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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4250#0015
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— in —

durch den Hinweis auf eine alte Abbildung in dem Werke
Topographia Archiducatus Austriae sup. von Math.
Vischer 1 ü7'2 und ebenso in Merians Topographia Austr
vollauf bestätigen. Das durch seine landschaftliche
Schönheit sowie durch seine alterthümlichen Häuschen
hochinteressante Dörfchen zeigt heute noch die drei
Hauptmerkmale der Zeichnung, den alten Thurm sowie
das Kirchlein vor der Bergwand und den Giessbach. Der
Thorthurm am Wege wurde nach der freundlichen Mit-
theilung Dr. Kargers erst am Anfange des XIX. Jahr-
hunderts demolirt (vgl. Abb. S. 10).
Altdorfer befand sich also 1511 zweifellos auf einer
Reise von Regensburg donauabwärts und hielt sich, wenn
vielleicht auch nur kurze Zeit, in Sarmingstein auf.
Dass die Budapester Zeichnung nicht die einzige
Frucht dieser Wanderschaft gewesen sein kann, lässt sich
bei dem starken landschaftlichen Talente Altdorfers, des
Vaters der deutschen Landschaftsmalerei, und bei dem
Reichthum der Donau an Naturschönheiten gerade in
dieser Gegend ziemlich sicher annehmen. Es gelang mir
auch,ein zweites Blatt aus dieserStudienreise, welches die-
selbe Grösse, dieselbe Federtechnik, kurz in allem dasselbe
Gepräge wie jenes von Sarmingstein trägt, in der Hand-
zeichnungensammlung der Wiener Akademie aufzufinden
(vgl. Abb. S. 9). Es zeigt wieder das enge Donauthal mit den
aufstrebenden Bergwänden, den Burgruinen auf den Höhen
und den Weilern im Thale, so dass wir wahrscheinlich
wieder eine Vedute aus der Greiner Gegend vor uns haben.
Im Gegensatz zu Altdorfers Manier, seine Zeichnungen
auf grundirtem Papiere auszuführen, sind diese beiden
Blätter auf weissem Papier flott und sicher mit der Feder
gezeichnet, wie es eben auf der Reise Skizzenbuch und
Tintenfass ermöglichten. Dies soll nur ein Fingerzeig
sein, nach etwaigen ähnlichen Landschaften Altdorfers,
soweit dieselben noch nicht publicirt sind, zu suchen
und zu prüfen, ob sie sich nicht dieser Reise anschliessen,
eventuell auf den Ort bestimmen lassen.
Friedländer weist ferner darauf hin, dass die frühest
datirten Holzschnitte erst aus dem Jahre 1511 stammen.


Detail aus Altdorfers Holzschnitt »St. Georg«, B. 55.
Vergleichen wir alle vier mit dieser Jahreszahl bezeich-
neten Blätter (B. 46, 55, 60, 63) in Bezug auf den land-
schaftlichen Hintergrund mit den Kupferstichen der vor-
hergehenden Periode, so sehen wir, dass derselbe hier mit
einem Male anBedeutunggewonnenhatund die dargestellte
Handlung in ziemlicher Breite umrahmt, ja dass sogar
jedenfalls der Landschaft zuliebe das Format sich plötzlich
vergrössert. Der Zusammenhang von Altdorfers Studien-
reise mit dem Gewinne, den er in seinem Skizzenbuche
verzeichnet und nach Hause getragen hatte, ist hier offen-
kundig, und es lag auf der Hand, die erwähnten vier Holz-
schnitte durchzuprüfen, ob sich auf denselben nicht weitere
Anhaltspunkte für die Bestimmung von Örtlichkeiten und
somit auch fürseine Reise ergeben. Und in derThatlässtsich
auf der Darstellung des heiligen Georg (B. 55) auf hohem
Felsenkamme, der gegen die Thalseite fast senkrecht
abfällt, eine stolz thronende Burg mit einem Doppelbau
erkennen; der vordere niedere an dem Absturz, der zweite
etwas höher gelegene mit dem Donjon auf dem rück-
wärtigen Felskegel (vgl. Abb. S. 11). Diese beiden zunächst in


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Burg Aggstein. (Aus Mittheilungen des Alterthumsvereines; Band VII.)
 
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