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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4250#0040
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Hans von Volkmann.

»Der Rhein bei Bingen.« Nach der farbigen Originallithographie.

gemein anerkannt ist, ver-
fasst den Auctionskatalog
und es ist ihm eineHerzens-
freude, all die köstlichen
Erzeugnisse dieser bezau-
bernden Kunst in einer
Güte und Fülle zu studiren,
wie er sie noch nie zu sehen
das Glück gehabt hat:
von den ältesten Sculpturen
und Gemälden bis zu
den feinsten Lackarbeiten,
Bronzen, Töpfereien, Holz-
schnitten u. s. w. Der illu-
strirte Katalog wird Lieb-
habern auf Verlangen
zugesandt und zur Vor-
besichtigüng wird die
Sammlung in den ersten
Tagen des Januars in den
Räumen des Art Nouveau,
19 rue Chauchat, aus-
gestellt werden. C.-J.

In der zweiten Hälfte des Januars 1902 gelangt
zur Versteigerung ein Theil der prachtvollen Samm-
lung japanischer Kunstsachen des Herrn Hayashi,
der auf der Weltausstellung des Jahres 1900 General-
Commissär für Japan war. Herr S. Bing, der selbst eine
berühmte Sammlung besitzt und dessen Kennerschaft all-

Graz. — Nach einer Mittheilung Dr. Wibirals in Graz
wurde zur Stiftungsfeier des steiermärkischen landschaft-
lichen Joanneums am 26. November 1901 ein Landschaft-
liches Kupferstich-Kabinet festlich erösfnet. Es befindet sich
im II. Stockwerke des Culturgeschichtlichen und Kunst-
gewerbe-Museums des Joanneums, Graz, Neuthorgasse.

Besprechungen neuer Erscheinungen (Einzelblätter, Mappen und Bücher).

Künstlerischer Wandschmuck für Schule
und Haus. (B. G. Teubner, R. Voigtländers Verlag,
Leipzig.)
Es sieht auf den ersten Blick merkwürdig aus und ist doch wohl
begreiflich, dass die Genossen einer Zeit über nichts so schlecht
sprechen als über die jüngste Vergangenheit, in deren Schatten sie ge-
boren und erzogen sind. Als Kinder haben sie gelernt und geglaubt,
was ihre Väter glaubten. Dann empfanden sie neue Bedürfnisse und
bekamen neue Anschauungen. Aber als sie sich danach einrichten
wollten, da hatten sie erst den hartnäckigen Widerstand der alten
Generation zu überwinden. Das ging natürlich nicht ohne ein gegen-
seitiges Herunterreissen ab, nicht ohne viel Verlästern und Verleumden.
Die alte Zeit muss erst mausetodt sein, ganz unschädlich, ehe sie zur
>guten alten Zeit« wird. Dann freilich heisst es von ihr de mortuis nil
nisi bene. Mit der letzten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, oder
genauer gesagt, mit der Zeit von 1850 bis 1890 sind wir noch nicht so
weit, am wenigsten, wenn von Kunst geredet wird. Da ist noch die Luft
von lautem Kampfgetöse erfüllt. Die Scharen der Alten, die alle grossen
Namen der Vergangenheit, Raffael an der Spitze, auf ihre Paniere ge-
schrieben haben, sind zwar schon bedenklich ins Hintertresfen ge-
kommen, aber noch stürmen die Jungen, ohne Pardon zu geben, weiter.
Sie sagen der alten Zeit und ihren Vertretern so viel Schlechtes nach,
dass sie zuweilen darüber vergessen, wieviel in dieser Zeit für die Kunst
gethan worden ist. An grossen Künstlern hat es wahrhaftig nicht gefehlt.
Nur hat man sie missverstanden und nicht gewürdigt. Überhaupt lag die

Geschmacksverderbnis, gegen die wir eifern, im Grunde genommen
weniger an den Künstlern als am Publicum. Nicht in den Ateliers,
sondern hinter den Butzenscheibenfenstern der bürgerlichen Wohnungen,
in der falschen Pracht der guten Stube, sassen die ärgsten Feinde einer
neuen srischen Kunstbewegung. Danach hat sich nun die Taktik derer,
die eine Besserung der Zustände herbeiführen wollen, gerichtet. Keine
neuen Lehranstalten für bildende Künstler hat man gegründet — wir
hatten deren genug — nicht einmal neue Lehrmethoden lür den aka-
demischen Kunstunterricht hat man aufgestellt, obwohl man solche
möglicherweise gebrauchen könnte, sondern man hat das Publicum
bearbeitet. Man hat Vorträge gehalten, zahllose Artikel und Broschüren
geschrieben, um den Leuten auseinanderzusetzen, weshalb Kunstwerke,
die sie nicht verstanden und nicht leiden mochten, in Wahrheit be-
deutend, gross und schön wären. Dabei ist die Ästhetik, die man schon
todt gesagt hatte, auf einmal wieder zu Ehren gekommen. Schliesslich
aber bemerkte man, dass bei den theoretischen Auseinandersetzungen
nicht viel herauskam. Die Wenigsten von der älteren Generation Hessen
sich belehren. Und da ist man vernünstigerweise von den Worten zu
Thaten übergegangen. Man hat billige Kunstwerke für das Publicum, sür
die Masse geschaffen, zum Gebrauch und Schmuck des täglichen Lebens
und lässt nun die Kunstwerke reden. Und dabei wendet man sich
namentlich an die Jugend. Auch die Schule wird zur Mitwirkung auf-
gerufen, indem man den Zeichenunterricht reformirt und die Schulräume
zugleich zweckmässig und künstlerisch zu gestalten sucht.
In dieser grossen populären Bewegung spielt natürlich die Frage
des bildnerischen Wandschmuckes eine wichtige Rolle. Da die Bilder,
 
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