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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0006
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Es ist ferner auch hosfentlich die kunstgeschichtliche Legende für immer abgetan, welche den Metallschneider
C. V. mit Urs Graf identifizieren wollte. Dieser von R. Weigel (Rumohr, H. Holbein der Jüngere, S. 112) eingeführte
Irrtum war trotz einiger von Zeit zu Zeit erhobenen Bedenken so fest eingebürgert, daß die zahlreichen literarischen
Erwähnungen dieser schönen Folge Holbeins keineswegs am richtigen Ort, das heißt in der speciellen Holbein-
Literatur zu suchen sind. (Weigel, Kunst-Kat., 9931, 21131, 23444; Nagl. Mon. II, Nr. 749; Pass. P. G.III. 429,
106 bis 113; His, Zahns Jahrbuch VI, 187—hier sind die Metallschnitte Urs Graf abgesprochen und dem Mono-
grammisten C. V. richtig zugeschrieben, während Woltmann, Holbein, II. Aufl. I. 211,11. 222, die falsche Deutung
des Monogrammes wiederbelebt und es trotz der richtigen Bemerkung »H. H.« im alten Amerbachschen Inventar
nicht wagt, die Folge ihrem wirklichen Autor wiederzugeben.) Die einzelnen Darstellungen sind am besten von
Nagler beschrieben, der die deutschen Überschriften der ersten (Einblatt-) Ausgabe wiedergibt. Hier ist nur die
Behauptung zu korrigieren, daß das fünfte Blatt »ohne Zeichen« sei. Das Monogramm ist rechts oben auf dem
Baldachin der Kanzel deutlich angebracht. Die ganze Folge erschien dann bekanntlich in zwei Ausgaben der Precatio
Dominica des Erasmus (Basel, Bebel und Froben, 1523). In der mir vorliegenden Frobenschen Ausgabe glaube ich auf
dem großen Steine links unten auf dem ersten Metallschnitte die schief gestellten Buchstaben HOL lesen zu können;
um diese Frage mit völliger Sicherheit zu entscheiden, müßte ich die mir leider nicht zur Verfügung stehende erste
Ausgabe, beziehungsweise einen Probedruck vergleichen. Die Wiener Hofbibliothek besitzt sowohl die vollständige
Folge der Metallschnitte als auch ein Exemplar des Christlichen Unterrichts (1525?), mit einem freilich keineswegs
vorzüglichen Abdruck der ersten Darstellung. Die Reproduktion wurde nach dem Blatte der Folge gemacht.
Campbell Dodgson.

Aus Sammlungen.

Paris. — Das Cabinet des Estampes hat das
vollständige lithographische Werk Henri de Toulouse-
Lautrecs zum Geschenk erhalten. Desgleichen der
Louvre drei Aquarelle von Raffet, Militärtypen und
Szenen aus dem Krieg zwischen Italien und Österreich im
Jahre 1849, die der Künstler als Augenzeuge gemalt hat.
Ein Sammler namens Mazet hat dem Musee
Carnavalet testamentarisch eine Zeichnung vermacht,
die den Champ de Mars im Jahre 1796 darstellt, des-
gleichen eine Sammlung von Assignaten, dem Papiergeld
der Revolution, wovon einige Typen, von N. M. Gatteaux
gestochen, auch künstlerisch wertvoll sind.
Die Sammlung von Handzeichnungen des Louvre
ist ganz neu aufgestellt worden. Die alten Säie, die
wegen ihrer übermäßigen Größe ungleiches Licht hatten,
sind zur Aufstellung der Möbelsammlung verwendet
worden und dadurch ist eine lange Reihe von Kabineten für
die prachtvolle Handzeichnungen-Sammlung des großen
Museums frei geworden. Die genannten Blätter sind nur
in zwei Reihen aufgehängt und dadurch gut sichtbar. So
freudig diese neue Verbesserung zu begrüßen ist,
so ist doch zu bedauern, daß aus Raummangel noch
mehr als 30.000 Zeichnungen in den Mappen verbleiben
müssen. C.--J
London. Lord Cheylesmore, der am 10. Juli starb,
hat seine ungeheuere Sammlung von Schabblättern, deren
Zahl gegen 14.000 betragen soll, dem Britischen Museum
vermacht. SeinTestament wurde durch einen unglücklichen
Zufall vernichtet, aber es versteht sich von selbst, daß
seine Familie seine Absicht verwirklichen und daß die
ganze Sammlung binnen kurzem in das Eigentum der
Nation übergehen wird. Sie besteht hauptsächlich aus

Porträten, von denen eine Auswahl während des Sommers
im Burlington Fine Arts Club ausgestellt war. Es ist klar,
daß eine so riesige Menge von Drucken im Anschluß an
die Schätze, durch welche die Sammlung berühmt ist, viel
Mittelmäßiges enthalten muß; es finden sich auch viele
Duplikate, aber es ist zu hoffen, daß auf diese Weise
sowohl die Porträtsammlung, als auch die Sammlung von
Stecherwerken kompletiert werden wird. C. D.
London. Unter den Erwerbungen des Kupfer-
stich-Kabinetes des Britischen Museums während
des Quartals April bis Juni 1902 verdienen folgende
Erwähnung:
Eine Sammlung von gegen 500 Zeichnungen und
800 Radierungen und Lithographien von Norfolker
Künstlern aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, um 3000^
von Herrn James Reeve aus Norwich angekauft, der den
größeren Teil der Sammlung von den Familien der Künstler
erworben hat. Die dreißig Aquarelle von John Seil Cotman
umfassen einige seiner Hauptwerke; ferner rinden sich da
300 Skizzen in einer Farbe oder in Schwarz und Weiß von der
Hand desselben Künstlers; Miles Edmund Cotman und
John Joseph Cotman sind gleichfalls gut vertreten.
Andere hervorragende Künstler, deren Werke sich in der
Sammlung vorfinden, sind J oh n Crome, Thomas Lound,
Josef Stannard, John Thirtle und George Vincent.
Die Radierungen und Lithographien derselben Künstler und
Richard Girlings (80), Edmund Girlings (23), Alfred
Priests (60) und verschiedener Mitglieder der Familie
Dawson Turner der großen Anzahl hinzugefügt, welche
das Museum bereits besitzt, begründen mit aller Wahr-
scheinlichkeit eine durchaus vollständige Sammlung von
Werken einer der interessantesten Kunstschulen in England.
 
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