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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4250#0013
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— 9 -

konnten. Von diesen wurde, so abgenützt und beschädigt sie waren, eine grosse Anzahl von Abzügen genommen,
die, eilfertig hergestellt, in billigen und grellen Farben auf hartes, gemeines Papier gedruckt, bestimmt waren, an die
unerfahrenen Europäer verkauft zu werden.
Auf schönen Drucken sind die Umrisslinien dünn und klar und lausen ununterbrochen fort. Wo die Linien
verwischt sind oder stellenweise ganz auslassen, ist nicht ohne Grund anzunehmen, dass dies das Ergebnis
fortgesetzten Druckens ist, und der Abdruck sollte mit Misstrauen angesehen werden. Dasselbe gilt, wenn die breiten
Farbtöne deutlich die Fasern des Holzstockes zeigen; das ist ein Zeichen, dass die weichen Theile des Holzes
durch fortgesetzten Gebrauch abgewetzt und ausgehöhlt sind, und der Druck wird nichts wert sein. Wenn die Ränder
der Farben nicht genau aufeinander passen, so ist das ein Beweis von achtloser Handwerksmässigkeit; aber dieser
Fehler begegnet gelegentlich ebenso auf schönen alten Drucken, und häufig sind moderne Imitationen vom mechanischen
Gesichtspunkt aus bewunderungswürdig gemacht. Die Qualität des verwendeten Papiers ist viel wichtiger. Wenn das
Papier recht dick und weich ist, wird der Abdruck fast sicher schön sein. Die älteren Papiere sühlen sich, was immer
ihre Dicke sein mag, weich und seidenartig an, und viele japanische Händler scheinen aus das Betasten des Papiers
mehr als auf irgend einen anderen Beweis der Vorzüglichkeit oder ihres Gegentheils zu geben. Das moderne Papier
fühlt sich gewöhnlich hart und beinahe sandig an.
Ausschlaggebend für die Beurtheilung von Hiroshiges Blättern ist jedoch die Farbe. Ich habe schon erwähnt,
dass die überhöhten Holzschnitte mit modernen Anilinpigmenten gedruckt wurden, so dass man bei einer Auswahl
hauptsächlich auf die Weichheit, Klarheit der Farben und auf solche Merkmale zu sehen hat, die durch den
Zustand der Holzstöcke und die Qualität des Papieres gegeben werden. Bei den oblongen Holzschnitten ist grelle
oder schwere oder gemeine Farbe ein beinahe untrügliches Zeichen der Neuheit. Die Farben aus den alten Drucken
können oft gewaltsam wirken, aber sie sind immer klar und rein und zart abgetönt. Leute, die sehr lange mit
japanischer Kunst bekannt sind, legen besonderes Gewicht aus die Qualitäten des verwendeten schwarzen Farbstosses.
Auf modernen Abdrucken ist er gerne dünn oder sandig, zuweilen schwer oder russig. Aus den alten Drucken
war das Schwarz augenscheinlich sehr fein gerieben und aus gutem Material gemacht, so dass es vertheilt grosse
Flächen schöner klarer grauer Farbe von auserlesener Weichheit und Zartheit gab. Solche Details wie dieses mögen
unwichtig erscheinen; aber bei der Beurtheilung des Werkes eines Künstlers ist es immer nothwendig, echte
Beispiele vor sich zu haben, und Hiroshige hat mit einer beträchtlichen Anzahl von Drucken, welche in Europa unter
seinem Namen gehen, nichts oder wenig gemein, so dass unsere Warnung beinahe zu einem Acte der Gerechtigkeit
gegenüber seinem Andenken wird.
C. J. Holmes.

Albrecht Altdorfers Donaureise im Jahre 1511.

Friedländer schliesst in seiner
Monographie über Albrecht Altdorfer die
erste Schaffensperiode desselben mit dem
Jahre 1510 ab und begründet diese Ein-
theilung, da Nachrichten über das Leben
des Künstlers für diesen Zeitpunkt nicht
zur Verfügung standen, durch sachliche
Hervorhebung der stilistischen Kenn-
zeichen. »Es scheint, dass eine Pause in
der Thätigkeit des Stechens eintrat.«
Das folgende Jahr 1511 zeigt aber auch
sonst für Altdorfer eine grosse Lücke an
Werken, welche für einen Künstler etwas
befremdlich aussieht, der sich um diese
Zeit in dem arbeitsfreudigsten Alter
befand. Aus dem Jahre 1511 zählten
wir nur vier datirte Holzschnitte. Von
Handzeichnungen kam bisher nur die
Münchener Madonna vonlSl 1 inBetracht,
aber auch diese wurde von W. Schmidt
mit Recht dem Wolf Huber zugewiesen.

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Donaulandschast.


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Handzeichnung von Altdorfer.
 
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