Monogrammist Xy^. M . D'e Gregor-Messe.
Kupferstich. P. II, 179, 14.
der Einfassung noch horizontale eingestochene gleichmäßige Schraffen
sichtbar sind, die entweder einen Streifen 1 eines Pfeiiers, einer Mauer oder
etwas ähnliches darstellen sollen oder aber einem andern Stich des Meisters
angehören könnten, der dicht daneben auf derselben Platte gestochen mit
der Gregor-Messe diese Einfassungslinie teilen würde. Die Stigmatisation
des heiligen Franz ist aber bestimmt dieser dort abgeschnittene zweite
Stich nicht, weil dort solche Linien fehlen. Vielleicht gibt oder gab es also
noch ein drittes Blättchen dieser Art von der Hand des W
Da die beigegebene Abbildung eine weitere Beschreibung überflüssig
macht, will ich nur die Abweichungen des Stiches von der Kopie Meckenems
anführen. Bei"W/^ kreuzt der Heiland die Hände vor der Brust, während
Meckenem, offenbar des von ihm in den Stichen G. 136 und 142 dargestellten
»echten« Gregor-Bildes in Santa Croce in Rom wegen die Hände Christi vor
dessen Leib gekreuzt sein läßt. Bei dem niederländischen Meister zeigen
die Kasel des Papstes wie die Dalmatiken der beiden Diakone kein Brokat-
muster (das der Bocholter Stecher hinzufügt), wohl aber ist auf der Kasel
ein Kreuz mit Kruzifixus gestickt. Die drei Würfel im Hintergrund sind
nicht verteilt, sondern zusammen im Winkel zwischen Kreuz und Hahn
untergebracht; die Stelle zwischen der Geißelsäule, dem Kopf des Pilatus
und dem Vorhang nehmen gekreuzt Hammer und Zange ein. Der Mauer-
bogen links oben ist nicht gequadert; über dem Altarbaldachin sind keine
Schnüre angedeutet. Die Kerze rechts ist glatt (nicht gewunden). Auf dem
Altar zwischen der rechten Hand des Papstes und dem Gesicht des Diakons
ist ein aufgeschlagenes Meßbuch sichtbar. Die quadratischen Platten des
Fußbodens sind kleiner und im Sinne des Schachbrettes schraffiert.
Daß der Stich in der Tat das gesuchte Original des Meisters W ist, beweisen Zeichnung und Technik. Man
vergleiche zum Beispiel die merkwürdig steife Wiedergabe der rundlichen rechten Hand des Papstes mit der Linken der
Madonna L. 4 oder die Linke des rechts knienden Diakons mit jener der Madonna L. 3. Der Kopf des Papstes mit der
knolligen Nase und dem breiten Nasenrücken erinnert an die Kopfbildung der beiden knienden Verehrer des heiligen
Ouirinus L. 19, das Antlitz Christi und des Judas an den heiligen Petrus L. 11. Für den steifen, eckig gebrochenen
Faltenwurf bieten fast alle figürlichen Darstellungen des W besonders der heilige Martin L. 18 und die Madonnen
L. 2 und 4, reichliche und in die Augen springende, wenn auch schwer mit Worten zu beschreibende Belege. Auch
die Technik ist die gleiche: die kleinen zur Modellierung der Fleischpartien verwendeten Strichelchen im Gesicht
des Papstes und des rechts knienden Diakons zeigen im Oeuvre des W ^ besonders die große Madonna L. 4 im
Gesicht, Christus und die beiden Schergen des Kalvarienberges L. 8 in der Schattierung der Körper. Die sonst
angewendeten klaren Kreuzlagen kehren in der Apostelfolge L. 11 —15 wieder. Damit dürfte die Eigenhändigkeit
wohl genügend belegt sein.
Die Gregor-Messe wäre demnach der 78. Stich s des Meisters W/^, der bekannt wird. Er gewinnt an Interesse
durch eine bisher unbekannt gebliebene Beziehung zu drei gleichfalls die Gregor-Messe darstellenden Stichen des
Monogrammisten I^M von Zwolle.
Ihrer Größe nach geordnet sind es:
I. Die größte Gregor-Messe, B. VI, 98, 14; 323x224««« Einfassung; London, München, Paris, Wien, Albertina.
II. Die mittlere Gregor-Messe, unbeschrieben, 152 X 124»zw? Einfassung; Bautzen, Gersdorffsche Bibliothek. Von
Herrn Geheimrat Lehrs vor mehreren Jahren aufgefunden.
III. Die kleinste Gregor-Messe; P.II, 179, 14; 102x64«z«z Einfassung, 103x66«z«z PI. Berlin. (Letztere ihrerseits
ist wieder kopiert vom Monogrammisten H B, P. II, 144, 3 in Dresden, wobei der heilige Andreas nach Schongauer
B. 35, der heilige Johannes der Täufer nach dem Meister W /£, L. 17 gegenseitig kopiert hinzugefügt.)
Die größte und kleinste Ausführung sind bezeichnet; von der zweiten läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen,
ob sie wirklich unbezeichnet war, da das einzige bekannte Exemplar bis an die Einfassung verschnitten ist und der
Meister bei andern Stichen öfter die Bezeichnung außerhalb der Einfassungslinien anbringt. Jedenfalls kann ihre
1 Der auch von Meckenem in der Kopie lortgelassen wäre. Den Stichen Meckenems G. 285 und 560 liegt die gleiche Vorlage (verlorenes
Original des Meisters der Berliner Passion?) zugrunde.
2 76 bei Lehrs in seiner Monographie veröffentlicht; der 77. ist die Darstellung eines Kampfes zwischen einem Ritter auf einem hinten
ausschlagenden Rosse und einem kniendenKnecht vor einem Zelte (offenbar zurFolge L. 22—29 gehörig) in der Sammlung Rothschild. 119X89w;fK BL
Ein zweites Exemplar der Monstranz L. 73 fand ich vor mehreren Jahren in der Kupferstichsammlung Seiner Durchlaucht des Fürsten Salm-Salm in
Anholt (Kreis Borken). Wasserzeichen: gotisches JI.
Kupferstich. P. II, 179, 14.
der Einfassung noch horizontale eingestochene gleichmäßige Schraffen
sichtbar sind, die entweder einen Streifen 1 eines Pfeiiers, einer Mauer oder
etwas ähnliches darstellen sollen oder aber einem andern Stich des Meisters
angehören könnten, der dicht daneben auf derselben Platte gestochen mit
der Gregor-Messe diese Einfassungslinie teilen würde. Die Stigmatisation
des heiligen Franz ist aber bestimmt dieser dort abgeschnittene zweite
Stich nicht, weil dort solche Linien fehlen. Vielleicht gibt oder gab es also
noch ein drittes Blättchen dieser Art von der Hand des W
Da die beigegebene Abbildung eine weitere Beschreibung überflüssig
macht, will ich nur die Abweichungen des Stiches von der Kopie Meckenems
anführen. Bei"W/^ kreuzt der Heiland die Hände vor der Brust, während
Meckenem, offenbar des von ihm in den Stichen G. 136 und 142 dargestellten
»echten« Gregor-Bildes in Santa Croce in Rom wegen die Hände Christi vor
dessen Leib gekreuzt sein läßt. Bei dem niederländischen Meister zeigen
die Kasel des Papstes wie die Dalmatiken der beiden Diakone kein Brokat-
muster (das der Bocholter Stecher hinzufügt), wohl aber ist auf der Kasel
ein Kreuz mit Kruzifixus gestickt. Die drei Würfel im Hintergrund sind
nicht verteilt, sondern zusammen im Winkel zwischen Kreuz und Hahn
untergebracht; die Stelle zwischen der Geißelsäule, dem Kopf des Pilatus
und dem Vorhang nehmen gekreuzt Hammer und Zange ein. Der Mauer-
bogen links oben ist nicht gequadert; über dem Altarbaldachin sind keine
Schnüre angedeutet. Die Kerze rechts ist glatt (nicht gewunden). Auf dem
Altar zwischen der rechten Hand des Papstes und dem Gesicht des Diakons
ist ein aufgeschlagenes Meßbuch sichtbar. Die quadratischen Platten des
Fußbodens sind kleiner und im Sinne des Schachbrettes schraffiert.
Daß der Stich in der Tat das gesuchte Original des Meisters W ist, beweisen Zeichnung und Technik. Man
vergleiche zum Beispiel die merkwürdig steife Wiedergabe der rundlichen rechten Hand des Papstes mit der Linken der
Madonna L. 4 oder die Linke des rechts knienden Diakons mit jener der Madonna L. 3. Der Kopf des Papstes mit der
knolligen Nase und dem breiten Nasenrücken erinnert an die Kopfbildung der beiden knienden Verehrer des heiligen
Ouirinus L. 19, das Antlitz Christi und des Judas an den heiligen Petrus L. 11. Für den steifen, eckig gebrochenen
Faltenwurf bieten fast alle figürlichen Darstellungen des W besonders der heilige Martin L. 18 und die Madonnen
L. 2 und 4, reichliche und in die Augen springende, wenn auch schwer mit Worten zu beschreibende Belege. Auch
die Technik ist die gleiche: die kleinen zur Modellierung der Fleischpartien verwendeten Strichelchen im Gesicht
des Papstes und des rechts knienden Diakons zeigen im Oeuvre des W ^ besonders die große Madonna L. 4 im
Gesicht, Christus und die beiden Schergen des Kalvarienberges L. 8 in der Schattierung der Körper. Die sonst
angewendeten klaren Kreuzlagen kehren in der Apostelfolge L. 11 —15 wieder. Damit dürfte die Eigenhändigkeit
wohl genügend belegt sein.
Die Gregor-Messe wäre demnach der 78. Stich s des Meisters W/^, der bekannt wird. Er gewinnt an Interesse
durch eine bisher unbekannt gebliebene Beziehung zu drei gleichfalls die Gregor-Messe darstellenden Stichen des
Monogrammisten I^M von Zwolle.
Ihrer Größe nach geordnet sind es:
I. Die größte Gregor-Messe, B. VI, 98, 14; 323x224««« Einfassung; London, München, Paris, Wien, Albertina.
II. Die mittlere Gregor-Messe, unbeschrieben, 152 X 124»zw? Einfassung; Bautzen, Gersdorffsche Bibliothek. Von
Herrn Geheimrat Lehrs vor mehreren Jahren aufgefunden.
III. Die kleinste Gregor-Messe; P.II, 179, 14; 102x64«z«z Einfassung, 103x66«z«z PI. Berlin. (Letztere ihrerseits
ist wieder kopiert vom Monogrammisten H B, P. II, 144, 3 in Dresden, wobei der heilige Andreas nach Schongauer
B. 35, der heilige Johannes der Täufer nach dem Meister W /£, L. 17 gegenseitig kopiert hinzugefügt.)
Die größte und kleinste Ausführung sind bezeichnet; von der zweiten läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen,
ob sie wirklich unbezeichnet war, da das einzige bekannte Exemplar bis an die Einfassung verschnitten ist und der
Meister bei andern Stichen öfter die Bezeichnung außerhalb der Einfassungslinien anbringt. Jedenfalls kann ihre
1 Der auch von Meckenem in der Kopie lortgelassen wäre. Den Stichen Meckenems G. 285 und 560 liegt die gleiche Vorlage (verlorenes
Original des Meisters der Berliner Passion?) zugrunde.
2 76 bei Lehrs in seiner Monographie veröffentlicht; der 77. ist die Darstellung eines Kampfes zwischen einem Ritter auf einem hinten
ausschlagenden Rosse und einem kniendenKnecht vor einem Zelte (offenbar zurFolge L. 22—29 gehörig) in der Sammlung Rothschild. 119X89w;fK BL
Ein zweites Exemplar der Monstranz L. 73 fand ich vor mehreren Jahren in der Kupferstichsammlung Seiner Durchlaucht des Fürsten Salm-Salm in
Anholt (Kreis Borken). Wasserzeichen: gotisches JI.