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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0007
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Die orientalische Sammlung wurde um 23 chinesische
Zeichnungen, 38 japanische Zeichnungen und gegen
100 japanische Holzschnitte von KatsugawaShunsho,
Shunyei,Shunko,Kunisada,Kuniyoshi und anderen
bereichert, alles gesammelt von dem verstorbenen Sir A.
W. Franks.
Andere Neuerwerbungen umfassen:
Zeichnungen: Montagna, Kopf eines Mannes in
schwarzer Kreide aus den Sammlungen Habich und
Carmichael. — Correggio, Studien zu einer Madonna
und anderen Figuren. — Guardi, Der Grosse Kanal in
Venedig. — Rembrandt, Pinselzeichnung nach dem
Leben, und zwar nach einem liegenden Model!
in der Stellung einer Grabfigur.— Gainsb orough, Skizze
zu dem Gemälde »Herzog und Herzogin von Cumberland«
in Windsor (vergleiche Spemanns Museum, VI. 63).

Kupferstiche: H. S. Beham, Fatientia, Pauli 141 III.
— Liernur, »De jonge Stier« nach Potter.
Radierungen: R. de Egusquiza, Porträte von Cal-
deron (vier Zustände) und Goya (acht Zustände), gestiftet
vom Künstler. — Henri Guerard, 27 Blätter, ein-
schließlich Vorzugsdrucke farbiger Radierungen, zum
Beispiel 'Dans les Bles« in sieben Drucken.
Lithographien: Lane, nach Burtons Gemälde »Helen
Faucit als Antigone«.
Holzschnitte: Hieronymus Greff, Kopien von
Dürers Apokalypse, vollständig, aus der Sammlung von
Cornill d'Orville.
Illustrierte Bücher: Imperatorum Romanorum Ima-
gines, Zürich 1559, mit Holzschnitten von H. R. Manuel
Deutsch und Peter Flötner. — Abraham de Bruyn,
Omnium fere gentium habitus, Antvverpiae 1581. CD

Ausstellungen.

München. Die graphischen Künste auf der
Jahresausstellung. — Ein Referat über die graphische
Abteilung größerer Kunstausstellungen zu geben, ist
meistens eine ganz angenehme, dankbare Aufgabe, weil
bei einer intensiven Betrachtung dieser intimen Arbeiten
all die äußerlichen Störungen in Wegfall kommen, denen
man in den von Besuchern aller Art durchssuteten Sälen der
großenTafelkunst mehr oderweniger ausgesetzt ist. Wie in
allem und jedem, so gilt eben auch hier der Satz, daß
der größte Schreier das stärkste Gefolge hat, und man
braucht sich aus diesem Grunde auch nicht darüber zu
wundern, daß das titulierte Publikum mit einem
verächtlichen, im günstigsten Falle mitleidigen Blicke
an den graphischen Kabineten vorüber eilt. Das ist bei
den Münchener Ausstellungen genau so wie bei allen
übrigen Kunstmessen, nur wird uns im Vergleich zu
diesen noch ein kleiner Trost zuteil in der seltsamen
Tatsache, daß bei uns auch die Bildersäle unter einem
augenscheinlichen Überfluß an Besuchsmangel zu leiden
haben, ein Faktum, das wohl nicht in letzter Linie auf
das Konto des hohen Eintrittspreises gesetzt werden
muß; denn wenn der Kunstfreund erst zwei Mark und
zwanzig Pfennige ausgeben muß, um zu einem Genuß
zu gelangen, dann schraubt er seinen Enthusiasmus
lieber einen Knopf zurück und geht vorüber. Und wer
will es ihm dann verargen, wenn er auf diese Art von Popu-
larisierung künstlerischer Bestrebung nicht sonderlich
gut zu sprechen ist!
Doch nun zur Sache selbst. Sie verdient es ent-
schieden, dass man sich eingehender mit ihr beschäf-
tigt; denn es ist unbestritten, daß die Güte der graphischen
Ausstellung im umgekehrten Verhältnis zur Anzahl ihrer
Besucher steht. Um von dem entfernter liegenden gleich
das Beste vorweg zu nehmen, so haben wir in der
Gruppe italienischer Künstler Giuseppe Mentessis

Erwähnung zu tun, der mit einer Anzahl von Architektur-
veduten vertreten ist. Ihm ist es in diesen Blättern vor
allen Dingen um die Wiedergabe komplizierter Lichteffekte
zu tun, und da versteht er es denn sehr geschickt, die
verschiedensten Techniken der Radierung seinem Zwecke
dienstbar zu machen. Daß er von Rembrandt gelernt hat,
ist zweifellos; weniger allerdings vielleicht von dessen
graphischen Arbeiten wie von seinen Tuschskizzen, was
besonders augenfällig wird bei Betrachtung der Zeich-
nungen, die der Künstler noch ausgestellt hat.
In der an der zweiten Stelle zu erwähnenden Gruppe
des Vereins Berliner Künstler tresfen wir mehrere tüch-
tige Graphiker an, so zum Beispiel Fritz Krostewitz,
der verschiedene Blätter nach Corot radiert hat, die in ihrer
zarten, weichen Manier von großer Delikatesse sind und
den Duft einer Corotschen Landschaft aufs prächtigste
wiedergeben. Originalradierungen bringt Hermann
Struck in seinen ausgezeichneten Köpfen alter Männer,
die mit so viel Liebe zum Detail gemacht erscheinen,
daß man erst in zweiter Linie darauf aufmerksam wird,
wie sicher in diesen Porträten auch die Lichtverteilung
getrosfen ist. Die Blätter, die Otto Protzen gesandt hat,
weisen eine etwas ängstliche Technik auf, doch ist die
Radierung »Abend am See« trotzdem sehr wirkungsvoll,
während in der Algraphie, die er »Heidegraben« betitelt,
ein gutes Stück liebevoller Naturbeobachtung steckt.
Auch der Colliekopf, den Karl Kappstein lithographiert
hat, ist eine gute Arbeit, die mit ihren breiten ausgesparten
Lichtern ungemein farbig wirkt, obwohl das Blatt nur in
Schwarz und Weiß angelegt ist.
Wenn wir nunmehr die Räume der Württember-
gischen Künstler betreten, so finden wir hier noch eine
weit größere Reihe bemerkenswerter Leistungen. Da ist
zuerst Wilhelm Laage mit zweien seiner charakteri-
stischen Holzschnitte vertreten: »Heidemühle« und
 
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