeiter waren seine Freunde.
Einmüthig war die Trauer um den seltenen bis zur
Selbstaufopferung pflichtgetreuen Mann. Die Blätter des
In- und Auslandes, ohne Unterschied der Parteirichtung,
anerkannten seine hervorragenden Talente so einhellig,
wie die vornehmen Eigenschaften seines Charakters.
Aber sein Angedenken wird in Ehren fortleben.
Er hat es nicht blos dem mit dem Tage verwehenden
Zeitungsblatte anvertraut. Vor allem wird es bewahrt sein
in der monumentalen Geschichte desWiener Burgtheaters,
die mit seinem Namen dauernd verknüpft bleiben wird.
Armin Friedmann.
Als Gründer ist der Gesellschaft beigetreten:
Herr
Regierungsassessor Dr.
Stinnes, Vohwinkel im Rheinland.