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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4250#0031
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27


G. Guibcntif.
sein werden. — Einige vereinzelte Versuche waren voraus-
gegangen. Die Lithographien Calames waren zu ihrer Zeit
eine europäische Berühmtheit und galten lange als die
mustergiltigen Darstellungen der Alpen. Zu Interlaken
druckte Auguste Henri Berthoud, der glänzendste Maler
der Alpen vor Segantini, einige Jagdscenen und Land-
schaften aus dem Oberlande. Die Engländer, die sie kauf-
ten, glaubten, nur wieder »Ansichten« erhalten zu haben,
und es waren Kunstwerke, die heute nicht mehr aufzutrei-
ben sind. Zu Genf widmen sich die Van Muyden der
Radirung und den verwandten Techniken; Evert van
Muyden ist ein Thiermaler ersten Ranges. Zu Freiburg
zeichnet J. Reichlen in tresflichen Lithographien von allen
Seiten die charakteristischen Ansichten der hohen Stadt aus
den Felsen der Saane und die prächtigen Landschaften in
der Umgebung mit ihren alten Dörfern und Schlössern.
Das Waadtland ist stolz auf seinen Eugen e Burnand. Er
hat sich besonders als Illustrator ausgezeichnet (Mireille
von Mistral,L'Orphelin vonUrbain 01ivier,die Waadtländer
Legenden von Ceresole u. s. w.). Nicht geringer sind seine
Verdienste als Radirer. Eines seiner Blätter, eine alte
bucklige resignirte Frau, erinnert an manches von
FelicienRops, da wo man in ihm denSchüler Milletswieder-
erkennt. Zu Genf und Chaux de Fonds zeichnet Edouard

Illustration aus der Zeitschrist »Passepartout«.
Jeanmaire aus Neuchätel in etwas kleinlicher und
bäuerischer Weise Landschasten und Bildnisse. Man
verdankt ihm auch eine Mappe mit verschwundenen
Ansichten des alten Gens.
Doch das alles ist nur eine kleine Gruppe von
Vorläusern. Heute hat die neue Kunst zwei Mittel-
punkte: Gens, das unter sranzösischem Einslüsse steht,
und Basel, das die Schweizer Eigenart stark betont
und den sranzösischen und deutschen Beispielen etwas
misstrauisch, aber doch nicht ganz unempsindlich gegen-
übersteht.
Gens ist eine mürrische calvinistische Stadt mit
einer französischen ewig wechselnden Bevölkerung. Die
ärgste puritanische Strenge und die tollste Ausgelassen-
heit als Reaction stossen hart an einander. Eine grosse
Radirung von Annette Versel aus Franksurt zeigt uns
die eine Seite, die ernste calvinistische: ein Blick aus die
Peterskirche über die Dächer und Gesängnisse der alten
Stadt, die einst neben Edinburg die engsten Gassen und
die höchsten Häuser Europas hatte. Die andere Seite, die
ausgelassene Fröhlichkeit, sinden wir in den zahlreichen
Erzeugnissen der Societe d'assiches artistiques. Die
Plakate, die sie aus jede Bestellung liesert,halten den Vergleich
mit den glänzendsten deutschen und sranzösischen aus
 
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